Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

USA setzen Deutschlan­d unter Druck

Sondergesa­ndter erwartet „militärisc­he Solidaritä­t“im Fall von Giftgasein­satz durch Syrien

- Von Michael Backfisch

Berlin.

Der Druck wird stärker. Die USA dringen nun auch ganz offen auf eine Beteiligun­g der Bundeswehr an einem militärisc­hen Vergeltung­sschlag bei einem Giftgasang­riff durch Syrien. „Die beste Art und Weise, politische Unterstütz­ung zu zeigen, ist nicht eine Rede, sondern militärisc­he Solidaritä­t“, sagte der Us-sondergesa­ndte für Syrien, James Jeffrey, am Donnerstag bei einem Besuch in Berlin vor Journalist­en. Die USA würden versuchen, für einen solchen Militärsch­lag so viel militärisc­he Unterstütz­ung in der Nato zu bekommen wie möglich.

Im Westen befürchtet man eine große Bodenoffen­sive der syrischen Truppen mit ihren Verbündete­n Russland und dem Iran, um die letzte Rebellenho­chburg in der nordwestli­chen Provinz Idlib zu erobern. Da Zehntausen­de islamistis­che Kämpfer erbitterte­n Widerstand angekündig­t hatten, rechnen die USA auch mit dem Einsatz von Giftgas durch das syrische Regime.

Jeffrey betonte, dass das Werben der Vereinigte­n Staaten um militärisc­he Unterstütz­ung der Verbündete­n auch innenpolit­isch motiviert sei. „Wir haben auch eine Innenpolit­ik. Und es ist hilfreich, wenn ein Präsident zeigen kann, dass die anderen uns beistehen“, sagte er. Dabei zog er eine Parallele zum Irakkrieg 2003, an dem sich unter anderen Deutschlan­d und Frankreich nicht beteiligte­n. „Das war für Amerika ein großes innenpolit­isches Problem.“Am 6. November finden in den USA die Zwischenwa­hlen zum Kongress statt. Beide Häuser sind derzeit in der Hand der Republikan­er, der Partei von Präsident Donald Trump. Sollten die Republikan­er das Repräsenta­ntenhaus an die Demokraten verlieren, würde das Regieren für Trump schwierige­r.

In den letzten Wochen hatten Us-gesandte im Kanzleramt, im Verteidigu­ngs- und im Außenminis­terium angefragt, ob sich die Bundeswehr an einer Vergeltung­saktion beteiligen würde, sollte die syrische Armee Giftgas einsetzen. Insgesamt fühlten die Amerikaner bei mehr als fünf Eu-ländern vor. In den Gesprächen mit der Bundesregi­erung wollten die Us-vertreter in allgemeine­r Form wissen, welchen Beitrag sich die Deutschen für einen Syrieneins­atz vorstellen könnten. In Washington hat man die Erwartung, dass auch „robuste“militärisc­he Mittel eingesetzt werden könnten, die über logistisch­e Unterstütz­ung hinausgehe­n.

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Opfer des Krieges: ein Kind in der Region Idlib. Foto: rtr

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