Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Grütters: Suche nach Ns-raubkunst fortsetzen
Berliner Martin-gropius-bau bietet sowohl einen Blick auf die Nazi-aktion „Entartete Kunst“als auch auf den Kunstraub
Berlin.
Die Suche nach Ns-raubkunst in deutschen Museen und Sammlungen muss nach Ansicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) auch über den Fall Gurlitt hinaus weitergehen. „Es ist unsere bleibende historische Verpflichtung, dieses perfide Kapitel der Ns-gewaltherrschaft rückhaltlos aufzuklären“, sagte Grütters anlässlich der Eröffnung der Gurlitt-ausstellung in Berlin.
Nach zwei Einzelausstellungen in Bern und Bonn bietet der Berliner Martin-gropius-bau von heute an sowohl einen Blick auf die Nazi-aktion „Entartete Kunst“als auch auf den Ns-kunstraub.
Grütters appellierte vor allem an private Sammler, sich ebenfalls dieser Verantwortung zu stellen. Auch Kunsthändler und Galerien müssten ihre Archive öffnen und der Forschung zugänglich machen. „Je mehr man weiß und je mehr Wissen zugänglich und verfügbar ist, umso mehr kann man auch aufklären“, sagte sie. „Hier sind alle gefordert, an fairen und gerechten Lösungen mitzuwirken.“
Der Fall des Kunsthändler-sohnes Cornelius Gurlitt hatte vor fünf Jahren international für Aufsehen gesorgt. Seine Sammlung stand im Verdacht, einstigen jüdischen Besitzern während der Nazi-zeit geraubt worden zu sein. Trotz jahrelanger intensiver Forschung haben sich bisher allerdings erst sechs der rund 1500 Kunstwerke eindeutig als Ns-raubkunst erwiesen. Grütters verteidigt gleichwohl das Vorgehen der Behörden. „Wir waren gegenüber den damaligen Opfern, aber auch der Weltöffentlichkeit zur zügigen, gründlichen und transparenten Aufklärung verpflichtet.“Niemand habe voraussehen können, welcher Verdacht auf Raubkunst sich tatsächlich belegen lasse, sagte sie.
Das 2015 gegründete Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg bearbeitet Grütters zufolge derzeit den Fall Gurlitt weiter. Ursprünglich war das Projekt dort nach der zweijährigen Arbeit einer Taskforce auf ein Jahr begrenzt.
Die Mittel für das Zentrum wurden in diesem Jahr nochmals um rund eine Million auf insgesamt 7,4 Millionen Euro erhöht. Auch die sogenannte Beratende Kommission, die in Streitfällen berät und Empfehlungen ausspricht, wurde reformiert. Zudem seien die bisherigen Ergebnisse der Taskforce im Netz eingestellt und für die internationale Forschung verfügbar, sagte Grütters. (dpa)