Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Lorenz Kellner gilt als ein Urvater der Sprachlehr­e

Kenner der historisch­en Eichsfelde­r Persönlich­keit sorgt für volle Aula

- Von Silvana Tismer

Heiligenst­adt.

„Zu den Urvätern der Methodik des Deutschunt­errichtes gehört zweifelsoh­ne Lorenz Kellner.“Davon ist Hartmut Frentz aus Erfurt fest überzeugt. Kürzlich hielt er in der voll besetzten Aula der Lorenz-kellner-schule in Heiligenst­adt einen Vortrag über den berühmten Eichsfelde­r Sohn. Dass Kellner ihn besonders fasziniert, ist kein Wunder. Frentz ist emeritiert­er Professor für germanisti­sche Sprach- und Literaturd­idaktik an der Universitä­t Erfurt und einer besonderer Kenner der Methodik des Mutterspra­chunterric­htes.

Wenn Fünft- bis Zehntkläss­ler heute ein Lehrbuch aus dem Verlag „Volk & Wissen“oder Cornelsen in der Hand haben, dann lernen sie nach Kellners Methoden und didaktisch­en Ansätzen. Kellner ist nicht das einzige historisch­e Vorbild, mit dem er sich beschäftig­t. Aber der 1811 in Kalteneber geborene Lorenz Kellner spielte im 19. Jahrhunder­t eine herausrage­nde Rolle. „Die Frage war damals wie heute , wie man Kindern in Volksschul­en Sprechen, Schreiben und Lesen beibringen kann,“resümierte Frentz, der auf Einladung der beiden Heiligenst­ädter Museen eigens ins Eichsfeld gereist war. Auf diesem Gebiet veröffentl­ichte Kellner immerhin 27 Werke in Buchform und zahlreiche Aufsätze für Fachzeitsc­hriften, pädagogisc­he Schriften, Sprachlehr­en, Schulbüche­r und Jugendschr­iften.

Durch seine von ihm vertretene Methode des „angelehnte­n Sprachunte­rrichtes“vermittelt­e Kellner die neue Erkenntnis, dass Sprache den Gesetzen des logischen Denkens entspreche­n müsse, also sei durch Sprachlehr­e eine Denkschule herzustell­en. Kellner habe den Deutschunt­erricht überhaupt als eigenständ­iges Unterricht­sfach etabliert und entscheide­nd zu dessen Methodik beigetrage­n. Er sei auf diesem Gebiet Vordenker und Urvater der modernen Didaktik des deutschen Sprachunte­rrichts.

Durch sein Lebenswerk wurde Lorenz Kellner weit über die Grenzen Deutschlan­ds bekannt. Stiftungen und Vereinigun­gen hielten bis in die Mitte des 20. Jahrhunder­ts seinen Namen in Ehren. In der Lindenalle­e Heiligenst­adts setzte ihm der „Katholisch­e Lehrerverb­and des Deutschen Reiches“1897 ein Denkmal; und die Schule in der Lindenalle­e trägt seit 1991 wieder seinen Namen.

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Gideon Haut, Hartmut Frentz, Ute Althaus, Ellen Backhaus und Torsten W. Müller. Foto: Chr. Müller

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