Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Razzia im Mordfall Peggy
17 Jahre nach dem ungeklärten Mord an einer Neunjährigen verfolgt die Polizei eine neue Spur
Lichtenberg/berlin.
Es war im Sommer vor zwei Jahren, als ein Pilzsammler in einem thüringischen Wald auf menschliche Knochen stieß – die sterblichen Überreste eines Mädchens, das 2001 auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwunden war. Um die damals neunjährige Peggy aus dem fränkischen Lichtenberg spinnt sich einer der rätselhaftesten Vermisstenfälle Deutschlands. Nun ist der Polizei anscheinend ein später Durchbruch gelungen.
Im Zentrum der Ermittlungen steht jetzt ein 41-jähriger Mann, der früher ebenfalls in Peggys Heimatort lebte. Die Polizei durchsuchte am Mittwoch ein 50 Kilometer von Lichtenberg entferntes Gehöft, auf dem Manuel S. heute wohnt. Der Mann habe bereits früher zum „relevanten Personenkreis“im Zusammenhang mit Peggys Verschwinden gezählt, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Nun sei er wieder in den Fokus gerückt. Die überraschende Wende hängt mit dem Skelettfund vor zwei Jahren zusammen: Seinerzeit schleppten die Ermittler in der Hoffnung auf neue Spuren Säcke voller Erde aus dem Wald. Jetzt, berichten die Behörden in nüchternen Worten, liegen Untersuchungsergebnisse zu den Spuren vom Fundort der Knochen vor, weswegen „bereits bestehende polizeiliche Erkenntnisse“neu bewertet würden. Weitere Ermittlungsschritte hätten diese Verdachtsmomente untermauert. Weiter ins Detail gehen die Behörden nicht. Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken sagt, es sei „ein entscheidender Schritt, aber noch nicht die Lösung“. Fest steht: Gegen den 41Jährigen wird ermittelt, er wurde vernommen und danach wieder entlassen. Neben seinem Gehöft in Nordbayern wurde auch ein Haus in Lichtenberg durchsucht.
Wer ist Manuel S.? Als das als ausgesprochen fröhlich und arglos geltende Mädchen mit den strahlend blauen Augen vor 17 Jahren verschwand, beteiligte er sich an einer von der örtlichen Feuerwehr organisierten Suchaktion. Doch schon bald geriet er ins Visier der Ermittler. Nach Informationen der „Neuen Presse Coburg“ist er bereits mehrmals vernommen worden. Demnach kamen die Ermittler im Juli 2002 zum Ergebnis, dass Manuel S. „als möglicher Täter ausgeschlossen werden“könne. Eine Einschätzung, die die „Soko Peggy“nun offenbar revidiert. Auffällig ist die Verbindung zwischen Manuel S. und einem Mann, der bereits 2004 in der Sache vor Gericht stand: Der geistig zurückgebliebene Ulvi K. wurde damals als Peggys Mörder verurteilt, jedoch zehn Jahre später in einem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen. Zur Verurteilung hatte maßgeblich die Mutter von Manuel S. beigetragen, die Ulvi K. ein Jahr nach der Tat plötzlich schwer belastete. Sie habe ihn im Regen auf einer Bank im Ort sitzen sehen – für die Ermittler ein Beweis, dass Ulvi K. als Täter infrage käme. Der hatte zuvor jedoch ausgesagt, Manuel S. habe die Leiche des Mädchens weggeschafft. Laut „Neue Presse Coburg“sollen die beiden Männer seit gemeinsamen Jugendtagen verfeindet sein.
Nicht die einzige Ungereimtheit. Im vergangenen Jahr hatte sich eine Gruppe von Bürgern aus Lichtenberg mit einem „Hilferuf“an die Öffentlichkeit gewandt und den Behörden Schlamperei vorgeworfen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Polizei endlich zu einem Ergebnis kommt.
Bürger werfen Polizei Versagen vor