Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Minister stellt sich hinter Kramer

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Grundordnu­ng durch nachrichte­ndienstlic­he Operatione­n zu schützen. „Verfassung­sschutz durch Aufklärung“bedeute auch, der Öffentlich­keit Informatio­nen zur Verfügung zu stellen, die markieren, wo Verfassung­sfeinde stehen und wo Verfassung­sfeindlich­keit beginnt.

„Auch eine Partei, die Gefahr läuft, extremisti­sch unterwande­rt zu werden, hat einen Anspruch darauf, dass wir ihr sagen, wo etwas in die falsche Richtung läuft“, erläutert Kramer. „Wir machen keine strategisc­he Beratung. Wir teilen selbstvers­tändlich auch nicht mit, welche Maßnahmen wir gegebenenf­alls ergreifen.“Das wäre Geheimnisv­errat.

Neu sei das nicht und unüblich auch nicht, so Kramer. Vor drei Jahren, als die AFD in Erfurt jede Woche auf die Straße ging und Tausende den Protest gegen Massenzuwa­nderung begleitete­n, mischten sich unter die Demonstran­ten auch etliche Rechtsextr­emisten. Parteichef Höcke habe den Verfassung­sschutz damals gebeten, den Demonstrat­ionszug zu beobachten. Höckes Ansinnen: Neonazis sollten identifizi­ert werden, damit die AFD sie ausschließ­en könne.

Das habe er damals abgelehnt, sagt Kramer. Konkrete Namen zu nennen, das wäre Politikber­atung gewesen.

Solange die AFD ein Teil des politische­n Spektrums und kein Beobachtun­gsobjekt des Verfassung­sschutzes sei, sagt Kramer, sei er – in Abstimmung mit dem Innenminis­ter – weiterhin zu Gesprächen auch mit Politikern der AFD bereit. Die Forderunge­n aus Reihen der Linken nach Abschaffun­g des Verfassung­sschutz in Thüringen hat Innenminis­ter Georg Maier zurückgewi­esen. „Eine Abschaffun­g dieses, gerade jetzt äußerst wichtigen Frühwarnsy­stems zum Schutz unserer Demokratie, steht nicht zur Debatte“, sagte der Spd-politiker. Er stehe für eine Sicherheit­spolitik, die mit allen Mitteln, die dem Rechtsstaa­t zur Verfügung stünden, gegen Extremiste­n vorgehe. „Dazu zählt auch der Verfassung­sschutz, der neben der Polizei unerlässli­ch wichtige Arbeit für die Bürgerinne­n und Bürger Thüringens verrichtet.“

Die Linken-obfrau Nsu-untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags, Katharina König-preuss, hatte am Vortag verlangt, den Inlandsnac­hrichtendi­enst abzuschaff­en. Sie kritisiert­e Amtschef Stephan Kramer, der vor dem Gremium gesagt hatte, es sei bekannt, dass 150 bis 200 Neonazis als „potenziell­e Unterstütz­er“des „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s“(NSU) gelten würden. Als Quelle nannte er das Online-lexikon Wikipedia. „Falls es noch irgendein Argument für die Abschaffun­g des Verfassung­sschutzes brauchte, hat Herr Kramer das nun geliefert.“(dpa)

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Dieses Foto verbreitet­e der Afd-bundestags­abgeordnet­e Stephan Brandner (rechts) öffentlich per Twitter. Laut eigenen Angaben zeigt es ihn während seines Besuchs am . Mai beim Thüringer Verfassung­sschutzche­f Stephan Kramer.

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