Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Mahnmal in Buchenwald sollte Sinnbild des Widerstandes sein
Vor 60 Jahren wird der Glockenturm und Stelenweg am Südhang des Ettersberges eingeweiht. Die DDR stilisiert den Ehrenhain zum Bau des Volkes
Weimar.
Als das Mahnmal auf dem Ettersberg im September 1958 eingeweiht wird, ist die Befreiung des Konzentrationslagers bereits 13 Jahre her. Dazwischen liegen die Weiternutzung des Geländes als sowjetisches Speziallager mit über 7000 Toten, die Verfolgung der „roten Buchenwald-kapos“durch den Sed-flügel um Walter Ulbricht, in deren Folge der Buchenwalder Ernst Busse im Gulag stirbt, sowie der Abriss des Lagerinventars.
Ungeachtet dessen dient das Lager als Ort der Mahnung. Schon die Amerikaner führen internationale Delegationen und Us-militärs durch das KZ. Überliefert ist, dass dafür Leichenstapel immer wieder neu aus gerade verstorbenen Häftlingen rekonstruiert wurden, um so den Ursprung des Schreckens zu erhalten. Während der Zeit des Internierungslagers finden im Krematorium, dem Ort der Ermordung des Kpd-führers Ernst Thälmann, bereits Gedenkfeiern statt. Internierte berichten nach der Wende, dass das Krematorium dafür durch einen Bretterzaun vom Barackenlager separiert gewesen ist.
Die Amerikaner befürworten Pläne von Buchenwald-überlebenden, das Lager „allen Nationen als Mahnmal für ihre kommenden Geschlechter“zu erhalten. Nach dem Besatzungswechsel ist die Umsetzung aber aus den genannten Gründen nicht möglich. Ersatzweise gibt es Überlegungen für Ehrenmale auf dem Weimarer Hauptfriedhof oder auf dem damaligen „Platz der 51000“. Für den 2. Buchenwaldtag am 12./13. April 1947 wird auf dem Goetheplatz in der Weimarer Innenstadt ein großer roter Winkel errichtet. Die Gedenkfeier zum dritten Jahrestag findet am damals noch erhaltenen Bismarkturm am Südhang des Ettersberges statt.
Ende der 1940er kommt im Zuge der Auflösung der Speziallagers Bewegung in die Debatte. Während auf der Nordseite auch auf Betreiben führender Buchenwalder der offizielle Abriss der Baracken beginnt, forciert nicht zuletzt durch Plünderer, richtet sich der Blick für die Gedenkanlage auf den Südhang mit großen Grabtrichtern. Anfang 1951 beschließt der Ddrministerrat die Errichtung der Nationalen Gedenkstätte Buchenwald als zentrale Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus und Sinnbild des Widerstandes.
Abermals dauert es Jahre, ehe der Bau beginnt. Entwürfe werden verworfen, auch Bildhauer Fritz Cremer muss bei seiner Plastik nachbessern. Aus dem Eröffnungstermin am 16. April 1956, dem 70. Geburtstag Ernst Thälmanns, wird nichts. Immerhin findet zwei Wochen später die Grundsteinlegung statt. Den Bau des Mahnmals hat die Künstlergruppe pink tank für ihre Ausstellung „Mahnmal im Kollektiv“* rekapituliert. Zur Aufbau-propaganda gehörten eine große Spendenaktion und Arbeitseinsätze der Bevölkerung. 944 Frauen und 3551 Männer aus Weimar , Thüringen und der gesamten DDR leisteten bis Juli 1958 fast 33 500 Arbeitsstunden. Zur Eröffnung am 14. September 1958 kamen Tausende. Nahezu zeitgleich erschien in der DDR der Roman „Nackt unter Wölfen“von Bruno Apitz.
Ausstellung im Stadtmuseum Weimar, bis 4. November, Di– So, 10–17 Uhr