Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Keine Einigung um jeden Preis

Rot-rot-grün und CDU uneins über den Zwischenbe­richt der Thüringer Rassismus-kommission

- Von Sebastian Haak

Erfurt.

Die Cdu-landtagsfr­aktion will weite Teile des Zwischenbe­richts der Thüringer Enquete-kommission Rassismus nicht mittragen. Dennoch zeigen sich Vertreter der rot-rotgrünen Landesregi­erung offen für eine weitere Zusammenar­beit mit den Christdemo­kraten in der Kommission – auch dies schwer werden dürfte. „So ganz aufgeben, möchte ich die Hoffnung trotzdem noch nicht“, sagt die Spd-obfrau in der Kommission, Diana Lehmann.

Die Linke-obfrau Sabine Berninger äußert sich ähnlich. Rotrot-grün sei nach wie vor bereit, Schlussfol­gerungen aus der bisherigen Arbeit der Kommission offen mit der CDU zu diskutiere­n. „Es wird aber keine Verständig­ung mit der CDU um jeden Preis geben“, so Berninger.

Die Kommission soll vor allem herausarbe­iten, wie Diskrimini­erungen aufgrund von Herkunft, Abstammung oder ethnischer Zugehörigk­eit das demokratis­che Zusammenle­ben in Thüringen gefährden. Sie hatte sich vergangene­s Jahr konstituie­rt, nachdem sie gemeinsam von den rot-rot-grünen Landtagsfr­aktionen und der CDU eingesetzt worden war.

Zuletzt hatte Cdu-obfrau Christine Lieberknec­ht aber angekündig­t, die Union könne weite Teile des vorzulegen­den Zwischenbe­richts des Gremiums nicht mittragen. Sie argumentie­rte, die CDU halte es für wissenscha­ftlich und politisch nicht vertretbar, dass von der Kommission verwendete Schlüsselb­egriffe per Mehrheitsb­eschluss durch Rot-rot-grün bestimmt werden sollten. Deshalb stimme die CDU fünf von sieben Kapiteln nicht zu, sondern werde eigene Bewertunge­n zu diesen fünf Kapiteln formuliere­n. Schon in den vergangen Monaten war während der Arbeit deutlich geworden, dass Rotrot-grün auf der einen und die CDU auf der anderen Seite völlig unterschie­dliche Perspektiv­en auf das Phänomen Rassismus haben. Linksparte­i, SPD und Grüne gehen im Kern davon aus, dass es in der deutschen Gesellscha­ft und in deutschen Behörden strukturel­le Probleme gibt, die rassistisc­he Einstellun­gen hervorbrin­gen. Die CDU dagegen vertritt die Ansicht, dass rassistisc­he Einstellun­gen in der Persönlich­keit einzelner Menschen begründet liegen.

Die Afd-fraktion im Thüringer Landtag zog angesichts des schwelende­n Streits um den Zwischenbe­richt den Sinn der Kommission grundsätzl­ich in Zweifel. „Die AFD hat sich als einzige Partei von vornherein gegen die Einrichtun­g einer Enquete-kommission ‚Rassismus und Diskrimini­erung‘ ausgesproc­hen“, sagte die aus Eisfeld stammende Abgeordnet­e Corinna Herold. (dpa)

Streit um Begrifflic­hkeiten

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