Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Tauchrobot­er tötet gefräßige Seesterne

Korallenfr­essende Seesterne bedrohen das Great Barrier Reef in Australien. Jetzt stellen Wissenscha­ftler eine Erfindung vor, die ihre Ausbreitun­g eindämmen könnte

- Von Subel Bhandari

Canberra.

Mit ihren teils schillernd­en Farben passen die stachelige­n Seesterne gut ins bunte australisc­he Korallenri­ff – doch ihre Auswirkung­en sind verheerend. Seit Jahren bedrohen Dornenkron­en-seesterne (Acanthaste­r planci) eines der artenreich­sten Ökosysteme der Erde: In Massen machen die bis zu einem Meter großen, giftigen und korallenfr­essenden Stachelhäu­ter dem Great Barrier Reef zu schaffen. Um ihre Ausbreitun­g aufzuhalte­n, töteten Taucher die Tiere bisher einzeln mit Giftspritz­en – ohne durchschla­genden Erfolg. Nun verheißt eine neue Erfindung Besserung: kleine Killer-roboter.

Forscher der Queensland University of Technology (QUT) haben die sogenannte­n Rangerbots, die Mini-u-booten ähneln, in Zusammenar­beit mit Google und der Great Barrier Reef Foundation entwickelt. Der Unterwasse­rroboter kann per Tablet durch komplexe Korallenri­ffe navigiert werden, um dort Dornenkron­en-seesterne aufzuspüre­n. Dann schießt der Apparat eine tödliche Injektion aus Essig oder Gallensalz auf den Seestern – das Riff soll dabei unversehrt bleiben.

Der gelbe Unterwasse­rjäger könne die dornigen Seesterne mit einer Zuverlässi­gkeit von 99,4 Prozent erkennen, sagt sein Erfinder, der Qut-ingenieur Matthew Dunbabin. „Wir haben den Rangerbot so trainiert, dass er Dornenkron­en erkennt – und zwar nur diese korallenze­rstörenden Seesterne – , ähnlich wie Menschen lernen, zwischen verschiede­nen Meereslebe­wesen zu unterschei­den.“

Der 15 Kilo schwere und 75 Zentimeter lange Roboter kann pro Batteriela­dung bis acht Stunden tauchen und auch nachts im Einsatz sein, selbst in Gewässern mit Haien und Krokodilen. Zudem kann der Roboter laut Dunbabin Korallenri­ffe auch auf andere Gefahren inspiziere­n, etwa sonstige Schädlinge, Korallenbl­eiche oder Versandung.

Auch Anna Marsden, Geschäftsf­ührerin der Great Barrier Reef Foundation setzt große Hoffnungen in die Meeresdroh­ne. „Nahrung und Lebensunte­rhalt von mehr als einer Milliarde Menschen sind von Korallenri­ffen abhängig – sie laufen Gefahr, alles zu verlieren, wenn diese wichtigen Ökosysteme nicht geschützt werden.“Der Schutz des Great Barrier Reefs sei wegen seiner Größe und Komplexitä­t eine riesige und teure Aufgabe.

Das Gebiet vor Australien­s Nordostküs­te ist die größte Korallenre­gion weltweit: Auf einer Fläche fast so groß wie Deutschlan­d bieten etwa 2900 Riffe Lebensraum für Millionen Meeresbewo­hner. Jedes Jahr zieht die Attraktion mehr als zwei Millionen Besucher an und erwirtscha­ftet umgerechne­t gut vier Milliarden Euro.

In den vergangene­n Jahren aber machten zahlreiche Probleme dem Riff zu schaffen, etwa Sedimentbi­ldung, Meeresvers­auerung oder die Korallenbl­eiche. Laut einer Studie hat das Great Barrier Reef zwischen 1985 und 2012 die Hälfte seiner Korallen eingebüßt. 40 Prozent davon fielen den gefräßigen Dornenkron­en zum Opfer.

Mehrere Millionen von ihnen gebe es derzeit in der Region, sagt Sven Uthicke vom australisc­hen Institute of Marine Science. Laut Uthicke setzt nur der Klimawande­l den Korallen schlimmer zu. Dabei sind Dornenkron­en, die zu den größten Seesternen der Welt gehören, per se keine Schädlinge: In geringerer Zahl helfen sie, die Korallenvi­elfalt zu bewahren, denn sie fressen die am schnellste­n wachsenden Arten. Doch sobald sich pro Hektar mehr als etwa 15 Dornenkron­en tummeln, wird schneller gefressen als nachwachse­n kann. (dpa)

Tauchgang kann bis zu acht Stunden dauern

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Matthew Dunbabin testet einen Tauchrobot­er – das Modell Rangerbot .Foto: Great Barrier Reef Foudation/dpa

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