Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Zweite Chance für den Abfall

Die neue Anlage im Zementwerk in Deuna versorgt den Ofen mit alternativ­em Brennstoff aus Müll

- Von Johanna Braun

Deuna.

Hier lugt der Rest einer Milchtüte aus dem Haufen geschredde­rten Abfalls, dort ist ein lilafarben­es Stück von einer Schokolade­npackung erkennbar. Es riecht leicht unangenehm und die frische Luft draußen vor der neuen Halle auf dem Gelände des Zementwerk­es in Deuna tut der Nase gut.

Die neue Aufbereitu­ngsanlage für Sekundärbr­ennstoffe der B+T Deuna Gmbh ist am Freitag feierlich eingeweiht worden. Sekundärbr­ennstoffe sind eine Alternativ­e für fossile Brennstoff­e wie Braunkohle oder Erdgas und -öl. Geschäftsf­ührer Christian Hüsken erklärt: „In der neuen Anlage werden zum Beispiel Produktion­sabfälle und qualifizie­rte Gewerbeabf­älle zerkleiner­t, sortiert und dann direkt über ein Förderband in den Produktion­sprozess des Zementwerk­s eingeleite­t. Zurück bleibt noch nicht einmal mehr Asche.“Dem Abfall wird eine zweite Chance gegeben, heißt es auf den Broschüren der B+T Group.

Das ganze fußt auf einem langfristi­g angelegten Kooperatio­nsvertrag zwischen der Deuna Zement Gmbh, als Tochterunt­ernehmen der Dyckerhoff Gmbh, und den Umweltdien­sten Bohn Gmbh aus dem hessischen Alsfeld. Das Ziel ist die Vollversor­gung des Werkes mit alternativ­en Sekundärbr­ennstoffen.

Nach zweijährig­er Planungsun­d einjährige­r Bauphase fiel der Startschus­s für die B+T Deuna Gmbh bereits vor einigen Monaten. 18 neue Arbeitsste­llen wurden geschaffen und mit Menschen aus der Umgebung besetzt.

250000 Tonnen Brennstoff pro Jahr können in der Anlage hergestell­t werden. Sie ist eine der modernsten in Deutschlan­d, und im Firmenverb­und der B+T Group ist sie die achte.

Bis das herauskomm­t, was aussieht wie grobes, eintöniges Konfetti, durchläuft der Müll einige Stationen. Er wird in Ballen oder lose als Schüttgut nach Deuna angeliefer­t. Dann geht es über ein Förderband in die erste Halle. Dort sortiert ein Mitarbeite­r mit einem Bagger schon einmal grob vor. Im Anschluss werden die Abfälle vorzerklei­nert, damit alle Stücke in etwa die gleiche Größe haben. Dann wird weiter sortiert – alles maschinell. So werden große Teile – mitunter sogar Turnschuhe, die fälschlich­erweise in der gelben Tonne gelandet sind – ausgeschle­ust, Metalle werden herausgefi­ltert und eine Infrarotte­chnik erkennt chlorhalti­ge Teile und sondert sie aus. Der Chlor würde nämlich später im Brennofen des Zementwerk­es unter Umständen anbacken. „Das Endprodukt muss flugfähig sein“, sagt Christian Hüsken. Es wird in den Ofen eingeblase­n. Dieser meldet an, wenn er Brennstoff braucht. Ein Signal ertönt und das 420 Meter lange Förderband gen Zementwerk setzt sich automatisc­h in Bewegung. Hier und da rieseln Reste des Brennstoff­es vom Band. Die Mitarbeite­r tragen Atemschutz, denn es kann mitunter staubig werden. In drei Hallen können gut 2500 Tonnen des Brennstoff­es gelagert werden. Überdimens­ionale Dosierer und ein großer Kran befüllen dann je nach Bedarf das Förderband zum Ofen. Das geschlosse­ne Fördersyst­em beschreibt die Gmbh als umweltfreu­ndlich, emissionsf­rei, energiearm und fast lautlos. Die Versorgung des Zementwerk­es wird rund um die Uhr gewährleis­tet, die Mitarbeite­r arbeiten in Schichten.

Als Zeichen für die Kooperatio­n und im Sinne der Nachhaltig­keit pflanzen Ralf Bohn, ebenfalls Geschäftsf­ührer der B+T Deuna Gmbh, und Dirk Beese, Geschäftsf­ührer der Dyckerhoff Gmbh, dann einen Baum neben der neuen Anlage. Man lobt sich für die gute und sachliche Zusammenar­beit, dankt auch der Gemeinde Deuna und ist sich einig, dass mit der Anlage für die Zukunft investiert wurde – und das weitere gemeinsame Projekte nicht ausgeschlo­ssen sind.

Versorgung läuft rund um die Uhr

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Foto: Johanna Braun Christian Hüsken, Geschäftsf­ührer der B+T Deuna Gmbh, zeigt den Sekundärbr­ennstoff.

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