Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Zweite Chance für den Abfall
Die neue Anlage im Zementwerk in Deuna versorgt den Ofen mit alternativem Brennstoff aus Müll
Deuna.
Hier lugt der Rest einer Milchtüte aus dem Haufen geschredderten Abfalls, dort ist ein lilafarbenes Stück von einer Schokoladenpackung erkennbar. Es riecht leicht unangenehm und die frische Luft draußen vor der neuen Halle auf dem Gelände des Zementwerkes in Deuna tut der Nase gut.
Die neue Aufbereitungsanlage für Sekundärbrennstoffe der B+T Deuna Gmbh ist am Freitag feierlich eingeweiht worden. Sekundärbrennstoffe sind eine Alternative für fossile Brennstoffe wie Braunkohle oder Erdgas und -öl. Geschäftsführer Christian Hüsken erklärt: „In der neuen Anlage werden zum Beispiel Produktionsabfälle und qualifizierte Gewerbeabfälle zerkleinert, sortiert und dann direkt über ein Förderband in den Produktionsprozess des Zementwerks eingeleitet. Zurück bleibt noch nicht einmal mehr Asche.“Dem Abfall wird eine zweite Chance gegeben, heißt es auf den Broschüren der B+T Group.
Das ganze fußt auf einem langfristig angelegten Kooperationsvertrag zwischen der Deuna Zement Gmbh, als Tochterunternehmen der Dyckerhoff Gmbh, und den Umweltdiensten Bohn Gmbh aus dem hessischen Alsfeld. Das Ziel ist die Vollversorgung des Werkes mit alternativen Sekundärbrennstoffen.
Nach zweijähriger Planungsund einjähriger Bauphase fiel der Startschuss für die B+T Deuna Gmbh bereits vor einigen Monaten. 18 neue Arbeitsstellen wurden geschaffen und mit Menschen aus der Umgebung besetzt.
250000 Tonnen Brennstoff pro Jahr können in der Anlage hergestellt werden. Sie ist eine der modernsten in Deutschland, und im Firmenverbund der B+T Group ist sie die achte.
Bis das herauskommt, was aussieht wie grobes, eintöniges Konfetti, durchläuft der Müll einige Stationen. Er wird in Ballen oder lose als Schüttgut nach Deuna angeliefert. Dann geht es über ein Förderband in die erste Halle. Dort sortiert ein Mitarbeiter mit einem Bagger schon einmal grob vor. Im Anschluss werden die Abfälle vorzerkleinert, damit alle Stücke in etwa die gleiche Größe haben. Dann wird weiter sortiert – alles maschinell. So werden große Teile – mitunter sogar Turnschuhe, die fälschlicherweise in der gelben Tonne gelandet sind – ausgeschleust, Metalle werden herausgefiltert und eine Infrarottechnik erkennt chlorhaltige Teile und sondert sie aus. Der Chlor würde nämlich später im Brennofen des Zementwerkes unter Umständen anbacken. „Das Endprodukt muss flugfähig sein“, sagt Christian Hüsken. Es wird in den Ofen eingeblasen. Dieser meldet an, wenn er Brennstoff braucht. Ein Signal ertönt und das 420 Meter lange Förderband gen Zementwerk setzt sich automatisch in Bewegung. Hier und da rieseln Reste des Brennstoffes vom Band. Die Mitarbeiter tragen Atemschutz, denn es kann mitunter staubig werden. In drei Hallen können gut 2500 Tonnen des Brennstoffes gelagert werden. Überdimensionale Dosierer und ein großer Kran befüllen dann je nach Bedarf das Förderband zum Ofen. Das geschlossene Fördersystem beschreibt die Gmbh als umweltfreundlich, emissionsfrei, energiearm und fast lautlos. Die Versorgung des Zementwerkes wird rund um die Uhr gewährleistet, die Mitarbeiter arbeiten in Schichten.
Als Zeichen für die Kooperation und im Sinne der Nachhaltigkeit pflanzen Ralf Bohn, ebenfalls Geschäftsführer der B+T Deuna Gmbh, und Dirk Beese, Geschäftsführer der Dyckerhoff Gmbh, dann einen Baum neben der neuen Anlage. Man lobt sich für die gute und sachliche Zusammenarbeit, dankt auch der Gemeinde Deuna und ist sich einig, dass mit der Anlage für die Zukunft investiert wurde – und das weitere gemeinsame Projekte nicht ausgeschlossen sind.
Versorgung läuft rund um die Uhr