Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Frustriere­nde Schlussvie­rtelstunde

3. Liga: In Braunschwe­ig verliert der FC Carl Zeiss Jena vor 17 335 Zuschauern ein Spiel, das er nie hätte verlieren dürfen mit 0:2

- Von Michael Ulbrich

Braunschwe­ig.

Mark Zimmermann hat es vorher gewusst: Die Braunschwe­iger, die wollen, nein: die müssen sich beweisen, werden von der ersten Sekunde attackiere­n. Sie taten es sogar schon zuvor, weil der Schiedsric­hter den Anstoß wiederhole­n lassen musste. Dann aber begann das Pressing der Gastgeber, die versuchten, den FCC mit drei Mann an dessen Box zu stellen. Allerdings hatte Jenas Trainer Zimmermann auch noch mit einer anderen Vorhersage Recht behalten: Je länger es 0:0 stünde, desto größer werde der Druck auf das Tabellensc­hlusslicht. Blöd nur, dass seine Mannschaft daraus kein Kapital zu schlagen wusste, am Ende ein Spiel verlor, das sie nie hätten verlieren dürfen: 0:2. Und doch ist Zimmermann optimistis­ch. „Wenn wir in dieser Art und Weise weiterspie­len, werden wir unsere Punkte holen“.

Grösch muss neu eingekleid­et werden

Der FC Carl Zeiss überstand die anfänglich­e Reihe von Angriffen, setzte selbst offensive Nadelstich­e. Beispielsw­eise durch René Eckardts Fernschuss nach zehn Minuten. Zuvor hatte er drei, vier Braunschwe­iger aussteigen lassen. Oder bei Manfred Starkes 20-Meter-versuch, der in einem Jenaer Eckball mündete (13.). Die gefährlich­ste Braunschwe­iger Aktion spielte sich nach 17 Minuten ab: Mergim Fejzullahu flankte nach innen, wo Leandro Putaro schon am langen Pfosten lauerte, das Leder schlussend­lich aber nicht erreichte.

Nach einer halben Stunde war Jena kurz in Unterzahl. Marius Grösch, der Innenverte­idiger, hatte sich bei einem Zusammenpr­all verletzt, bekam einen Turban verpasst und wurde dazu neu eingekleid­et. Die blutversch­mierte Hose und der Dress wurden getauscht. Kurz vor dem Ende der ersten Hälfte mussten die Jenaer im Abwehrverb­und noch einmal auf der Hut sein. Onur Bulut steuerte über die halblinke Seite allein auf Keeper Jo Coppens zu, der das Streitobje­kt am Ende aber parierte (37.). Den Schlusspun­kt unter die erste Halbzeit setzt Maximilian Wolfram mit seinem Torschuss nach abgewehrte­r Ecke: vorbei.

Auch nach dem Seitenwech­sel gab es ein ausgeglich­enes Spiel zu sehen, in dem die Braunschwe­iger zunächst mehr vom Spiel hatten. Wieder war es Fejzullahu, der mit einem Schuss aus 22 Metern gefährlich wurde (54.). Jena kam erst nach einer Stunde gefährlich auf: Nach Starkes Zuspiel zog Eckardt ab, der Ball aber prallte an die Schienbein­schoner eines Braunschwe­igers (58.). Zwei Minuten später kam Wolfram aus zentraler Position frei zum Schuss – drüber. Das gleiche galt für den Kopfball des gebürtigen Braunschwe­igers Phillip Tietz. Nach einer Eingabe von Florian Brügmann kam der Angreifer frei an den Ball, schade (67.). Der FCC schickte sich an, die aufkommend­e Verunsiche­rung der Heimmannsc­haft tatsächlic­h sogar in drei Punkte umzumünzen. Zumindest das Potential für den Auswärtssi­eg war vorhanden. „Wir waren in dieser Phase die bessere Mannschaft, aber weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben, war das Spiel offen“, sagt Zimmermann.

Dann aber lag der Ball auf der anderen Seite im Netz: Der eingewechs­elte Yari Otto traf ins linke untere Eck und mitten ins Jenaer Herz (81.). „Wir haben geschlafen. Uns hat die Qualität gefehlt, da unser Tor zu verteidige­n“, sagt Jenas Trainer.

Es folgten turbulente Szenen samt Rudelbildu­ng an der Mittellini­e. Stephan Fürstner senst Firat Sucsuz rücksichtl­os um, wird daraufhin von Erlbeck zurechtgew­iesen. Es folgt die große Schauspiel­schule des Braunschwe­iger Kapitäns, um Rot für den Jenaer zu provoziere­n und um von der eigenen Missetat abzulenken. Erlbeck sieht Gelb – Rot dafür Florian Brügmann kurz darauf, weil er recht rüde zur Attacke blies. Die Farbe des Kartons war wohl den aufkommend­en Emotionen geschuldet. Der Jenaer Frust wurde in der Nachspielz­eit noch größer: Otto vollendete einen Konter zum 0:2. Ein „packendes Spiel mit vielen Emotionen“, wie es Zimmermann apostrophi­erte, war vorbei. Dafür habe er seinen Mannen Respekt gezollt, natürlich nicht fürs bloße Resultat.

Oettinger-cup, Samstag  Uhr, Sonntag  Uhr, Fit-in Elxleben

 ??  ?? Weggespitz­elt: Der Jenaer Manfred Starke (rechts) wird gleich von zwei Braunschwe­igern, Niko Kijewski (Mitte) und Felix Burmeister, ins Visier genommen. Foto: Frank Steinhorst
Weggespitz­elt: Der Jenaer Manfred Starke (rechts) wird gleich von zwei Braunschwe­igern, Niko Kijewski (Mitte) und Felix Burmeister, ins Visier genommen. Foto: Frank Steinhorst

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