Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Was ist für Sie Zuhause,
Ich wuchs in Mupperg, in der Oberlinder Ebene auf – ein Or mit einer schönen Barockkirche. Er lag im Sperrgebiet, ganz nah am 500-Meter-schutzstreifen vor den Grenzanlagen. Als Kind machte ich also bereits diese Grenzerfahrung, die damals zwar nicht geschmerzt hat, aber dennoch da war. Heute wohne ich gar nicht weit entfernt, in Sonneberg. Und das, obwohl ich mich immer nach urbanem Leben gesehnt habe. Das hat trotz Studium irgendwie nie geklappt. Ich besitze so eine typische, etwas krause Ddr-biografie. Anfang der 80er-jahre arbeitete ich in einem Museum bei Schleiz, ebenfalls ein Grenzor mit einer davon beeinflussten Atmosphäre. Mein Mann und ich sind beide kulturell interessier und eines Tages entdeckte mein Mann Sonneberg mit seiner besonderen Geschichte der Spielzeugindustrie als möglichen Wohnor für uns. Als ich dann im Deutschen Spielzeugmuseum anfing, zogen wir ganz bewusst in ein Gründerzeitgebäude, das die Epoche der Stadt als Spielzeugmetropole architektonisch symbolisier . Die Räumlichkeiten sollten unserem Wunsch nach einem „offenen Haus“mit Platz für Begegnungen gerecht werden. Heute ist unsere Wohnung für mich auch of ein stiller Arbeitsraum, in dem ich in Ruhe an Projekten arbeiten kann. Mein Beruf ist sehr erfüllend, eine Trennung von Privatleben und Arbeit benötige ich gar nicht. Ich bin zwar keine Sammlerin, aber in bescheidenem Ma- ße können mein Mann und ich uns mit schönen Dingen umgeben. Bücher und Bilder, die wir lieb gewonnen haben und die einen Bezug zu unserer Biografie besitzen. Für mich beschränkt sich der Begriff Zuhause aber nicht nur auf die eigenen vier Wände. Mein Zuhause umschließt den gesamten städtischen Raum, den ich immer wieder gern erkunde. Und sicher gehör auch die Südthüringer Landschaf als meine Heimatregion zu meinem Zuhause, insbesondere die Linder Ebene, deren Besonderheiten mir so ver raut sind.