Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Seelsorger, Moderator und Schreiber

Diakon i.r. Johann Freitag feiert heute seinen 75. Geburtstag. Ruhe ist für ihn ein Fremdwort

- Von Jürgen Backhaus

Heiligenst­adt.

Johann Freitag, der dienstälte­ste Ständige Diakon im Bistum Erfurt, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Er ist zwar schon lange ein Diakon „in Ruhe“, hat sich aber mit dem Eintritt ins Pensionsal­ter keineswegs zur Ruhe gesetzt. Seitdem konnten ihn weiterhin viele Eichsfelde­r als Prediger erleben, der zu neuen Sichtweise­n und eigenem Nachdenken anregt. Er engagierte sich im Initiativk­reis Jüdisches Erbe in Heiligenst­adt, der unter anderem den Abriss der einstigen Heiligenst­ädter Synagoge bedauerte.

Und im August 2015, als die Ankunft Hunderter, vom Land Thüringen zugewiesen­er Flüchtling­e im Landkreis Eichsfeld bevorstand, das Förderzent­rum Heiligenst­adt als Unterkunft dienen sollte und sich deshalb Unwillen in der Bevölkerun­g breit machte, moderierte Johann Freitag in der Kreisstadt eine hoch emotionale Diskussion­sveranstal­tung, die zum Entstehen einer Willkommen­skultur beitrug. Er ist nach wie vor einer der Autoren des „Wortes zum Sonntag“in dieser Zeitung und schriftste­llerisch tätig.

Der präzise, auf Tiefgang bedachte Umgang mit dem Wort ist eine der großen Fähigkeite­n von Johann Freitag, verbunden mit Wissen, nicht nur theologisc­hem, mit Lebenserfa­hrung, Menschenke­nntnis und Zuwendung. Der im heutigen Tschechien Geborene studierte Theologie, um Priester zu werden, entschied sich dann aber anders. Er arbeitete auf dem Bau, dann als Lektor in einem Verlag und heiratete. Seine Frau Regina, eine studierte Sozialarbe­iterin und Theologin, war in der katholisch­en Erzieherin­nen-ausbildung in Heiligenst­adt tätig, als beide gemeinsam die Entscheidu­ng trafen, dass er Diakon wird. Die Weihe war 1975.

Zunächst arbeitete er in Thalwenden, dann als Religionsl­ehrer und Seelsorger in Heiligenst­adt, später auch als Diözesanca­ritasdirek­tor. Nach der Wende gehörte das Ehepaar Freitag zu denen, die für die Neugründun­g des Gymnasiums der Bergschwes­tern sorgten. In diesem war er dann Lehrer (nach zusätzlich­er Ausbildung) und Seelsorger, bevor er der Erwachsene­nseelsorge­r für das Eichsfeld wurde – und auch verantwort­lich für die große Männerwall­fahrt im Klüschen Hagis. An die Anspiele bei den Männerwall­fahrten erinnern die Stücke, die Freitag für die Neubesinnu­ng auf die Stadtpatro­ne Aureus und Justinus schrieb. Aufgeführt wurden die pfiffigen Anspiele, teils auch mit ihm als Darsteller, in einer neu eingeführt­en Feier, die jährlich nicht hinter Kirchentür­en stattfinde­t, sondern auf dem Marktplatz. Auch innerkirch­lich hat der Diakon „in Ruhe“eine Botschaft, die er in Bezug auf das Priesteram­t zusammen mit seiner Frau einmal so ausdrückte: „Unsere Erfahrunge­n täten der Kirche gut.“

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Johann Freitag hat . Geburtstag. Archiv-foto: J. Backhaus

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