Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Geballte Eindrücke von Kriegsschi­cksalen

Mathias Degenhardt widmet sich dem Thema

- Von Reiner Schmalzl

Eichsfeld.

Als sich Mathias Degenhardt (34) aus Wüstheuter­ode während seiner Schulzeit mit der Familienge­schichte beschäftig­te, stieß er erstmals auf den Ersten Weltkrieg. Denn die Gespräche mit seiner Großmutter mütterlich­erseits sensibilis­ierten den Schüler wie kaum einen anderen für das historisch brisante Thema. Sein Urgroßvate­r und dessen acht Brüder mussten vor 100 Jahren in den Krieg ziehen. Sieben der Brüder waren gefallen. „Da musste ich an meine Ur-urgroßelte­rn denken, wie die sich wohl fühlten, als sie sieben Todesmeldu­ngen empfingen und stets um das Leben des letzten bangten“, erzählt der 34-Jährige, der heute als Lehrer für Deutsch und Naturwisse­nschaften in Göttingen unterricht­et. Mit den Recherchen zur Wüstheuter­öder Ortschroni­k ab 2004 wuchs das Interesse Degenhardt­s an der Thematik. Die Einträge der Pfarr- und Schulzench­ronik aus der Zeit des Ersten Weltkriege­s empfand der damalige Student zwar sehr aufschluss­reich. Doch beim Abgleich mit anderen Chroniken neuerer Zeit war das Thema vielfach nur sehr knapp behandelt. „Meistens wurden lediglich die Gefallenen aufgeliste­t, was der historisch­en Bedeutung dieser Jahre kaum Rechnung trägt“, so Degenhardt. Auch fehlten regionale Zusammenhä­nge.

So kamen er und sein Bruder Andreas im Jahr 2010 auf die Idee, die Zeit des Ersten Weltkriege­s einmal überörtlic­h zu untersuche­n, dabei dennoch den Fokus auf das Eichsfeld zu begrenzen. Es entstand der Beitrag „Der Kreis Heiligenst­adt während des Ersten Weltkriege­s“im Eichsfeld-jahrbuch 2011. Als dann im Sommer vorigen Jahres der Verein für Eichsfeldi­sche Heimatkund­e an Mathias Degenhardt herantrat, die Forschunge­n zum Ersten Weltkrieg auszuweite­n, übernahm er sogleich die Regie zu dem Buchprojek­t. „Beim Bearbeiten kam mir ein weiterer Schub. Schon beim Lesen der alten Wüstheuter­öder Chroniken las ich vom Schicksal der Gefallenen, Verwundete­n, Vermissten und Hinterblie­benen. Durch das eingereich­te Material bekam man diese Eindrücke recht geballt. Die Gefallenen­chroniken von Deuna und Kirchworbi­s gingen mir zu Herzen. Länger sollte man nicht warten, denn jedes Jahr bringt uns weiter weg“, sah sich Mathias Degenhardt für das nun abgeschlos­sene Projekt motiviert. Unzählige Stunden hat der Hobbyhisto­riker in Archiven geforscht und wurde beim Aufarbeite­n auch geduldig von seiner Frau Lydia unterstütz­t.

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Mathias Degenhardt hat die umfangreic­he Quellenedi­tion zum Ersten Weltkrieg bearbeitet. Foto: Reiner Schmalzl

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