Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Holzernte auf die schonende Art
Testlauf mit Pferden und dem Prototyp eines Fahrzeugs mit Gummiraupen-laufwerk überzeugt bisher die Forstleute
Weimar.
Die Forstwirtschaft in Thüringen, anderen Bundesländern und darüber hinaus könnte von Weimar aus revolutioniert werden. Seit Montag ist zur Holzernte am Kleinen Ettersberg neben den Rückepferden Max und Minna von Dirk Meienberg aus Göttern im Weimarer Land der zweite Prototyp eines sogenannten Leichtforwarders der Firma Hellgeth aus Wurzbach im Saale-orla-kreis im Einsatz. Das Fahrzeug mit Gummiraupen-laufwerk übt bei der maximalen Zuladung von 6000 Kilogramm deutlich weniger Druck auf den Boden aus. Laut Firmenchef Jürgen Hellgeth beträgt dieser nur 0,3 Kilogramm pro Quadratzentimeter, während es beim Menschen 0,6 und beim Pferd sogar 2,0 Kilogramm seien.
Das Ergebnis ist am Kleinen Ettersberg bereits deutlich sichtbar. Obwohl die Maschine natürlich viel schneller arbeitet und größere Stämme und Gewichte als die Pferde transportieren kann, hinterlässt er kaum Spuren aus dem Waldboden. Eher gleitet sie auf ihren Gummiraupen über den Reisig, der zum Schutz des Waldbodens ausgelegt worden ist. Das Hersteller-unternehmen kommt aus dem Spezialfahrzeugbau, ist vor allem für Pistenund Pipeline-fahrzeuge bekannt. Seit fünf Jahren befasst es sich mit dem Forwarder und kann damit die Experten von Thüringen Forst überzeugen. Die Holzernte hinterlasse so weitaus weniger sichtbare Spuren, sagte beim Termin vor Ort Jan Klüßendorf, Leiter des Forstamtes Bad Berka. Und auch Stefan Peschel, der Maschinenexperte von Thüringen Forst, war sichtlich angetan vom Ergebnis. Die Mischung aus Maschine und Pferd erlaubt es, die Abstände der Rückegassen von den deutschlandweit üblichen 20 Metern auf 40 Meter zu verdoppeln, erläuterte Revierleiter Sebastian Seidl einen weiteren Vorteil gegenüber den riesigen Harvestern, die sonst zur Holzernte im Einsatz sind.
Ausprobieren kann das Forstamt die deutlich schonendere Variante nur, weil das Land Thüringen Forst dafür 80.000 Euro pro Jahr zusätzlich zur Verfügung stellt. Für Klüßendorf stellt der Einsatz von Forwarder und Pferd einen gelungenen Kompromiss in dem Naherholungsgebiet dar, der aber natürlich deutlich länger als die traditionelle Holzernte dauere. Rund 1000 Festmeter Holz sollen so den Weg vom Kleinen Ettersberg, dem Webicht, dem Belvederer Forst, dem bei Vollradisroda sowie dem Friedwald Bad Berka nehmen können.
Die Witterung ist derzeit wegen der langen Trockenheit für den Holzeinschlag ideal. Was die Maschine wirklich könne, zeige sich bei Regen, sagte Sebastian Seidl. Das wären dann die schlechten Bedingungen der Vorjahre, nach denen der Wald teilweise verheerend aussah.
Weitaus weniger sichtbare Spuren