Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Betrunken auf dem Fahrrad
In einigen Orten haben sie gestern die Herrschaft übernommen: die Narren. Die Rathäuser in den Eichsfelder Städten wurden gestürmt, die Kassen–obgutoderweniger gut gefüllt – wechselten erst einmal den Besitzer. In den Startlöchern steht für die fünfte Jahreszeit nun schon auch so mancher Redenschreiber mit dem Schalk im Nacken, der den Bleistift gespitzt hat und nur darauf wartet, uns den Spiegel vorzuhalten. Mit ihren Laternen haben sich zu St. Martin zudem wieder die Kleinen auf den Weg gemacht, geleuchtet haben bei den Umzügen aber nicht nur die Lampions. Es wurde an den heiligen Mann erinnert, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Teilen sollten Kinder lernen, ist es doch längst nicht mehr selbstverständlich.
In dieser Woche gibt es auch wieder besondere Tage. Dass manche begangen werden, wusste ich bisher nicht. Heute ist zum Beispiel der Ehrentag für Oma und Opa. Den finde ich sehr gut. Schließlich haben die meisten von uns beiden einiges zu verdanken, darunter sicher unvergessliche Augenblicke, wie kleine Märchenstunden, Nachtwanderungen oder Ausflüge. Dinge, für die Eltern nicht immer Zeit haben. Wussten Sie aber auch, dass zum Beispiel heute der Tag der schlechten Wortspiele oder der Hühnersuppe-für-die-seele-tag ist? Donnerstag ist der Putz-deinenkühlschrank-tag und Freitag der Tag des Knopfes. Mal sehen, was sich damit anfangen lässt.
Leinefelde.
Ohne Beleuchtung, aber mit 1,61 Promille Alkohol im Blut, fuhr am Samstag ein 40jähriger Eichsfelder durch die Nacht. Gegen 22.30 Uhr viel Polizisten der im dunklen dahin fahrende Fahrradfahrer auf. Auf Höhe des Kreisverkehres an der Bft-tankstelle wurde dieser einer Kontrolle unterzogen. Eine Blutprobenentnahme wurde angeordnet. Ein Strafverfahren wegen Trunkenheit im Verkehr wurde eingeleitet. (red)
Eichsfeld.
In Narrenhand sind seit gestern die Rathäuser in Heiligenstadt, Worbis und Dingelstädt. Pünktlich wurde die fünfte Jahreszeit eingeläutet und die neuen Regenten dem Volk vorgestellt.
In Heiligenstadt hatten sich Hcv-präsident Volker Lamprecht und seine Mannen, darunter Garden und Elferrat, schon auf dem Unteren Wilhelm ordentlich in Stimmung gesungen, getanzt, geschunkelt und an die gesamte närrische Schar in Thüringen einen Gruß geschickt, bevor der Tross zum Rathaus zog. Früher als sonst trafen die Karnevalisten dort ein. Und es sollte für den Stadtchef samt Gefolge – alle nicht nur kostümiert, sondern auch maskiert – noch einige Überraschungsmomente mehr an diesem Tag geben. Der Karnevalspräsident fackelte auch nicht lange, wollte gleich von Bürgermeister Thomas Spielmann wissen, ob denn nun die Straßenausbaubeiträge gezahlt werden müssten und wohin es 2019 ins Freibad gehen soll.
Dieser hatte die Antworten sofort parat und erklärte, dass das „rein und raus aus den Kartoffeln“nicht von der Stadt komme, stattdessen aufgezwungen sei. Der Richtungspfeil zum Badbesuch wurde derweil klar nach Günterode ausgerichtet. Nicht ausgespart wurde zudem die Parksituation, wobei Lamprecht die Gelegenheit nutzte, schnell eine autofreie Stadt auszurufen. Dann die Schrecksekunde: Rauch stieg über dem Rathaus auf. Die Feuerwehr eilte herbei, im Schepptau zwei mutige Rettungssanitäter. Die cleveren Karnevalisten wollten das Rathaus fluten lassen, hatten aber eigentlich im Sinn, möglichst ohne Gegenwehr den Schlüssel zu erhaschen. Dank der Sanitäter, die keinen Verletzten, dafür den begehrten Schlüssel auf einer Trage herausbrachten, war der Streich perfekt.
In der neuen, der 25. Jubiläumsfaschingssaison lautet das Thema der Heiligenstädter „Zurück in die Zukunft“. Und auch dafür ließ sich der HCV etwas Besonderes einfallen. In einem schmucken Auto, Baujahr 1929, wurden Prinzessin Ursula I, die 1959/60 regierte, sowie Prinzessin Helga II, die 1966/67 das Zepter schwang, vor das Rathaus chauffiert. Das waren aber längst nicht alle Hoheiten. Freuen durfte sich das Publikum auch auf die neuen Regenten, Swen I und Mandy I, die gleich das Kinderprinzenpaar Carl I und Klara I mitbrachten. Gut gelaunt ging es danach in die Stadthalle
Schrecksekunde samt cleverer Lösungen