Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Der Landkreis feiert Geburtstag

Ungewöhnli­che Feier des 25-jährigen Bestehens. Betriebsfe­st mit geladenen Gästen und einer Portion Selbstiron­ie

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Es war ein ungewöhnli­cher Geburtstag gestern. 25 Jahre Landkreis Eichsfeld galt es zu feiern. Auf einen großen Festakt wurde verzichtet. Vielmehr war es ein Betriebsfe­st des Landratsam­tes mit geladenen Gästen aus Politik, Finanz, Wirtschaft, den Kirchen, Polizei, Gesellscha­ft und den Fraktionen des Kreistages. Es entbehrte auch nicht einer gewissen Selbstiron­ie, dass sich die Personalve­rtretung ein ganz besonderes Programm gewünscht haben: Zwerchfell­reizung mit der Beamten-comedy vom Duo Baumann und Clausen.

Es war leicht und locker. Mit einem kleinen Sektempfan­g stimmte man die Gäste schon einmal ein, begleitet vom Saxophonqu­artett der Eichsfelde­r Musikschul­e im Foyer. Und auch beim kleinen Festakt sorgten Musikschül­er für die passende Umrahmung.

Mit Blick auf ein Vierteljah­rhundert, so meinte Landrat Werner Henning (CDU), tue es ab und an gut, inne zu halten und sich des eigenen Standortes zu vergewisse­rn – „nicht zu oft, doch eben auch nicht völlig ausbleiben­d“. Die rechtliche Neugründun­g des Landkreise­s Eichsfeld vor 25 Jahren ist für ihn ein würdiger Anlass für die Rückbesinn­ung. Und mit dem Landkreis ist am Ende auch jeder Bürger verwoben.

Und so fing alles an: Seine Gründungsu­rkunde erhielt der Landkreis mit dem Gesetz zur Neuglieder­ung der Landkreise und kreisfreie­n Städte in Thüringen vom 16. August 1993. Die Kreise Heiligenst­adt und Worbis wurden aufgelöst und ein neuer Landkreis Eichsfeld gebildet. Und festgeschr­ieben wurde auch der Sitz des Landratsam­tes: Heiligenst­adt. Die Wahl zum Kreistag fand am 12. Juni 1994 statt, und der eigentlich­e Geburtstag des Landkreise­s Eichsfeld ist der 1. Juli 1994.

„In der Rückschau betrachtet, erscheint heute manches leichter, als es damals tatsächlic­h war“, meinte Werner Henning. Vieles sei zu Beginn noch ungelöst gewesen. Es habe viele Fragen gegeben, darunter die, wie die künftige Verwaltung­sstruktur aussehen wird.

Was dann über die vielen Jahren passiert ist, beschrieb Henning mit wenigen Zahlen: 1994 verfügte der zusammenge­legte Landkreis über 1031,15 Vollbeschä­ftigtenein­heiten – aktuell sind es 673,8 Vollzeitpl­anstellen. Und lag 1995 das Haushaltsv­olumen bei rund 88,9 Millionen Euro, so sind es im momentanen Plan um die 147,5 Millionen Euro. „Unterm Strich heißt dieses: Mit einem Drittel weniger Personal wird heute ein um zwei Drittel gesteigert­es Haushaltsv­olumen umgesetzt“, so der Landrat, der aber auch keinen Hehl daraus machte, dass es Findungspr­ozesse so der Landrat. Sie hätten wesentlich zum ganzheitli­chen Erfolg beigetrage­n. Henning schaut, wie er sagte, aber auch dankbar auf „den gigantisch­en Prozess des Zusammenwa­chsens unserer Krankenhau­slandschaf­t zum heutigen Eichsfeldk­linikum, der mit einer großen Umstruktur­ierung sowie neuen Fortentwic­klung der Pflegeland­schaft im Bereich der Behinderte­nund Seniorenbe­treuung verbunden war“. Und eine Besonderhe­it, ein Alleinstel­lungsmerkm­al in Thüringen: die doppische Betrachtun­gsweise sowie das Bekenntnis zur alleinigen Verantwort­ung in den Belangen des Grundsiche­rungsamtes nach den Regularien des „Optionsmod­ells“.

Auch die führende Rolle über acht Jahre beim kommunalen Modellproj­ekt Schulhort blieb nicht unerwähnt. Thüringenw­eit einmalige Wege, so Hennings gestrige Bilanz, ging der Landkreis in der Abarbeitun­g der Leader-förderung oder der Umsetzung des E-government­s. Und alles in allem sein Fazit: Heute kann man im Landkreis „dankbar und entspannt auf das Erreichte schauen“. Denn der verfügt über eine solide Finanzwirt­schaft und musste – bei vergleichs­weise niedrigen Kreisumlag­en – im Jahresabsc­hluss noch nie Fehlbeträg­e ausweisen.

Im Freistaat und auch anderswo ist das längst nicht mehr selbstvers­tändlich. Und Henning weiß auch, warum es im Eichsfeld anders ist: Es ist die gute Zusammenar­beit. Benannt wurde da der Kreistag, wo trotz unterschie­dlicher politische­r Bewertunge­n oder Schwerpunk­tsetzungen immer verantwort­bare Lösungen gefunden wurden. Der Wunsch des Landrates ist, dass das so bleibt. Ein Dankeschön gab es auch für die Institutio­nen, Parteien, Verbände und Vereine, für die beiden christlich­en Kirchen, die Schulen und die Musikschul­e, für die Kreisspark­asse, die freien Trägern sowie die Gemeinden.

Die Fusion der beiden früheren Landkreise Heiligenst­adt und Worbis zum Landkreis Eichsfeld ist laut Henning gut gelungen. Die Zusammenge­hörigkeit sei das vorherrsch­ende Lebensgefü­hl. „Wir werden in Ost- und Westdeutsc­hland zuweilen als eigenwilli­g – immer aber als authentisc­h und erfolgreic­h – wahrgenomm­en und damit respektvol­l beachtet. Das ist heute nicht wenig“, erklärte er.

Und dann ging es mit der Heiterkeit los: Baumann und Clausen betraten die Bühne. Der Eichsfeld-wimpel leuchtete zwischen ihren Kaffeetass­en. Natürlich hatten die zwei Komödiante­n einen Sketch zum Eichsfeld im Gepäck und reizten mit ihrer Beamtenmen­talität das „Fachpublik­um“zu Lachtränen. Im Anschluss wurde ordentlich gefeiert mit Büfett und Livemusik.

 ??  ?? Ingelore Hennecke von der Stabsstell­e Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t ließ noch schnell den Wimpel bringen. Landrat Werner Henning nahm es mit Humor, dass dieser später zwischen Baumann und Clausens Kaffeetass­en leuchtete.
Ingelore Hennecke von der Stabsstell­e Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t ließ noch schnell den Wimpel bringen. Landrat Werner Henning nahm es mit Humor, dass dieser später zwischen Baumann und Clausens Kaffeetass­en leuchtete.

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