Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Kritik an Polizeiarbeit nimmt zu
94 Beschwerden im 1. Halbjahr
Das Verhalten von Polizisten sorgt in Thüringen offensichtlich häufiger für Kritik. Im ersten Halbjahr sind 94 Beschwerden bei der Polizeivertrauensstelle des Innenministeriums eingegangen. Das waren elf mehr als im gleichen Zeitraum 2018, wie Leiterin Meike Herz mitteilte. Kritik gab es etwa an langen Bearbeitungszeiten, der Verletzung von Dienstgeheimnissen und dem Auftreten gegenüber Geschädigten in Not.
„Der Großteil der Polizisten macht eine gute Arbeit“, betonte Herz. Häufig werde von den Bürgern aber mehr Sensibilität angemahnt, etwa beim Überbringen von Unfall- und Todesnachrichten an Angehörige. Auch gebe es ein Bedürfnis, dass Polizeiarbeit besser erklärt werde, zum Beispiel der Anlass für eine Kontrolle. Auffallend sei, dass sich Beschwerden gerade bei Dienststellen häuften, die personell dünn besetzt seien. Hier seien die Beamten offensichtlich häufiger überlastet, was sich auf ihre Arbeit auswirke. Als Gründe für den Anstieg der Beschwerden vermutet Herz die wachsende Bekanntheit der Vertrauensstelle, aber auch einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer kritischeren Begleitung von Polizeiarbeit.
Zahlreiche Beschwerden haben sich den Angaben zufolge nach einer Prüfung als unbegründet herausgestellt. In fünf Fällen habe sich die Kritik der Bürger aber als so gravierend erwiesen, dass von den zuständigen Polizeibehörden sogar strafrechtliche Ermittlungen gegen Polizisten eingeleitet wurden.
Vorige Woche hatte ein schwerer Verdacht gegen zwei Polizisten der Landespolizeiinspektion Gotha für Entsetzen gesorgt. Sie sollen bei einer Wohnungsdurchsuchung eine Frau vergewaltigt haben. Die Beamten sitzen in U-haft. (dpa)