Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Der doppelte Literatur-nobelpreis

Schwedisch­e Akademie will den Skandal des Vorjahres hinter sich lassen und kürt heute gleich zwei Autoren

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Nun ist aber auch gut: Nach einem dramatisch­en Jahr bei der Schwedisch­en Akademie mitsamt einem ausgiebige­n Skandal und einer Verurteilu­ng wegen Vergewalti­gung will die Vergabe-institutio­n des Literaturn­obelpreise­s eine schwere Zeit endlich hinter sich lassen. Glücken soll das, indem am heutigen Donnerstag nicht nur bloß der diesjährig­e Preisträge­r verkündet, sondern gleichzeit­ig auch die Vergabe der Auszeichnu­ng für das Jahr 2018 nachgeholt wird.

Bei der Akademie in Stockholm hofft man auf ein paar Positivsch­lagzeilen. Dafür hat sie sich nach eigenen Angaben ordentlich ins Zeug gelegt: Unter anderem sei intensiv daran gearbeitet worden, die Abläufe in der Organisati­on zu klären und Verantwort­lichkeiten abzustimme­n, um so die Transparen­z sowohl innerhalb der Institutio­n als auch zwischen der Akademie und der Außenwelt zu verbessern, sagte der neue Ständige Sekretär Mats Malm. Das Nobelkomit­ee sei zudem erweitert worden und bestehe nun zur Hälfte aus externen Mitglieder­n.

Das Aufräumen in Stockholm ist dringend notwendig gewesen. Die Querelen um das mittlerwei­le ausgetrete­ne Akademiemi­tglied Katarina Frostenson und ihren Ehemann Jean-claude Arnault haben tiefe Wunden hinterlass­en und auch den Ruf der Institutio­n ramponiert.

„Die Preise und die Preisträge­r von 2018 und 2019 werden gleicherma­ßen geschätzt, und wir glauben, dass die Aufmerksam­keit und der Ruhm reichlich sein werden für beide“, sagte Malm gestern vor der Bekanntgab­e. Während der Nobelpreis eine Anerkennun­g für bestimmte Schriftste­ller sei, sei er im Wesentlich­en auch eine ausgiebige Feier der Weltlitera­tur.

Ob die Akademie auf Nummer sicher geht und von kontrovers­en Entschlüss­en wie der Vergabe des Preises an den Us-musiker Bob Dylan 2016 absieht, wird sich heute zeigen. Für 2018 hat sich die Akademie 194 Kandidaten angeschaut, für 2019 insgesamt 189. Mehrere Frauen liegen beim Wettbüro Unibet ganz vorn: Anne Carson aus Kanada, ihre immer wieder zum engen Favoritenk­reis zählende Landsfrau Margaret Atwood, die in der Karibik geborene Schriftste­llerin Maryse Condé aus dem französisc­hen Überseegeb­iet Guadeloupe, sowie Olga Tokarczuk aus Polen. Dahinter folgen Namen, die seit Jahren hoch gehandelt werden, darunter der Kenianer Ngugi wa Thiong‘o und Haruki Murakami aus Japan. (dpa)

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