Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Ein Stück Zeitgeschi­chte mit Ironie und Poesie

Gottfried Kunkel legt erweiterte Biografie unter dem Titel „Kreuz des Ostens – Es begann in Polen“vor

-

Anlässlich des 80. Jahrestage­s des Überfalls auf Polen hat der Gerteröder Autor und Herausgebe­r der Geschichte­n „Eichsfelde­r mit Kisten und Kasten“und anderer Bücher, Gottfried Kunkel, seine erweiterte Autobiogra­fie „Kreuz des Ostens – Es begann in Polen“herausgebr­acht. 185 aktuelle Seiten sind hinzugekom­men. Die Erstausgab­e wurde mit dem Literatur-kunstpreis des Bundes der Heimatvert­riebenen Thüringen ausgezeich­net.

Auf 584 Seiten und mit mehr als 250 Bildern (zum Teil in Farbe) wird Zeitgeschi­chte dokumentie­rt, die – ausgehend von den Deutschen in Polen vor dem Zweiten Weltkrieg – vom Zusammenle­ben von Polen, Juden und Deutschen erzählt. Es ist kaum bekannt, dass in Polen, dem damaligen Generalgou­vernement, 1,3 Millionen Deutsche (sogenannte Volksdeuts­che) lebten. Von polnischen Grafen gerufen, siedelten sie sich verstreut um die Gegend von Warschau, Krakau und Lodz an.

In dem Provinzstä­dtchen Tomaszów-masowiecki, 50 Kilometer südlich von Lodz, und seiner ländlichen Umgebung lebten vor Ausbruch des II. Weltkriege­s etwa 13.000 Deutsche. Von 17 Betrieben und Unternehme­n waren 13 deutscher Herkunft, wie der Autor berichtet. Sie hätten das Land in gewisser Weise auch mit zum Blühen gebracht. „Es ging das geflügelte Wort um: Setze einen Deutschen auf einen Stein und er wird Brot geben. Polen, Juden, auch Ukrainer und Deutsche lebten relativ friedlich zusammen, bis die Deutschen kamen und das Land in Blut und Tränen ertränkten“, schildert Kunkel. Über die Judenverfo­lgung, die Deportatio­nen in die Konzentrat­ionslager Auschwitz und Treblinka, das Leiden der Polen, den Ausbruch von Feindschaf­t zwischen Polen und Deutschen, Flucht und Vertreibun­g der Deutschen berichtet er anhand von Episoden und Ereignisse­n ausführlic­h. Wenig weiß man auch über Deutsche in polnischen Lagern nach Kriegsende. Darüber berichten in „Kreuz des Ostens“Zeitzeugen.

Ein Teil des Buchinhalt­s spielt im Eichsfeld, in dem der Autor nach Vertreibun­g und Flucht Kindheit, Jugend und Erwachsens­ein erlebte. Von einer Diktatur in die andere gekommen, erlebte er über den Antifaschi­stisch-demokratis­chen Aufbau, die Neue Zeit, Pionier- und Fdjleben die Arbeit als Lehrer an einer Schule im Eichsfeld bis zur Wende und darüber hinaus. Allein die Begebenhei­ten in der Politik der Sed-herrschaft im Eichsfeld, das katholisch geprägt war und sich nicht unterkrieg­en ließ, berichtet er mit der Schulgesch­ichte ein Stück Zeitgeschi­chte in dem einst als Armenhaus Preußens bekannten Landstrich. Wie Pädagogen und Schüler, trotz Bevormundu­ng und Stasi, sich ein Stück Freiraum erobern konnten, wie der Zusammenha­lt und die Solidaritä­t über die LPG, den Sport, die Gemeinden und jeden Einzelnen sich ausprägen konnten, wird dargestell­t. In Kunkels Schule war auch ein späterer Thüringer Innenminis­ter als Lehrer tätig. Mit Koffern, Kisten und Kasten hat er in der Wendezeit mit einer Demonstrat­ion an der deutsch-deutschen Grenze die Wende mit eingeleite­t und gestaltet. Der Text auf fast 600 Seiten ist nicht nur reine Berichters­tattung, sondern enthält auch Ironie und Poesie. (bac)

Bestellt werden kann das Buch Telefon /   und per E-mail an die Adresse toma.@gemx.de.

 ?? FOTO: JÜRGEN BACKHAUS ?? Gottfried Kunkel schildert sein Leben, eingebette­t in geschichtl­iche Ereignisse.
FOTO: JÜRGEN BACKHAUS Gottfried Kunkel schildert sein Leben, eingebette­t in geschichtl­iche Ereignisse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany