Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Wunschkonz­ert auf Ausbildung­smarkt abgesagt

Agentur legt Arbeitslos­enzahlen fürs Eichsfeld vor. Drei Messen im August für Berufsstar­ter

- Von Sebastian Grimm

Die Auswirkung­en der Corona-krise sind auf dem Arbeitsmar­kt spürbar. Auch wenn die Zahl der Arbeitslos­en zum Vormonat Mai im Juni „praktisch konstant geblieben ist“, so Karsten Froböse, Chef der Arbeitsage­ntur Nordthürin­gen, sei es dennoch eine schwierige Situation.

Im Juni waren 2545 Menschen im Landkreis Eichsfeld ohne Arbeit, das sind 33,2 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. „Das ist nicht überrasche­nd bei der starken Industrie im Eichsfeld“, sagt Froböse. Besonders von Arbeitslos­igkeit betroffen sind laut ihm die Arbeitnehm­er, die in der Zeitarbeit­sbranche und Automobili­ndustrie ihren Job haben.

Die Arbeitslos­enquote liegt dennoch wie schon im Mai bei 4,7 Prozent im Landkreis. Vor allem Männer sind es, die sich bei der Agentur angemeldet haben.

„Lange Zeit waren es gleich viel Frauen und Männer“, sagt Froböse. Insgesamt waren 5184 Männer und 3952 Frauen laut der neusten Statistik der Agentur für Arbeit im Juni in

Nordthürin­gen arbeitslos. Positiv ist hingegen die Entwicklun­g bei den Arbeitslos­meldungen. Diese gingen im Juni zurück und lagen auch unter denen des Vergleichs­monats im Vorjahr.

Beruf des Altenpfleg­ers ist konjunktur­unabhängig

Neben den Männern sind es vor allem Jugendlich­e unter 25 Jahren, die es bei Entlassung­en am häufigsten trifft. „Das kennen wir aus anderen Krisen“, sagt Karsten Froböse. Im Vergleich zum Juni 2019 stieg die Zahl der Arbeitslos­en in diesem Alter um 56,7 Prozent auf 821 an. Diese Entwicklun­g zeige, wie wichtig Aus- und Weiterbild­ung sind. Hier spricht der Agenturche­f den Beruf des Altenpfleg­ers an. „Der ist anspruchsv­oll und mit hohen persönlich­en Anforderun­gen verbunden, aber konjunktur­unabhängig“, so Froböse. Im September starten die Qualifizie­rungen zur Pflegefach­kraft.

Auch auf den Ausbildung­smarkt hat die derzeitige Krise Einfluss. „Wir merken, dass sich die Unternehme­n später entscheide­n. Das hat wirtschaft­liche Gründe, aber auch die Gespräche haben sich durch Corona nach hinten verschoben“, erklärt der Agenturche­f, der deutlich macht, dass bei den jungen Leuten Flexibilit­ät und Engagement mehr den je gefragt sind.

„Das Wunschkonz­ert auf dem Ausbildung­smarkt ist erst einmal abgesagt.“Von der Meinung, „die werden mich schon nehmen“, könnten sich Jugendlich­e in diesem Jahr verabschie­den. Auch aus diesem Grund organisier­t die Agentur für Arbeit mit ihren Partnern in Nordthürin­gen drei Ausbildung­smessen im August. Die Ausbildung starte zwar bereits am 1. August, aber so hätten die Jugendlich­en, die noch keine Lehrstelle haben, die Möglichkei­t, noch etwas zu finden.

Die Maßnahmen, die die Politik aufgrund der Corona-krise ergriffen hat, zeigen laut dem Chef der Arbeitsage­ntur Wirkung. Speziell gemeint ist die Möglichkei­t, für die Firmen Kurzarbeit anzumelden. Das Prozedere sei enorm vereinfach­t worden. Seit März haben 3200 Firmen aus Nordthürin­gen Kurzarbeit bei der Agentur angezeigt. Somit wären rund 35.000 Arbeitnehm­er betroffen. Erst im nächsten Monat könne man endgültige Zahlen nennen, ob alle Firmen die angezeigte Kurzarbeit genutzt haben, da es dann erst belastbare Zahlen gebe. Erfahrungs­gemäß sind es am Ende aber deutlich weniger, die von der Kurzarbeit Gebrauch machen, meint Froböse.

Personal der Agentur bearbeitet

Flut von Kurzarbeit­anzeigen

Durch die derzeitige Krise trat auch für die eigenen Mitarbeite­r eine nicht vorhersehb­are Situation ein. „Im Vorjahr haben wir Personal abgebaut“, sagt Karsten Froböse. Nun müsse das wenige Personal die Mehrarbeit mit erledigen, doch dies würde mit hohen Engagement getan. So habe man zusätzlich 20 Mitarbeite­r geschult, um die Flut der Kurzarbeit­anzeigen zu bearbeiten.

„Wir liegen bei der Bearbeitun­g eines Antrags derzeit bei fünf Tagen.“Auch die gestiegene Zahl der Arbeitslos­en könne noch gut bewältigt werden. Vieles wird laut Froböse telefonisc­h oder per E-mail erledigt. Und für Dinge, die doch persönlich besprochen werden müssen, gibt es extra eingericht­ete Räume für Gespräche.

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ARCHIV-FOTO: PETER COTT Karsten Froböse, Chef der Nordhäuser Arbeitsage­ntur, stellte am Mittwoch die aktuellen Arbeitsmar­ktzahlen für das Eichsfeld vor.

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