Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Wunschkonzert auf Ausbildungsmarkt abgesagt
Agentur legt Arbeitslosenzahlen fürs Eichsfeld vor. Drei Messen im August für Berufsstarter
Die Auswirkungen der Corona-krise sind auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Auch wenn die Zahl der Arbeitslosen zum Vormonat Mai im Juni „praktisch konstant geblieben ist“, so Karsten Froböse, Chef der Arbeitsagentur Nordthüringen, sei es dennoch eine schwierige Situation.
Im Juni waren 2545 Menschen im Landkreis Eichsfeld ohne Arbeit, das sind 33,2 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. „Das ist nicht überraschend bei der starken Industrie im Eichsfeld“, sagt Froböse. Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind laut ihm die Arbeitnehmer, die in der Zeitarbeitsbranche und Automobilindustrie ihren Job haben.
Die Arbeitslosenquote liegt dennoch wie schon im Mai bei 4,7 Prozent im Landkreis. Vor allem Männer sind es, die sich bei der Agentur angemeldet haben.
„Lange Zeit waren es gleich viel Frauen und Männer“, sagt Froböse. Insgesamt waren 5184 Männer und 3952 Frauen laut der neusten Statistik der Agentur für Arbeit im Juni in
Nordthüringen arbeitslos. Positiv ist hingegen die Entwicklung bei den Arbeitslosmeldungen. Diese gingen im Juni zurück und lagen auch unter denen des Vergleichsmonats im Vorjahr.
Beruf des Altenpflegers ist konjunkturunabhängig
Neben den Männern sind es vor allem Jugendliche unter 25 Jahren, die es bei Entlassungen am häufigsten trifft. „Das kennen wir aus anderen Krisen“, sagt Karsten Froböse. Im Vergleich zum Juni 2019 stieg die Zahl der Arbeitslosen in diesem Alter um 56,7 Prozent auf 821 an. Diese Entwicklung zeige, wie wichtig Aus- und Weiterbildung sind. Hier spricht der Agenturchef den Beruf des Altenpflegers an. „Der ist anspruchsvoll und mit hohen persönlichen Anforderungen verbunden, aber konjunkturunabhängig“, so Froböse. Im September starten die Qualifizierungen zur Pflegefachkraft.
Auch auf den Ausbildungsmarkt hat die derzeitige Krise Einfluss. „Wir merken, dass sich die Unternehmen später entscheiden. Das hat wirtschaftliche Gründe, aber auch die Gespräche haben sich durch Corona nach hinten verschoben“, erklärt der Agenturchef, der deutlich macht, dass bei den jungen Leuten Flexibilität und Engagement mehr den je gefragt sind.
„Das Wunschkonzert auf dem Ausbildungsmarkt ist erst einmal abgesagt.“Von der Meinung, „die werden mich schon nehmen“, könnten sich Jugendliche in diesem Jahr verabschieden. Auch aus diesem Grund organisiert die Agentur für Arbeit mit ihren Partnern in Nordthüringen drei Ausbildungsmessen im August. Die Ausbildung starte zwar bereits am 1. August, aber so hätten die Jugendlichen, die noch keine Lehrstelle haben, die Möglichkeit, noch etwas zu finden.
Die Maßnahmen, die die Politik aufgrund der Corona-krise ergriffen hat, zeigen laut dem Chef der Arbeitsagentur Wirkung. Speziell gemeint ist die Möglichkeit, für die Firmen Kurzarbeit anzumelden. Das Prozedere sei enorm vereinfacht worden. Seit März haben 3200 Firmen aus Nordthüringen Kurzarbeit bei der Agentur angezeigt. Somit wären rund 35.000 Arbeitnehmer betroffen. Erst im nächsten Monat könne man endgültige Zahlen nennen, ob alle Firmen die angezeigte Kurzarbeit genutzt haben, da es dann erst belastbare Zahlen gebe. Erfahrungsgemäß sind es am Ende aber deutlich weniger, die von der Kurzarbeit Gebrauch machen, meint Froböse.
Personal der Agentur bearbeitet
Flut von Kurzarbeitanzeigen
Durch die derzeitige Krise trat auch für die eigenen Mitarbeiter eine nicht vorhersehbare Situation ein. „Im Vorjahr haben wir Personal abgebaut“, sagt Karsten Froböse. Nun müsse das wenige Personal die Mehrarbeit mit erledigen, doch dies würde mit hohen Engagement getan. So habe man zusätzlich 20 Mitarbeiter geschult, um die Flut der Kurzarbeitanzeigen zu bearbeiten.
„Wir liegen bei der Bearbeitung eines Antrags derzeit bei fünf Tagen.“Auch die gestiegene Zahl der Arbeitslosen könne noch gut bewältigt werden. Vieles wird laut Froböse telefonisch oder per E-mail erledigt. Und für Dinge, die doch persönlich besprochen werden müssen, gibt es extra eingerichtete Räume für Gespräche.