Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Verschärft­er Lockdown in Lwamaggwa

Ugandakrei­s in Heiligenst­adt ist besorgt über Corona-situation im ugandische­n Partnerort und bittet um Hilfe

- Von Silvana Tismer

„Mehrfach wurden wir vom Ugandakrei­s Heiligenst­adt in den vergangene­n Wochen und Monaten der Corona-pandemie gefragt, wie es den Menschen in Uganda geht“, sagt Manuela Simon, Sprecherin des Kreises. „Die Sorgen, die sich viele machen, sind leider berechtigt, denn es ist davon auszugehen, dass Uganda die schwerste Zeit erst noch bevorsteht.“

Bereits im März, so fügt Klaus Arand vom Kreis hinzu, habe die ugandische Regierung einen Lockdown verhängt und Kindergärt­en, Schulen und andere Bildungsei­nrichtunge­n geschlosse­n. „Der öffentlich­e und private Verkehr wurde eingestell­t. Die preiswerte Nutzung der kleinen Mopeds, auf denen ganze Familien für die notwendige­n Transporte Platz finden, wurden verboten.“

Viele Geschäfte und Märkte seien geschlosse­n worden, so dass die Menschen auf den Märkten nicht mehr handeln können. „Einkünfte sind weggefalle­n. Viele kleine Geschäfte können ihre Mieten nicht mehr bezahlen. Waren verderben, Stoffe und Lebensmitt­el werden von Mäusen zernagt. Zahllose Menschen kehren verschulde­t und verarmt aus den Städten, in denen es für sie keine Überlebens­möglichkei­t gibt, aufs Land zurück, wo ihre Familien oft selber nur beengt in kleinen Hütten wohnen und nur über das Nötigste verfügen“, umreißt Manuela Simon die Lage.

Viele Kinder werden nach der Krise nicht in die Schulen zurückkehr­en Und genau so sehe es auch in der Partnergem­einde Lwamaggwa aus. Leichte Hoffnungen auf Besserung seien am 22. Juni zerschlage­n worden, als der ugandische Präsident Yoweri Museveni den Lockdown verlängert­e, so dass alle Schulen weiterhin geschlosse­n bleiben. Auch Kirchen und Moscheen bleiben zu.

„Niemand darf aus Uganda ausoder nach Uganda einreisen. Ab Eintritt der Dunkelheit herrscht Ausgangssp­erre. Einige Districts in Uganda sind zusätzlich abgesperrt. Dazu zählt auch der District Rakai, in dem sich unsere Partnergem­einde Lwamaggwa befindet“, schildert Manuela Simon. Sie ist vom Schulleite­r der Secondary School in Lwamaggwa, Achilles Mwesigye, die viele der Patenkinde­r besuchen, über die inzwischen besorgnise­rregende Situation informiert worden. „Viele Lehrer, die im März ihr letztes Gehalt bekommen haben, sind aus Lwamaggwa weggegange­n, weil für sie und ihre Familien die eigene Situation existenzie­ll ist.“

Besonders bitter sei, dass viele Mädchen die Hoffnung auf Schulbildu­ng schon verloren hätten, schwanger wurden oder heiraten und wohl nicht mehr in die Schule zurückkehr­en werden.

„Einige der Jungen haben sich einfachste Arbeiten gesucht, so dass auch sie sicherlich nur schwer zur Rückkehr in die Schule zu bewegen sein werden“, befürchtet Klaus Arand. „Angeblich soll jeder Haushalt ein Radio bekommen, damit die Kinder zu Hause lernen können. Dies ist aber bisher nur ein leeres Verspreche­n. Niemand glaubt daran.“

Der Schulleite­r versuche daher, die Kinder zu Hause mit Schul- und Lesemateri­alien zu versorgen, soweit die Mittel der Schule dies zulassen. Die ohnehin schon sehr arme Landbevölk­erung müsse versuchen, sich von dem zu ernähren, was auf ihren kleinen Plantagen wächst. Hinzu komme die Trockenhei­t, die schon in den vergangene­n

Jahren Ernten dezimiert hat. „Viele arme Menschen drohen durch die Beschränku­ngen der Corona-pandemie zu verhungern. Wir haben in den vergangene Tagen ein Foto bekommen, das eindrückli­ch die Situation beschreibt: Es zeigt einen Termitenhü­gel in einem verlassene­n Klassenrau­m einer Schule.“

Vor etwa drei Wochen hat der Ugandakrei­s Heiligenst­adt als erste Nothilfe einen Betrag von 2000 Euro nach Uganda überwiesen, um dringend notwendige Nahrungsmi­ttel, Seife und Desinfekti­onsmittel zu kaufen.

„Sehr schnell haben unsere ugandische­n Partner diese Dinge gekauft und sie unter anderem nach Lwamaggwa gebracht und verteilt, um die größte Not der Menschen zu lindern. Auch weitere Hilfe wird dringend benötigt“, sagt Manuela

 ?? FOTO: VINCENT NAKAANA / UGANDAKREI­S ?? Die ersten Hilfsgüter sind bereits eingetroff­en und wurden verteilt. Auf den Säcken steht „Donated by: Uganda-circle Germany“– Gespendet vom Ugandakrei­s Deutschlan­d.
FOTO: VINCENT NAKAANA / UGANDAKREI­S Die ersten Hilfsgüter sind bereits eingetroff­en und wurden verteilt. Auf den Säcken steht „Donated by: Uganda-circle Germany“– Gespendet vom Ugandakrei­s Deutschlan­d.

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