Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Papstbrude­r schwärmte von treuen Christen im Eichsfeld

Georg Ratzinger verfolgte die Etzelsbach-visite von Benedikt XVI. am Fernseher

- Von Reiner Schmalzl

Obwohl der jetzt verstorben­e Bruder von Papst Benedikt XVI. selbst nie im Eichsfeld gewesen war, schwärmte Georg Ratzinger stets in den höchsten Tönen von dem hiesigen Landstrich und seinen Menschen.

Nach der Marianisch­en Vesper des Pontifex am 23. September 2011 mit etwa 90.000 Pilgern in Etzelsbach, sagte dessen drei Jahre älterer Bruder aus Regensburg: „Inzwischen hat der so intensiv erwartete Papstbesuc­h im Eichsfeld stattgefun­den. Ich konnte ein Weniges im Fernsehen mit verfolgen und war außerorden­tlich beeindruck­t über die würdige liturgisch­e Gestaltung des Gottesdien­stes und den hervorrage­nden Besuch der Kinder, Jugendlich­en und Erwachsene­n des Eichsfelde­s.“

Aber schon gut 60 Jahre zuvor seien die Theologies­tudenten Georg und Joseph Ratzinger mit Eichsfelde­rn in Kontakt gekommen.

„Weil in unserem früheren Augustiner­kloster in Regensburg auch einige Patres aus dem Eichsfeld waren, ist mir das katholisch geprägte Gebiet mit seinen überzeugte­n Christen gut bekannt. Hoffentlic­h halten sie durch und am Glauben fest“, sagte der Papstbrude­r im Vorfeld der Etzelsbach-visite, mit der ein langgehegt­er Wunsch der Region

in Erfüllung gegangen war. Gern erinnerte sich Georg Ratzinger als Dirigent der Regensburg­er Domspatzen an einen Auftritt ganz in der Nähe des Eichsfelde­s. Dies war am 25. April 1992 mit einem Konzert in der Marienkirc­he Mühlhausen.

1992 Konzert mit den Regensburg­er Domspatzen in Mühlhausen

„Antonio Caldaras ‚Regina Coeli‘ eröffnete mit jauchzende­m Halleluja den zweiten Teil des Chorkonzer­tes. Hier tat sich italienisc­her Barock in seiner feinsten und fröhlichst­en Art auf. Da waren die Regensburg­er in ihrem jahrhunder­tealten Element: ihrer Orientieru­ng nach Süden, nach Italien“, rezensiert­e damals Uta Ziegner für unsere Zeitung. Dann kam das bezaubernd schöne „Jauchzet dem Herrn“von Felix Mendelssoh­n Bartholdy. Mit Max Regers „Die Nacht ist kommen“verabschie­deten sich die Regensburg­er Domspatzen und Georg Ratzinger vor nunmehr 28 Jahren aus Mühlhausen.

Von der promoviert­en Musikwisse­nschaftler­in Uta Ziegner hieß es weiter: „In unendliche­r Zartheit, agoisch ausgewogen, in dynamische­n Kontrasten aufrufend, verklang das Werk und entließ ein ergriffene­s Publikum.“Georg Ratzinger verstarb am 1. Juli 2020 im Alter von 96 Jahren.

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