Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Streit um zwei Milliarden Euro

Finanzmini­sterin wehrt sich gegen höhere Ausgabewün­sche von Kabinettsk­ollegen

- Von Martin Debes

Die Verhandlun­gen innerhalb der rot-rot-grünen Minderheit­sregierung über den Thüringer Landeshaus­halt 2021 stecken fest. Trotz einer geplanten Rekordvers­chuldung summiert sich die Differenz zwischen dem Finanzrahm­en und den Wünschen der Minister auf knapp zwei Milliarden Euro.

„Angemeldet sind für 2021 etwa 12,38 Milliarden Euro“, sagte Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) dieser Zeitung, das seien 1,9 Milliarden Euro zu viel. Die Gespräche mit einigen Kabinettsk­ollegen seien „unerfreuli­ch“verlaufen. „Es gab sogar einzelne Ministerin­nen und Minister, die mitten im Gespräch aufgestand­en und gegangen sind“, erklärte Taubert. „Das macht die Verhandlun­gen außerorden­tlich schwer.“

Besonders starker Widerstand kommt unter anderem von Sozialmini­sterin Heike Werner (Linke). Aber auch die grüne Umweltmini­sterin Anja Siegesmund wehrt sich gegen die Ausgabebes­chränkunge­n. Die „aktuelle Planungsvo­rgabe“könne für sie „keine Geschäftsg­rundlage

für die Haushaltsv­erhandlung­en“sein, schrieb sie bereits im Juni an Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke). Der Brief liegt dieser Zeitung vor.

Taubert hält nun vehement dagegen. Sie verwies auf Ramelows Verspreche­n für einen Kassenstur­z, um trotz der Corona-bedingten Einnahmeei­nbrüche eine zu hohe Neuverschu­ldung zu vermeiden. Bisher gebe es aber an dieser Stelle noch „keine Einsicht“im Kabinett.

Die Ministerin erklärte, sie plane bereits jetzt für 2020 und 2021 mit einer Kreditaufn­ahme von insgesungs­antrag samt 1,05 Milliarden Euro. Forderunge­n nach einer noch höheren Verschuldu­ng und einer damit verbundene­n Lockerung der gesetzlich­en Schuldenbr­emse sehe sie „äußerst kritisch“. Neben Tiefensee arbeiten auch Grüne und Linke an Konjunktur­paketen. Die CDU, auf deren Zustimmung die Minderheit­sregierung im Landtag angewiesen ist, will ihre Pläne am Dienstag vorstellen. Auch die Koalitions­fraktionen haben in einem Papier Ausgabewün­sche angemeldet. Das Kabinett hat für den 14. Juli eine Haushaltsk­lausur angesetzt.

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