Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Die Gier nach dem Triple

FC Bayern lässt Leverkusen beim 4:2 im Finale keine Chance und nimmt die Champions League ins Visier

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Die Münchner Doublesieg­er posierten bei der Pokal-party liebend gerne für Erinnerung­sfotos mit Meistersch­ale und Pott. Vereinspat­ron Uli Hoeneß zeigte sich in der Berliner Nacht in blendender Laune, Vorstandsc­hef Karl-heinz Rummenigge gab den Champions neben Dankeswort­en einen sehnlichen Wunsch mit auf den Weg. „Das Schöne ist: Wir haben das Double und sind noch im dritten Wettbewerb“, sagte Rummenigge. Grölend und tanzend feierten die Cup-helden in ihren „Dou13le“-t-shirts.

Meister, Pokalsiege­r – und jetzt die Champions League? Der von einer Champagner-dusche durchnässt­e Erfolgscoa­ch Hansi Flick, den seine Spieler wie 2013 den damaligen Triple-trainer Jupp Heynckes hoch in die Luft warfen, mochte mitten im Jubel nicht schon über die im August wiederbegi­nnende Königsklas­se sinnieren. „Jetzt gibt es einfach nur Freude, dass wir das Double gewonnen haben“, sagte er nach dem 4:2 gegen Leverkusen.

„Stolz“und „absolut happy“schenkte Flick seinen geschlauch­ten Trophäenjä­gern einen Extra-tag Urlaub. Nach Niko Kovac ist Flick erst der zweite, der als Spieler und Trainer das Double gewann. „Die Mannschaft braucht es, mal abzuschalt­en, sich mental zu resetten und kann dann neue Energie bereitstel­len“, sagte Flick.

So rauschend wie in früheren Pokal-nächten in der Hauptstadt­repräsenta­nz des Trikotspon­sors ging es in Corona-zeiten nicht zur Sache. Gebührend gefeiert wurde das 13. Double von Thomas Müller in Boxerhose und seinen Kollegen aber allemal. Auch wenn es in diesem Jahr nicht die Rathausbal­konparty am Marienplat­z gibt.

30 Mal Meister, nun 20 Mal Pokalsiege­r; Rummenigge stieß mit „einem guten Glas“auf den 50. nationalen Titel dieser Art an. „Ihr habt eine unglaublic­he Saison gespielt“, schwärmte der Vorstandsc­hef und erinnerte an das historisch­e Triple. „Macht es unaufgereg­t. Alle, die 2013 schon dabei waren, wissen, dass es ein langer und schwierige­r Weg ist. Aber wenn ich euch in den letzten Wochen und Monaten so beobachtet habe, ist es ein Weg, der möglich ist.“

Zweimal Robert Lewandowsk­i, der seine Rekordzahl in Pokalendsp­ielen auf acht und die Pflichtspi­eltreffer in dieser Saison auf 51 hochschrau­bte, ein Traum-freistoß von Alaba und ein präzises Tor von Serge Gnabry sorgten im leeren Olympiasta­dion dafür, dass die

Wehmut über fehlende Fans zumindest kurzzeitig in den Hintergrun­d rückte. „Es ist echt ein bisschen ein trauriger Moment“, sagte Müller. „Ich hatte eine nachdenkli­che Minute bei der Siegerehru­ng.“Dfbpräside­nt Fritz Keller vermisste die stimmungsv­olle Kulisse im 77. Cupendspie­l „schmerzhaf­t“.

Mit den Schwierigk­eiten der Corona-krise kamen die Bayern am besten zurecht. Elf Siege in elf Spielen lautet die perfekte Bilanz, die im August mit der Königsklas­se und dem Finalziel am 23. August in Lissabon ihre Fortsetzun­g finden soll. „Wir werden uns auf jeden Fall top vorbereite­n und geben unser Bestes, das Triple zu holen“, versprach Kapitän Manuel Neuer.

Abseits der sportliche­n Großtaten planen die Bayern trotz aller Herausford­erungen dank immer noch imposanter Finanzkraf­t für die Zukunft. Nach den Vertragsve­rlängerung­en von Manuel Neuer, Müller und Alphonso Davies stehen die Zugange von Torhüter Alexander Nübel, Abwehrtale­nt Tanguy Nianzou Kouassi und Flügelflit­zer Leroy Sané fest. Der von mehreren europäisch­en Topclubs heiß begehrte Havertz wird in diesem Sommer nicht in München erwartet.

Flick klang nicht so, als ob er mit einem Havertz-coup rechnet. „Die Corona-zeit hat vieles verändert. Viele Vereine, auch der FC Bayern, können nicht mehr so leicht Geld ausgeben“, wies Flick auf die schwierige­n Umstände hin.

Über die Konzentrat­ionsfehler nach der Pause mochte Flick an diesem Abend hinwegsehe­n. Für Erfolge in der Königsklas­se, in der für die Münchner nach einem 3:0 noch das Achtelfina­l-rückspiel gegen den FC Chelsea aussteht, müssen solche Phasen aber abgestellt werden. „Aktuell sehe ich kein Limit“, sagte Leon Goretzka euphorisch.

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FOTO: ANNEGRET HILSE / AFP Im Goldregen: Bayern Münchens Kapitän Manuel Neuer reckt die Trophäe in den Berliner Nachthimme­l.

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