Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Schüler werden zu Laborratten
Im Mai, als in Deutschland noch der Geist der Solidarität herrschte, twitterte der Spd-bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach: „Regulärer Unterricht fällt für mindestens ein Jahr aus.“Wenig später sagte Bundesforschungsministerin Karliczek, dass das Schuljahr 2020/21 abwechselnd aus Präsenzunterricht und Digitalunterricht bestehen würde. Was danach passieren sollte, hätten sich viele nicht träumen lassen. In wenigen Wochen überboten sich die Landesfürsten mit neuen Lockerungsorgien, sodass mittlerweile feststeht: Regelbetrieb nach den Sommerferien. Ein fataler Fehler, der bestenfalls „nur“einige Millionen Kinder gefährdet, schlimmstenfalls der gesamten Pandemiebekämpfung das Genick bricht.
Ein Blick nach Schweden, wo Schulen und Kitas nie geschlossen wurden, zeichnet ein alarmierendes Bild: Mehr Menschen als erwartet hatten Antikörper gebildet, kamen also in Kontakt mit Corona. Die Datenerhebung zeigt: Wir sollten uns nach Alternativen zum Regelbetrieb umsehen. Und die Kultusministerkonferenz mischt bei diesem Experiment munter mit, weil sie jetzt „endlich“wieder die Macht über das Schulsystem hat. Der letzte Beschluss spricht Bände: Der Mindestabstand fällt aus. Alternativen zum Gesundheitsschutz der Schüler? Werden noch erarbeitet. Wie kann man die wirksamste Schutzmaßnahme fallen lassen, ohne Alternativen in petto zu haben?
Nach den Sommerferien müssen also Millionen Kinder und Jugendliche ihre Gesundheit riskieren, weil es unseren Bildungsministern nicht gelungen ist, eine Alternative zum Regelbetrieb zu finden. Daher lautet mein Fazit: Der Regelbetrieb ist ein Menschenversuch an uns Schülern, weil das Schulsystem an der Digitalisierung gescheitert ist.