Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Mut zur Maske
Mal ist sie zu groß, mal zu klein. Nach kurzer Respiration in modriger Kaufhausluft fühlt man sich unter ihr wie ein 100-jähriger Finne nach einer 120-Gradsauna. Oder die Maske wird vergessen, fällt aus der Hosentasche – und man steht peinlich berührt oben ohne vor der Supermarkttür.
Nun schreit ein Teil der Wirtschaft: Schluss mit dem Vermummungszwang! Die Maske, der Konsumkiller, muss weg!
Moment mal. Es ist in der Tat erleichternd zu sehen, dass die Zahl der Covid-19-neuinfektionen in Deutschland derzeit fast verschwindend gering ist. Viele Regionen melden überhaupt keine neuen Fälle mehr. Jeder Tag fühlt sich mit der neuen Normalität ein bisschen besser an.
Wir sollten trotzdem vorsichtig bleiben. Das Virus ist noch da. Masken und Abstand können schützen.
Die Weltgesundheitsbehörde WHO ließ insgesamt 44 Coronastudien auswerten. Ergebnis: Eine körperliche Distanz von mehr als einem Meter kann das Ansteckungsrisiko um 82 Prozent senken, ein Mund-nasen-schutz um 85 Prozent. Auf engem Raum ist die Maske auch das Signal, Abstand zu halten.
Ja, zugegeben: Die Maske nervt beim Einkaufen. Aber sie kann eben die herzkranke Frau oder den Asthma geplagten Mann in der Warteschlange vor einer gefährlichen Infektion mit Covid-19 schützen.
In Asien sind Masken Alltag und ein Zeichen von Rücksicht. Diese sollten wir unverändert füreinander aufbringen, bis es einen Impfstoff gibt.
Ein Blick in die Vereinigten Staaten von Amerika zeigt, was eine Politisierung der Maskenfrage mit sich bringt. Präsident Donald Trump tritt demonstrativ ohne Mundschutz auf, viele seiner Anhänger sowie Verschwörungstheoretiker tun es ihm gleich. Zeitgleich explodieren die Corona-zahlen. Steht das Stück Stoff für eine Entmündigung des Bürgers, für die Unfreiheit in Zeiten von Corona?
Nein. Die Maske ist ein notwendiges Übel, um Menschenleben zu retten.