Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Internet mit Umwegen für Thüringer Polizei
Die normalen Arbeitsplatzcomputer bieten keinen Zugang zum weltweiten Datennetz
Die Antworten auf Kleine Anfragen an die Thüringer Landesregierung fördern bisweilen Unerwartetes zu Tage. Beispielsweise dass im Jahr 2020 die Mehrzahl der Computer in Thüringer Polizeidienststellen über keinen Internetzugang verfügen. Der Linke-abgeordnete Steffen Dittes wollte wissen, wie viele Standard-arbeitsplatzcomputer
bei der Thüringer Polizei im Einsatz sind. Antwort: 4328. Wie viele davon verfügen über einen Internetzugang? Antwort: keiner. Die Bediensteten müssen über externe Computer auf das Internet zugreifen, um an nötige Informationen zu kommen. Innenminister Georg Maier (SPD) verweist darauf, dass der Zugriff aktuell über 916 Internet-arbeitsplatzcomputer möglich sei. „Entsprechend der aktuellen strategischen Ausrichtung der Client-architektur in der Thüringer Polizei ist ein Internetzugang für Standard-arbeitsplatzcomputer noch nicht realisiert.“
Das Ministerium begründet die Trennung auf unsere Anfrage mit den sehr sensiblen Daten der Polizei, die in einem geschlossenen System an den Arbeitsplatzcomputern besonders geschützt seien. Vor der Freigabe dieser Rechner fürs Internet
gelte es, diese Daten vor fremdem Zugriff besonders zu schützen. „Dieses Vorhaben ist nur unter Berücksichtigung der hohen fachlichen, technischen und sicherheitsrelevanten Anforderungen der Thüringer Polizei realisierbar“, heißt es vom Vize-ministeriumssprecher Carsten Ludwig. Die Umsetzung des Vorhabens stelle einen erheblichen Eingriff in die Sicherheitsarchitektur des Informationssystems
der Polizei dar. Eine Zeitschiene, wann Polizeibedienstete auch von ihren Arbeitsplatzrechnern ins Internet kommen und welche Dienststellen zuerst mit der Umrüstung dran sind, nennt das Ministerium nicht.
Auch die Ausstattung mit internetfähigen Mobiltelefonen ist dürftig. 214 Smartphones mit Internetzugang sind im Einsatz – bei insgesamt 6900 Polizei-bediensteten.