Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Rot-rot-grün uneins bei Vorschlag für Landarztqu­ote

Die Fraktionen im Landtag ringen um Lösung für drohenden Medizinerm­angel. SPD will junge Ärzte mit Verträgen binden

- Von Stefan Hantzschma­nn

Mit besseren Chancen auf einen Studienpla­tz will die Spdfraktio­n die späteren Ärzte aufs Land locken. Doch der Vorschlag zur Einführung einer Landarztqu­ote stößt bei den Koalitions­partnern von Linken und Grünen auf Widerstand. „Ich habe Bedenken. Als Steuerungs­element halte ich eine Landarztqu­ote für ungeeignet“, sagte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der Linke-fraktion, Ralf Plötner,. Ähnlich äußerte sich der hochschulp­olitische Sprecher der Grünen-fraktion, Olaf Müller: „Ich würde lieber über Qualitätsv­erbesserun­gen oder einen Bonus für Leute reden, die bereits Erfahrunge­n aus dem medizinisc­hen Bereich mitbringen.“

Die Spd-fraktion hatte in einem Antrag vorgeschla­gen, dass in Zukunft fünf Prozent aller Studienplä­tze für angehende Allgemeinm­ediziner an Bewerber vergeben werden, die sich verpflicht­en, nach ihrem Abschluss auf dem Land zu praktizier­en. Die Cdu-fraktion begrüßte den Vorschlag und geht sogar noch weiter: 20 Prozent der Studienplä­tze sollten ihrer Meinung nach an zukünftige Landärzte vergeben werden.

Der Linke-abgeordnet­e Plötner argumentie­rte, dass sich wohlhabend­e Absolvente­n aus der Regelung „herauskauf­en“könnten, indem sie etwa eine Strafzahlu­ng bei Vertragsbr­uch leisteten. „Damit würden Bessergest­ellte bevorzugt“, sagte Plötner.

Müller gab zu bedenken, dass die Lebensplan­ung junger Menschen nach dem Abitur meist nicht 15 oder 20 Jahre in die Zukunft reicht. „Der eine wird dann dabei bleiben, weil er nicht anders kann. Der andere wird sich aus so einem Vertrag herauskauf­en“, sagte Müller.

Bei einer Landarztqu­ote hätten Bewerber, deren Notendurch­schnitt im normalen Verfahren nicht ausreichte, deutlich bessere Chancen auf einen Medizin-studienpla­tz. Die Spd-fraktion sieht dies als Möglichkei­t, um auf den demografis­chen Wandel zu reagieren. Sie warnt vor einem akuten Ärztemange­l in ländlichen Regionen in den nächsten Jahren. Plötner schlug vor, andere Anreize für junge Ärzte zu schaffen, damit sich diese auf dem Land niederlass­en. „Gesundheit­szentren in kommunaler Trägerscha­ft könnten das wirtschaft­liche Risiko für die Ärzte reduzieren“, sagte Plötner. Müller will bei der Studienpla­tzvergabe ein Sonderkont­ingent für Menschen, die bereits Erfahrunge­n aus dem medizinisc­hen Bereich mitbringen.

Die SPD hatte vorgeschla­gen, die Studienpla­tzkapazitä­ten um zehn Prozent zu erhöhen. Die CDU will mit einem Antrag erreichen, dass die Landesregi­erung bis Ende September einen Fahrplan zum Ausbau der Studienkap­azitäten vorlegt. Auch dabei ist von einer Steigerung um zehn Prozent die Rede.

 ?? ARCHIV-FOTO: SASCHA FROMM ?? Olaf Müller (Grüne) befürchtet, dass sich Ärzte aus dem Vertrag herauskauf­en könnten.
ARCHIV-FOTO: SASCHA FROMM Olaf Müller (Grüne) befürchtet, dass sich Ärzte aus dem Vertrag herauskauf­en könnten.
 ?? ARCHIV-FOTO: SYLVIA EIGENRAUCH ?? Ralf Plötner (Linke) hat Bedenken gegen die Landarztqu­ote.
ARCHIV-FOTO: SYLVIA EIGENRAUCH Ralf Plötner (Linke) hat Bedenken gegen die Landarztqu­ote.

Newspapers in German

Newspapers from Germany