Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Hoffs Plan B ist eigentlich sein alter Plan A

Parallele Strategien für Schlösser und Gärten

- Von Michael Helbing

Das Projekt einer Kulturstif­tung mitteldeut­sche Schlösser und Gärten geriet längst in eine Schieflage, aus Gründen sowohl objektiver als auch subjektive­r Natur. Das musste Thüringens Kulturmini­ster Benjamin-immanuel Hoff (Linke) konstatier­en: zunächst in einer Pressekonf­erenz, dann vor dem Landtag und nun im Alternativ­papier aus seiner Hand. Es liegt unserer Redaktion vor und formuliert auf elf Seiten einen Parallelpr­ozess, den Hoff vorantreib­t.

Dieser „Plan B für Thüringens Schlösser und Gärten“greift im Grunde auf Hoffs Plan A zurück: eine neu geordnete und endlich schlagkräf­tige Thüringer Schlössers­tiftung 2.0. Die begann Hoff bereits zu diskutiere­n, bevor der Bund vor zwei Jahren ankündigte, insgesamt 200 Millionen Euro auf die Schlösserl­andschaft Thüringens und Sachsen-anhalts regnen zu lassen, wenn die Länder jeweils 100 Millionen drauflegte­n. Hohe Zuschüsse für Betriebsko­sten kämen hinzu.

Diese Kulturstif­tung stößt in Thüringen bekanntlic­h auf erhebliche­n Widerstand. Von „Ausverkauf“ist gar die Rede. Der Staatsvert­rag-entwurf scheint das noch zu bestätigen. Hoff räumte handwerkli­che Fehler ein. „Die Ursachen für die zu geringe Berücksich­tigung Thüringer Interessen“lägen aber tiefer. Thüringens 1994 gegründete Schlössers­tiftung ist zu schlecht aufgestell­t, finanziell und personell, und im Vergleich mit der Kulturstif­tung Sachsen-anhalts kaum handlungsf­ähig. Dort liegen Schlösser und ihre Museen quasi längst in einer Hand.

Eine neue Thüringer Schlössers­tiftung würde kommunalen Trägern „die Übernahme von für die Residenzge­schichte bedeutsame­n Museen anbieten“. Schlösser, die nicht zur Stiftung gehören, könnten hinzukomme­n: Altenburg zum Beispiel. Und die Stiftung Schloss Friedenste­in in Gotha auch, obwohl das stiftungsr­echtlich komplizier­t wäre.

Mit Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) will man über den Plan A des Bundes verhandeln und vielleicht doch eine schlanke Förderstif­tung hinkriegen. Scheitert das alles, greift Hoffs Plan B. Im schlimmste­n Fall hieße das: Verzicht auf die Bundesmill­ionen. Die 100 Millionen, die als Verpflicht­ungsermäch­tigungen im Thüringer Haushalt eingepreis­t sind, will er dann aber versuchen zu sichern.

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