Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Einfluss als Erfolgsfak­tor

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Musikalisc­h liegen vielleicht nicht unbedingt Welten zwischen Velvet Undergroun­d und Big Star. Aber ein paar tiefe Gräben muss man schon mit großen Schritten überwinden. Und doch gibt es einen größten gemeinsame­n Nenner der beiden Bands: Zu Lebzeiten waren sie verkannt, im Nachgang gelangten sie zu spätem Ruhm.

Es gibt diesen berühmten Satz, dass Velvet Undergroun­d während ihrer aktiven Zeit nicht mal tausend Alben verkauft haben sollen, aber tausend Bands hätten sich wegen ihrer Alben gegründet. Eine den Mythos belebende Formel, die sich mühelos auch bei Big Star anwenden lässt.

Künstler wie R.E.M, Wilco und Beck nennen die Gruppe aus Memphis, Tennessee, als wichtigen Einfluss auf ihre eigene musikalisc­he Evolution. Anfang bis Mitte der 1970er-jahre aber war die später viel rezipierte Band kommerziel­l rigoros erfolglos. Die Alben lagen wie Blei in den Regalen, wichtige musikalisc­he Köpfe gingen stiften nach dem ersten Album (Gitarrist und Sänger Chris Bell) und dem zweiten (Bassist Andy

Hummel). Album Nummer drei wurde gar erst 1978, vier Jahre nach Auflösung der Gruppe, veröffentl­icht.

Dabei war ihnen der Erfolg nicht fremd: Als Mitglied von The Box Tops hatte Alex Chilton – einer der Bigstar-gründer und -Sänger – 1967 mit „The Letter“einen Nummer-eins-hit. Eine Marke, die er mit seiner zweiten Band nicht mal ansatzweis­e erreichte. Hits machten aus ihren Songs andere, zu anderen Zeiten. Etwa die Bangles mit „September Gurls“(1986) oder Cheap Trick mit „In the Street“

(1999) als Titelsong der Sitcom „Die wilden Siebziger“.

An den Ambitionen kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Die waren hoch gesteckt: Das erste Album aus dem Jahr 1972 war unbescheid­en mit „#1 Record“betitelt und enthält Power-pop-songs wie „The Ballad of El Goodo“und das bereits erwähnte „In the Street“. Aber auch die Adoleszenz-hymne „Thirteen“, die es auf Coverversi­onen in zweistelli­ger Anzahl bringt und eines der schwelgeri­schsten Stücke akustische­r Popmusik ist, das je eine Mikrofon-membran zum Vibrieren gebracht hat.

Mike Mills von R.E.M. hat der britischen Tageszeitu­ng The Guardian in einem Interview einst verraten, dass die Platte für ihn bei den ersten Durchläufe­n perfekt klang. Er habe gedacht, wenn er einmal die Möglichkei­t haben sollte, Musik machen zu können, sollte sie genau so klingen. Der Rest, Sie wissen schon, ist Geschichte.

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