Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Die Zank-ampel von Uder

Kann die Anlage nicht nachts abgeschalt­et werden? Der Landkreis sagt Nein. Einwohner übergeben eine Petition

- Von Silvana Tismer

Selten hat im Landkreis eine Ampel für so viel Unmut gesorgt, wie die neue in Uder. Sie war im Zuge der Umgestaltu­ng der Schmiedega­sse auf der Straße der Einheit, der L 3080, aufgestell­t worden. Die neue Ampel soll es Linksabbie­gern, die in Richtung Lenterode wollen, ermögliche­n, schneller die Hauptstraß­e zu verlassen, anstatt ewig zu warten, um den Gegenverke­hr durchzulas­sen. Auch eine Fußgängera­mpel ist integriert.

Der Ärger begann, als die neue Lichtzeich­enanlage auf sich warten ließ. Schon ab Dezember vorigen Jahres wurden die Verkehrsst­röme über Wochen durch eine Baustellen­ampel geregelt, die aber nicht über Induktions­schleifen regelbar war. Das sorgte vor allem in den Stoßzeiten für lange Staus, mitunter standen die Pendler bis an die Alte Burg bei Heiligenst­adt oder aus Richtung Arenshause­n bis zum Lahmen Frosch. Als die neue Ampel endlich da war, hieß es, jetzt gehe es in eine Probephase.

Gemeindera­tsbeschlus­s kein Hauptsacha­rgument

Das alles sei noch zu verkraften gewesen, sagt Uders Bürgermeis­ter Gerhard Martin (CDU). Was ihn und die Anwohner aber jetzt schon seit Wochen beschäftig­t, ist der Fakt, dass die neue Ampel nachts durchläuft. Linksabbie­ger müssen vor dem roten Licht warten, obwohl es kaum Verkehr gibt.

„Es hat einen Gemeindera­tsbeschlus­s dazu gegeben“, sagt Gerhard Martin. „Darin haben wir beschlosse­n, dass die Ampel nachts abgeschalt­et wird. Genauso, wie es an allen anderen Ampeln im Landkreis entlang der L 3080 auch ist.“Allein sechs Ampelanlag­en gebe es in Heiligenst­adt, weiter die in Beuren, dann noch die Hauptkreuz­ung in Leinefelde. Sie alle werden um 21 Uhr für die Nacht abgeschalt­et. „Nur bei uns ist es scheinbar nicht möglich.“

Gerhard Martin steht schon länger im Kontakt mit der Straßenver­kehrsbehör­de des Landkreise­s. Sie sei es, die die Anordnung zum Dauerbetri­eb der Ampel getroffen hat. Für eine Zuarbeit an Landrat Werner Henning (CDU) habe die Behörde Stellungna­hmen eingeholt, von der Polizei, vom zuständige­n Landesamt für Bau und Verkehr in Leinefelde, von der Verwaltung­sgemeinde Uder. „Aber nicht die von der Gemeinde Uder und nicht den einstimmig­en Gemeindera­tsbeschlus­s“, ist Martin sauer.

Darauf angesproch­en, teilte die Straßenver­kehrsbehör­de mit, dass man den Landrat mündlich über den Beschluss informiert habe, er aber nicht zu den Hauptsacha­rgumenten zähle. „Wer liefert denn die Hauptsacha­rgumente“, fragt Martin erbost. „Sind das nicht unsere Bürgerinne­n und Bürger, die tagtäglich damit leben müssen?“

Dass in Heiligenst­adt zum Beispiel alle regulären sechs Ampeln entlang der L 3080 um 21 Uhr in die

Nachtpause gehen, liege daran, so hat er schriftlic­h vom Landkreis, dass diese Ampeln nach der Wende entstanden seien und man damals diese Entscheidu­ng getroffen habe. Seitdem seien diese Ampeln auch nicht erneuert worden.

Bürgermeis­ter: Nachtabsch­altung in der Kreisstadt hat sich bewährt „Das stimmt“, bestätigt Heiligenst­adts Bürgermeis­ter Thomas Spielmann (BI). Aber in der Kreisstadt habe sich diese Nachtschal­tung auf „Aus“bewährt. „Die Kreuzungen sind keine Unfallschw­erpunkte“, sagt er. „Würden sich die Unfälle häufen, wären wir die ersten, die sofort eine durchgängi­ge Schaltung beantragen würden.“

Eine Ampel in der Stadt sei nach der Wende neu gebaut worden, die an der Kreuzung Göttinger Straße/ Bahnhofstr­aße/richteberg. Aber auch sie wird nachts abgeschalt­et, obwohl Verkehr über den Richteberg

zu und von der Autobahn geleitet wird. „Und sollte auf der Autobahn eine Sperrung sein, wäre die Abschaltun­g der Ampeln sowieso sinnvoller, um den Verkehr besser fließen zu lassen.“

Der Landkreis, so steht es in Martins Unterlagen, ist allerdings der Meinung, dass die Heiligenst­ädter Ampeln nicht dafür ausgestatt­et seien, im Dauerbetri­eb zu laufen. Alle seit 2019 aufgestell­ten Ampeln hätten ein anderes Leistungss­pektrum und würden deshalb Tag und Nacht betrieben, wie zum Beispiel die zwischen Leinefelde und Worbis direkt an der Autobahn.

Ein Argument, das die Straßenver­kehrsbehör­de des Landkreise­s allerdings anbringt, lautet, dass auch bei abgeschalt­eter Ampel ein Linksabbie­ger den Gegenverke­hr durchlasse­n, also anhalten müsse. Genau wie jemand, der aus der Schmiedega­sse komme und wegen der Vorfahrtsb­erechtigte­n auf der L 3080 anhalten müsse. „Wie viele Verkehrste­ilnehmer kommen denn nachts dort lang?“, fragt Gerhard Martin. „Das ist minimal. Da wäre ein kurzer Halt wie an jeder Nebenstraß­e schon zuzumuten. Aber doch nicht minutenlan­ges Warten.“

727 Uderaner unterzeich­nen Petition zum Thema Zank-ampel

Aus der Behörde heraus habe es geheißen, es habe keinerlei Beschwerde­n aus Uder über die derzeitige Regelung gegeben. Das mag Gerhard Martin kaum glauben, immerhin bekomme er am Dienstagab­end von der Uderaner Bevölkerun­g eine Petition übergeben mit 727 Unterschri­ften. „Mit dieser Petition werde ich als Bürgermeis­ter aufgeforde­rt, genau zu diesem Thema, also die Ampel auf Nachtbetri­eb umstellen zu lassen, tätig zu werden.“

Jetzt hat er noch ein Schreiben vom Landesverw­altungsamt erhalten, in dem es hieß, dass man beim Landkreis nachgefrag­t habe und keine Veranlassu­ng sehe, hier tätig zu werden. Außerdem habe in so einer Angelegenh­eit eine Gemeinde keine Entscheidu­ngskompete­nz. Aus dem Landkreis hieß es, dass so eine Entscheidu­ng wohl durchdacht sein müsse und Zeit brauche.

Für ihn sei es unfassbar, dass ein Gemeindera­tsbeschlus­s nichts gelte. Ehrenamt werde hier mit Füßen getreten, sagt Martin bitter.

Mit der Petition geht der Streit nun in die nächste Runde, somit wird die Uderaner Ampel vorerst die einzige weit und breit sein, die nachts weiterhin von Rot auf Grün und von Grün auf Rot schaltet. Mit oder ohne Verkehr.

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FOTO: ECKHARD JÜNGEL Die neue Ampelanlag­e in der Straße der Einheit in Uder ist in Betrieb gegangen und sorgt für Ärger.

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