Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Die Zank-ampel von Uder
Kann die Anlage nicht nachts abgeschaltet werden? Der Landkreis sagt Nein. Einwohner übergeben eine Petition
Selten hat im Landkreis eine Ampel für so viel Unmut gesorgt, wie die neue in Uder. Sie war im Zuge der Umgestaltung der Schmiedegasse auf der Straße der Einheit, der L 3080, aufgestellt worden. Die neue Ampel soll es Linksabbiegern, die in Richtung Lenterode wollen, ermöglichen, schneller die Hauptstraße zu verlassen, anstatt ewig zu warten, um den Gegenverkehr durchzulassen. Auch eine Fußgängerampel ist integriert.
Der Ärger begann, als die neue Lichtzeichenanlage auf sich warten ließ. Schon ab Dezember vorigen Jahres wurden die Verkehrsströme über Wochen durch eine Baustellenampel geregelt, die aber nicht über Induktionsschleifen regelbar war. Das sorgte vor allem in den Stoßzeiten für lange Staus, mitunter standen die Pendler bis an die Alte Burg bei Heiligenstadt oder aus Richtung Arenshausen bis zum Lahmen Frosch. Als die neue Ampel endlich da war, hieß es, jetzt gehe es in eine Probephase.
Gemeinderatsbeschluss kein Hauptsachargument
Das alles sei noch zu verkraften gewesen, sagt Uders Bürgermeister Gerhard Martin (CDU). Was ihn und die Anwohner aber jetzt schon seit Wochen beschäftigt, ist der Fakt, dass die neue Ampel nachts durchläuft. Linksabbieger müssen vor dem roten Licht warten, obwohl es kaum Verkehr gibt.
„Es hat einen Gemeinderatsbeschluss dazu gegeben“, sagt Gerhard Martin. „Darin haben wir beschlossen, dass die Ampel nachts abgeschaltet wird. Genauso, wie es an allen anderen Ampeln im Landkreis entlang der L 3080 auch ist.“Allein sechs Ampelanlagen gebe es in Heiligenstadt, weiter die in Beuren, dann noch die Hauptkreuzung in Leinefelde. Sie alle werden um 21 Uhr für die Nacht abgeschaltet. „Nur bei uns ist es scheinbar nicht möglich.“
Gerhard Martin steht schon länger im Kontakt mit der Straßenverkehrsbehörde des Landkreises. Sie sei es, die die Anordnung zum Dauerbetrieb der Ampel getroffen hat. Für eine Zuarbeit an Landrat Werner Henning (CDU) habe die Behörde Stellungnahmen eingeholt, von der Polizei, vom zuständigen Landesamt für Bau und Verkehr in Leinefelde, von der Verwaltungsgemeinde Uder. „Aber nicht die von der Gemeinde Uder und nicht den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss“, ist Martin sauer.
Darauf angesprochen, teilte die Straßenverkehrsbehörde mit, dass man den Landrat mündlich über den Beschluss informiert habe, er aber nicht zu den Hauptsachargumenten zähle. „Wer liefert denn die Hauptsachargumente“, fragt Martin erbost. „Sind das nicht unsere Bürgerinnen und Bürger, die tagtäglich damit leben müssen?“
Dass in Heiligenstadt zum Beispiel alle regulären sechs Ampeln entlang der L 3080 um 21 Uhr in die
Nachtpause gehen, liege daran, so hat er schriftlich vom Landkreis, dass diese Ampeln nach der Wende entstanden seien und man damals diese Entscheidung getroffen habe. Seitdem seien diese Ampeln auch nicht erneuert worden.
Bürgermeister: Nachtabschaltung in der Kreisstadt hat sich bewährt „Das stimmt“, bestätigt Heiligenstadts Bürgermeister Thomas Spielmann (BI). Aber in der Kreisstadt habe sich diese Nachtschaltung auf „Aus“bewährt. „Die Kreuzungen sind keine Unfallschwerpunkte“, sagt er. „Würden sich die Unfälle häufen, wären wir die ersten, die sofort eine durchgängige Schaltung beantragen würden.“
Eine Ampel in der Stadt sei nach der Wende neu gebaut worden, die an der Kreuzung Göttinger Straße/ Bahnhofstraße/richteberg. Aber auch sie wird nachts abgeschaltet, obwohl Verkehr über den Richteberg
zu und von der Autobahn geleitet wird. „Und sollte auf der Autobahn eine Sperrung sein, wäre die Abschaltung der Ampeln sowieso sinnvoller, um den Verkehr besser fließen zu lassen.“
Der Landkreis, so steht es in Martins Unterlagen, ist allerdings der Meinung, dass die Heiligenstädter Ampeln nicht dafür ausgestattet seien, im Dauerbetrieb zu laufen. Alle seit 2019 aufgestellten Ampeln hätten ein anderes Leistungsspektrum und würden deshalb Tag und Nacht betrieben, wie zum Beispiel die zwischen Leinefelde und Worbis direkt an der Autobahn.
Ein Argument, das die Straßenverkehrsbehörde des Landkreises allerdings anbringt, lautet, dass auch bei abgeschalteter Ampel ein Linksabbieger den Gegenverkehr durchlassen, also anhalten müsse. Genau wie jemand, der aus der Schmiedegasse komme und wegen der Vorfahrtsberechtigten auf der L 3080 anhalten müsse. „Wie viele Verkehrsteilnehmer kommen denn nachts dort lang?“, fragt Gerhard Martin. „Das ist minimal. Da wäre ein kurzer Halt wie an jeder Nebenstraße schon zuzumuten. Aber doch nicht minutenlanges Warten.“
727 Uderaner unterzeichnen Petition zum Thema Zank-ampel
Aus der Behörde heraus habe es geheißen, es habe keinerlei Beschwerden aus Uder über die derzeitige Regelung gegeben. Das mag Gerhard Martin kaum glauben, immerhin bekomme er am Dienstagabend von der Uderaner Bevölkerung eine Petition übergeben mit 727 Unterschriften. „Mit dieser Petition werde ich als Bürgermeister aufgefordert, genau zu diesem Thema, also die Ampel auf Nachtbetrieb umstellen zu lassen, tätig zu werden.“
Jetzt hat er noch ein Schreiben vom Landesverwaltungsamt erhalten, in dem es hieß, dass man beim Landkreis nachgefragt habe und keine Veranlassung sehe, hier tätig zu werden. Außerdem habe in so einer Angelegenheit eine Gemeinde keine Entscheidungskompetenz. Aus dem Landkreis hieß es, dass so eine Entscheidung wohl durchdacht sein müsse und Zeit brauche.
Für ihn sei es unfassbar, dass ein Gemeinderatsbeschluss nichts gelte. Ehrenamt werde hier mit Füßen getreten, sagt Martin bitter.
Mit der Petition geht der Streit nun in die nächste Runde, somit wird die Uderaner Ampel vorerst die einzige weit und breit sein, die nachts weiterhin von Rot auf Grün und von Grün auf Rot schaltet. Mit oder ohne Verkehr.