Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Glückskeks­e als Geschenk

Katholisch­e Gehörlose freuen sich über ein erstes Treffen in Heiligenst­adt nach drei Monaten

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Ungewöhnli­cher Beginn einer Heiligen Messe: Aus einem Korb verteilt am Sonntag Gehörlosen­pfarrer Günter Christoph Haase an alle in der Kapelle des Marcel-callo-hauses Versammelt­en asiatische Glückskeks­e. In China habe die weltweite Corona-krise ihren Anfang genommen, erläutert er hierzu in Gebärdensp­rache, in der der Begriff „Corona-zeit“zweifellos zu den neuesten Wortschöpf­ungen gehört.

Zwar seien in Deutschlan­d und auch im Eichsfeld Menschen an diesem Virus gestorben, doch mögen alle hierzuland­e an jedem Tag dankbar sein, dass Deutschlan­d gut gerüstet ist und dass „wir dank Gottes Hilfe und dank des Einsatzes vieler unserer Mitmensche­n die Krise bis jetzt gut überstande­n haben“.

An jeweils einem Sonntag im Monat treffen sich die Mitglieder der katholisch­en Gehörlosen­gemeinde Eichsfeld „Hl. Franz von Sales“zu ihrem Gottesdien­st mit Pfarrer Haase sowie anschließe­ndem Beisammens­ein

und Gedankenau­stausch im katholisch­en Jugend- und Erwachsene­nbildungsh­aus.

In seiner Predigt berichtet der Geistliche von einem seiner Jerusalem-besuche, seinem Reiseerleb­nis am Schabbat, dem wöchentlic­hen jüdischen Feiertag. An diesem Ruhetag fahren weder Autos noch Busse, schließen Geschäfte. Die Menschen – Erwachsene und Kinder – sind unterwegs, um in der Synagoge zu beten, Zeit zu haben für Gott.

Im Hinblick auf die sommerlich­en Urlaubswoc­hen unterstric­h er, wie wichtig es sei, sich im Urlaub Zeit zu nehmen: für Gott, für sich selbst, für andere Menschen, Zeit für Stille und damit verbunden Zeit um „runter zu kommen“.

Gefahr der Isolation ist groß für Hörende wie Gehörlose

Auf diesen ersten Juli-sonntag hatten sich alle Anwesenden besonders gefreut, mussten doch ihre Gottesdien­ste im April, Mai und Juni aus den bekannten Gründen ausfallen. Caritas-mitarbeite­r Gerald Nolte, ein Ansprechpa­rtner für die

Beratung und Seelsorge für Menschen mit Behinderun­g, erläuterte anfangs sämtliche derzeit im Haus geltenden Regeln und Sicherheit­svorkehrun­gen.

Wie wichtig diese monatliche­n Treffen sind, verbunden mit der Feier der Kommunion, können nicht nur er und Pfarrer Haase, sondern auch Ansprechpa­rtnerin Heidi

Bach und Seelsorgeh­elfer Alfons Rogge aus der katholisch­en Gehörlosen­gemeinde bestätigen. Wenn schon für viele Hörende in Zeiten der Corona-pandemie die Gefahr der Isolation bestehe, ist der Pfarrer überzeugt, so seien besonders gehörlose Menschen von Vereinsamu­ng bedroht.

Teilnehmer­in kommt sogar aus Hannover angereist

Entgegen der langfristi­gen Ankündigun­g wurde auf das Sommerfest im Anschluss an Gottesdien­st und Mittagesse­n verzichtet. Stattdesse­n waren alle eingeladen, vor Antritt der Heimfahrt für Gespräche noch ein wenig zu bleiben.

Die weiteste Anfahrt hatte Jutta Herz, die als langjährig­es Gemeindemi­tglied in Begleitung ihrer Assistenti­n Katja Odaew aus Hannover gekommen war. Jutta stammt aus dem Eichsfeldd­orf Heyerode, ist taubblind und lebt in der Landeshaup­tstadt Niedersach­sens in einem Wohnheim für taubblinde Erwachsene. Gern pflegt sie weiterhin ihre Eichsfeld-kontakte.

Leo Groß

Geboren am: 24. Mai 2020 Uhrzeit: 2.37 Uhr

Gewicht: 3155 Gramm Größe: 51 Zentimeter Wohnort: Bickenried­e

Eltern: Katja und Davis Groß

Lionel Spilling

Geboren am: 30. Juni 2020 Uhrzeit: 12.06 Uhr Gewicht: 2810 Gramm Größe: 50 Zentimeter Wohnort: Duderstadt Eltern: Nicole Spilling und Thomas Emer

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FOTO: CHRISTINE BOSE Vor Beginn des Gottesdien­stes in der Kapelle des Marcel-callo-hauses stehen der katholisch­e Gehörlosen­pfarrer Günter Christoph Haase (links) und Seelsorgeh­elfer Alfons Rogge für ein Foto bereit.

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