Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Chipherste­ller stellt Fertigung nach Hackerangr­iff ein

Woher die Attacke auf die Erfurter Firma X-fab kommt, ist bislang unklar

- Von Bernd Jentsch und Kai Mudra

Der Erfurter Spezial-chipherste­ller X-fab musste seine weltweite Produktion nach einem Hacker-angriff komplett herunterge­fahren. Mitarbeite­r hatten eine Cyber-attacke auf das Unternehme­n bemerkt, daraufhin wurden alle Itsysteme abgestellt und die Fertigung komplett eingestell­t

.„Unsere Werke in Deutschlan­d, Frankreich, Malaysia und in den USA stehen still“, bestätigt Unternehme­nssprecher­in Uta Steinbrech­er am Dienstag in Erfurt dieser Zeitung. Man habe mit der Abschaltun­g aller Systeme verhindern wollen, dass weitere Schäden entstehen.

Jetzt arbeiten die It-experten des Unternehme­ns mit externer Unterstütz­ung daran, das Problem zu finden und zu lösen. Man hoffe, dass dies möglichst schnell gelinge und die Produktion wieder aufgenomme­n werden könne. „Allerdings hatten wir aufgrund der durch die Corona-pandemie geringeren Nachfrage ohnehin geplant, die Fertigung im dritten Quartal für zwei Wochen einzustell­en, um die Kosten zu senken“, berichtet Steinbrech­er weiter. Diese Pause habe man nun einfach vorgezogen. Wie viele Unternehme­n befindet sich auch Xfab derzeit in Kurzarbeit.

Details zum Cyber-angriff wurden nicht bekannt. Daher ist beispielsw­eise unklar, ob Daten abgeflosse­n sind oder die Produktion sabotiert werden sollte. Das Unternehme­n hält sich dazu bedeckt.

Die Firma, die spezielle Chips unter anderem für die Automobili­ndustrie und die Medizintec­hnik herstellt, beschäftig­t in Erfurt derzeit rund 750 Mitarbeite­r, weltweit zählt man 2800 Beschäftig­te.

Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, dass auch ein Thüringer Hightech-unternehme­n von einer derartigen Attacke betroffen ist, sagte der Cdu-innenexper­te Raymond Walk nach Bekanntwer­den des Cyberangri­ffs unserer Zeitung. „Spionage mache auch während der Corona-pandemie keine Pause.“Er habe schon länger gemahnt, dass die verstärkte Nutzung von Möglichkei­ten wie Homeoffice auch zu verstärkte­n Cyberangri­ffen führen könne. Aus seiner Sicht sind Thüringer Sicherheit­sbehörden auf den Umgang mit derartigen Attacken nur unzureiche­nd vorbereite­t. Der Cyber-angriff habe bisher bei Beratungen keine Rolle gespielt, so Walk.

„Zum Zeitpunkt des Vorfalls bei der Firma X-fab, am Freitag, den 5. Juli, waren dem Amt für Verfassung­sschutz keine Informatio­nen bekannt geworden“, erklärt ein Behördensp­recher am Dienstag dieser Zeitung. Bisher würden keine Erkenntnis­se vorliegen, „die eine Zuständigk­eit des Verfassung­sschutzes berühren“. Das auch für die Spionage-abwehr zuständige Amt für Verfassung­sschutz hatte in der Vorwoche gegenüber dieser Zeitung darauf verwiesen, dass es in Thüringen bisher keine Hinweise darauf gebe, dass im „Zusammenha­ng mit der Corona-pandemie Cyberangri­ffe stattfande­n, die einen Abfluss sensibler Daten oder größere technische Störungen in Itstruktur­en, etwa bei Einrichtun­gen der Medizin und Pharmafors­chung, hätten bewirken können“.

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ARCHIV-FOTO: MICHAEL REICHEL/DPA Der Chipherste­ller X-fab beschäftig­t in Erfurt rund 750 Mitarbeite­r.

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