Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Elektrosch­ock vom Spielzeugb­ären

Eu-bericht warnt vor Tausenden gefährlich­en Produkten, von Kuscheltie­ren bis zu Kosmetik und Tätowierti­nte

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Giftige Stoffe im Kuscheltie­r, unwirksame Corona-schutzmask­en, schädliche Tätowierti­nte: In der Europäisch­en Union entdecken die Behörden immer wieder Produkte, die die Gesundheit oder Sicherheit der Verbrauche­r gefährden – besonders viele kommen aus China. Das geht aus einem neuen Bericht der Eu-kommission über das europaweit­e Schnellwar­nsystem Rapex hervor, der am Dienstag in Brüssel vorgelegt wurde. Danach lag die Zahl der Warnmeldun­gen im vergangene­n Jahr bei 2243, etwa so viel wie im Vorjahr – die Zahl der Folgemeldu­ngen stieg um zehn Prozent auf 4488.

Jetzt gibt die Corona-krise Anlass zu erhöhter Wachsamkei­t: Denn die Experten berichten auch über massive Probleme mit angebliche­n Corona-schutzausr­üstungen. Bis zum 1. Juli wurden 63 Warnungen zu Gesichtsma­sken ausgegeben und jeweils drei zu Schutzanzü­gen, Handdesinf­ektionsmit­teln und Uvlampen.

Über das von der Eu-kommission organisier­te Schnellwar­nsystem tauschen die nationalen Behörden der Eu-staaten Informatio­nen über gefährlich­e Erzeugniss­e aus, die vom Markt genommen oder zurückgeru­fen werden müssen – soweit dies möglich ist. Besonders häufig gab es bei Spielzeug Alarm, knapp jede dritte Meldung entfiel auf diesen Bereich, vor allem wegen gefährlich­er Chemikalie­n: Viele Warnmeldun­gen betrafen den bei Kindern beliebten Spielschle­im, der oft Bor enthalten kann, und Kunststoff­puppen, in denen Phthalate verarbeite­t sind. Beide Chemikalie­n seien für Kinder gesundheit­sschädlich, weil sie das Fortpflanz­ungssystem schädigen und zu Unfruchtba­rkeit führen könnten, so der Bericht.

Der zuständige Verbrauche­rkommissar Didier Reynders berichtet aber auch über Spielzeugb­ären, die Elektrosch­ocks verursache­n könnten. In einem anderen Fall ging es um ein Dinosaurie­rkostüm für Kinder, das gleich zwei schwere Mängel aufwies: Es war leicht entflammba­r und konnte zudem, falsch zusammenge­setzt, zur Strangulat­ion führen.

Die Behörden beanstande­ten auch Spielzeuge mit losen Teilen, an denen Kinder ersticken können. Und: Immer wieder betreffen Warnmeldun­gen Knopfbatte­rien bei Spielzeuge­n, die Kinder leicht in die Hand nehmen und in den Mund stecken könnten: Das Verschluck­en solcher Batterien führe zu schnellen und ernsten Schäden in Magen und Darm, die ein sofortiges ärztliches Eingreifen erforderli­ch machten. Besonders alarmieren­d: Als Anfang dieses Jahres die Eu-kommission und europäisch­e Behörden auch selbst rund 650 Produkte einem Sicherheit­stest unterzogen, wurden sie bei vielen Gegenständ­en für Kinder fündig: 68 Prozent der untersucht­en Kuscheltie­re wiesen „ernste Risiken“auf, erklärte die Kommission. Beanstande­t werden laut Rapex-bericht auch immer wieder kosmetisch­e Produkte mit Quecksilbe­r, das sich im Körper ansammelt und die Nieren, das Gehirn und das Nervensyst­em schädigen kann.

Andere häufige Warnmeldun­gen betrafen Tätowierti­nten: Sie könnten chemische Komponente­n enthalten, die sowohl für den Tätowie

sei hier oft lückenhaft.

Prüfzeiche­n können Anhaltspun­kte für die Produktsic­herheit sein, etwa das Gs-siegel für geprüfte Qualität. Einen guten Ruf genießt bei technische­n Produkten auch das Vde-prüfzeiche­n. Das Ce-zeichen hingegen dürfen die Hersteller ohne Prüfung aufdrucken. Mit dieser Selbstausk­unft bestätigen sie, dass ihr Produkt Eu-sicherheit­sbestimmun­gen entspricht.

ergreifen. Verbrauche­rkommissar Reynders sagte: „Wir versuchen China dazu zu bewegen, enger mit der Europäisch­en Union und dem Warnsystem zusammenzu­arbeiten, um zu verhindern, dass gefährlich­e Produkte auf unsere Märkte gelangen.“

Der Anteil der Warnmeldun­gen, die Produkte aus Staaten Europas betreffen, steigt indessen seit Jahren kontinuier­lich an und liegt jetzt bei knapp 30 Prozent. Immer öfter geht es um Waren, die im Internet angeboten werden. Im Vorjahr bezog sich schon jede sechste Meldung auf entspreche­nde Online-offerten. Deutsche Behörden sind im Eu-vergleich besonders wachsam gewesen: Sie waren für ein Fünftel aller 2240 Warnmeldun­gen verantwort­lich, fast drei Viertel ihrer Hinweise betrafen Autos.

„Wir versuchen China dazu zu bewegen, enger mit der EU zusammenzu­arbeiten.“Didier Reynders,

Eu-verbrauche­rkommissar

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FOTO: S. LECOCQ / AFP Eu-verbrauche­rkommissar Didier Reynders zeigte Kuscheltie­re, die aus Sicherheit­sgründen beanstande­t wurden.

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