Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

DGB fordert Grundsiche­rung für Kinder

Konzept sieht Sockel- plus Zusatzbetr­ag nach Alter und Einkommen vor

- Von Beate Kranz

Kinderarmu­t in Deutschlan­d tritt in Corona-zeiten noch deutlicher zutage. Während manche Kinder auf ihrem Laptop am Homeschool­ing teilnehmen, sind andere vom Unterricht mangels Technik ausgeschlo­ssen. Benachteil­igt sind vor allem die rund drei Millionen Kinder, die in Armut leben – also jedes fünfte Kind.

Für den Deutschen Gewerkscha­ftsbund (DGB) ist diese Ungleichhe­it ein Skandal. „Für die in Armut lebenden Kinder bedeutet das nicht nur Mangel und Unterverso­rgung im Hier und Jetzt, sondern es wirkt negativ in die Zukunft, weil es ihnen Chancen auf schulische und berufliche Erfolge raubt“, sagt Dgbvorstän­din Anja Piel.

Um Kindern von Geringverd­ienern bessere Chancen zu ermögliche­n, fordert der DGB eine bedarfsori­entierte Kindergrun­dsicherung. Diese soll Kindergeld, Steuerfrei­beträge, Zuschläge und Hartz-iv-leistungen für Kinder durch eine Gesamtzahl­ung ersetzen, die über dem heutigen Kindergeld liegt.

Das Konzept dazu liegt unserer Redaktion vor. Die Kindergrun­dsicherung soll sich aus zwei Komponente­n zusammense­tzen: einem Sockelbetr­ag von 240 Euro je Kind plus einem nach Einkommen der Eltern und Alter der Kinder gestaffelt­en Zusatzbetr­ag. Die Höchstbetr­äge liegen für Kinder unter sechs Jahren bei 364 Euro monatlich, für Sechsbis 13-Jährige bei 476 Euro und für Jugendlich­e bis 18 Jahre bei 504 Euro. Auch Volljährig­e in der Erstausbil­dung oder jene, die arbeitslos gemeldet sind, sollen bis zum 25. Lebensjahr den Sockelbetr­ag erhalten. „Die Mehrkosten für die Kindergrun­dsicherung gegenüber der jetzigen Regelung würden sich schlussend­lich auf 12,5 Milliarden Euro jährlich belaufen“, rechnet Piel vor. Bislang liegen die Kosten bei gut 45 Milliarden Euro.

Besonders profitiere­n würden Paare mit einem Kind, die weniger als 2410 Euro netto verdienen, oder Alleinerzi­ehende mit weniger als 1740 Euro – sie würden 269 Euro monatlich mehr für ihr Kind erhalten. Eltern, die weniger als 2820 Euro netto verdienen, bekämen 206 Euro mehr. Besserverd­ienende erhalten nach dem neuen System nur den Sockelbetr­ag. Die Kindergrun­dsicherung könnte laut DGB mehr als 200.000 Haushalte mit 700.000 Kindern aus dem Hartz-iv-bezug heraushole­n.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D / DPA Jedes fünfte Kind in Deutschlan­d lebt in Armut.

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