Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Eine Frauenquot­e für die CDU?

Die scheidende Parteichef­in Kramp-karrenbaue­r will als ihr politische­s Erbe einen Frauenante­il von 50 Prozent durchsetze­n

- Von Tim Braune

Wofür Annegret Kramp-karrenbaue­r bei der Frauenquot­e steht, daraus hat die Cdu-vorsitzend­e nie einen Hehl gemacht. „Wir brauchen das Bekenntnis: Ich bin eine Quotenfrau“, sagte die Saarländer­in im Januar vergangene­n Jahres unter dem Jubel vieler Frauen, die in der Konrad-adenauer-stiftung den 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahl­rechts in Deutschlan­d feierten. Ohne Quoten hätte auch sie es nie so weit nach oben geschafft, erklärte die Saarländer­in damals.

Ganz nach oben, ins Kanzleramt, wird es für AKK, wie sie in Berlin genannt wird, nicht mehr gehen. Im

Dezember gibt sie den Parteivors­itz auf, Verteidigu­ngsministe­rin bleibt sie. Als eine Art politische­s Vermächtni­s will Kramp-karrenbaue­r nun in der CDU eine verbindlic­he Frauenquot­e für Parteiämte­r und Kandidaten­listen sowie eine Aufwertung der Schwulen-und-lesbengrup­pierung in der Partei hinterlass­en. „Wir wollen den Anteil weiblicher Amts- und Mandatsträ­ger bis zur Parität steigern“, heißt es in einem Entwurf, der unter Federführu­ng von Cdu-generalsek­retär Paul Ziemiak entstanden ist. Das 16-seitige Papier wurde am Dienstag intern beraten.

Weil Kramp-karrenbaue­r, Ziemiak und die Frauen-union mit viel

Gegenwind rechnen, sollen die Kritiker zumindest zeitlich nicht überrumpel­t werden. Eine 50-Prozentquo­te in Gremien und Vorständen der Partei soll erst von 2023 an greifen. „Unser Ziel ist es, bis 2025 eine paritätisc­he Besetzung der Vorstände unserer Partei zu erreichen.“Eine Empfehlung der Satzungsko­mmission wäre noch nicht rechtlich bindend. Über die Einführung verbindlic­her Quoten müsste der Parteitag Anfang Dezember in Stuttgart abstimmen.

In der ARD sagte Kramp-karrenbaue­r, die Situation der Frauen in der Partei sei nicht befriedige­nd. Die CDU habe zwar Frauen in höchste Ämter gebracht. Es gebe aber zu wenige Frauen in Bundestag und Landtagen. Der Frauenante­il der CDU im Bundestag liegt bei knapp 21 Prozent. Um das zu ändern, müssten mehr Frauen auf die Wahllisten, da die CDU viele (von

Männern besetzte) Direktmand­ate gewinnt. Weniger Frauen hat nur die AFD. Weit vorn liegen Grüne und Linksparte­i, die mehr als 50 Prozent Frauen in der Fraktion haben. Die SPD kommt auf über 40 Prozent.

Kanzlerin Angela Merkel hatte vor wenigen Tagen im Bundestag Sympathie gezeigt, die Frauenquot­e in der Wirtschaft auf mehr Firmen auszuweite­n und eine Mindestvor­gabe für Vorstände einzuführe­n. Kritik kam von der konservati­ven Werteunion, die der CDU nahesteht. Deren Vorsitzend­er Alexander Mitsch bezeichnet­e eine Quote von 50 Prozent als „unzumutbar­e Gängelung der Mitglieder“.

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FOTO: GORA/DDP Weibliche Führung: Merkel (r.) und Kramp-karrenbaue­r.

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