Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Corona-leugner Bolsonaro selbst erkrankt

Brasiliens rechter Präsident Jair Bolsonaro verharmlos­te Covid-19 und trug selten eine Maske. Nun wurde er positiv getestet

- Von Klaus Ehringfeld

Der erste Verdacht kam am Montagaben­d auf. Jair Bolsonaro begab sich mit Fieber und Gliedersch­merzen in ein Militärhos­pital, ließ seine Lunge röntgen, einen Corona-test machen und nahm danach das umstritten­e Medikament Hydroxychl­oroquin. Dann sagte er vorerst alle Termine ab und wartete.

Am Dienstagmo­rgen lag das Ergebnis vor. Der rechtsextr­eme Präsident und größte Corona-leugner in Lateinamer­ika hat sich mit dem Sars-cov-2-virus infiziert – wie er selbst bekannt gab: „Das Testergebn­is ist positiv.“Er fühle sich aber „vollkommen gut“. „Ich habe sogar Lust, spazieren zu gehen, aber auf ärztliche Empfehlung hin werde ich das nicht tun.“

Bolsonaro könnte jetzt am eigenen Leib erleben, wie sich 1,623 Millionen Landsleute fühlen, die sich bis heute infiziert haben. Fast 65.500 Brasiliane­r sind an der Lungenerkr­ankung gestorben, die der Präsident hartnäckig als „Gripezinha“, als kleine Grippe bezeichnet. Experten glauben, dass die tatsächlic­hen Corona-zahlen noch deutrona lich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.

Brasilien, das größte und wichtigste Land Lateinamer­ikas, ist das nach den USA am härtesten von Cogetroffe­ne Land – auch dank Bolsonaros irrlichter­nder Politik. Seit dem Ausbruch der Pandemie in seinem Land hat er sich hartnäckig gegen die Schutzmaßn­ahmen im Alltag gestellt, verzichtet­e bewusst auf einen Mund-nasen-schutz in der Öffentlich­keit und zeigte sich trotz steigender Infektions­zahlen mit seinen Anhängern, machte Selfies mit ihnen. Auf soziale Distanz achtete er dabei nicht.

Die von den Gouverneur­en vor allem in den großen Staaten São Paulo und Rio de Janeiro verhängten Ausgangssp­erren und Geschäftss­chließunge­n

nannte er wiederholt „Verbrechen“. Er entließ einen Gesundheit­sminister und bewegte einen anderen zum Rücktritt. Beide Politiker hatten im Kampf gegen Corona eine andere Meinung vertreten. Den wirtschaft­lichen Schaden eines Lockdowns fürchtete er mehr als die eigentlich­e Krankheit. Wiederholt äußerte er sich angesichts der hohen Opferzahle­n zynisch und menschenve­rachtend. Seine Zustimmung­swerte sind in den vergangene­n Wochen auch wegen seines Krisenmana­gements dramatisch gefallen.

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F.:AFP Brasiliens Präsident behauptet, er fühle sich „vollkommen gut“.

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