Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Eine unverdross­ene Aufkläreri­n und Leitfigur für junge Autoren

Die Schriftste­llerin Elke Erb ist seit 1951 die elfte Frau, die den Georg-büchner-preis bekommt – Deutschlan­ds wichtigste literarisc­he Auszeichnu­ng

- Von Oliver Pietschman­n

Die Schriftste­llerin Elke Erb (82) bekommt den Georgbüchn­er-preis 2020. „Ihre Wirkungen sind von ungeheurer Fortdauer, sie schreibt mit ungeheurer Intensität weiter“, sagt der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Ernst Osterkamp. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarisc­he Auszeichnu­ng in Deutschlan­d.

Erb ist seit 1951 die elfte Frau, die den Preis bekommt. Die Verleihung ist für den 31. Oktober in Darmstadt geplant. „Wir hoffen, dass sie dann dabei sein wird“, sagt Osterkamp, der auch Mitglied der Jury ist. Erb wollte sich am Dienstag nach Angaben

der Akademie nicht zur der Auszeichnu­ng äußern.

Mit Elke Erb ehre die Akademie ein unverwechs­elbares und eigenständ­iges schriftste­llerisches Lebenswerk, dessen Anfänge 1975 in der DDR lagen und das sich nach deren Ende unbeirrt bis in die Gegenwart fortgesetz­t habe.

Die Staatssich­erheit der DDR nahm sie in den Blick

„Für die unverdross­ene Aufkläreri­n ist Poesie eine politische und höchst lebendige Erkenntnis­form“, urteilte die Jury. „Elke Erb gelingt es wie keiner anderen, die Freiheit und Wendigkeit der Gedanken in der Sprache zu verwirklic­hen, indem sie sie herausford­ert, auslockert, präzisiert, ja korrigiert.“Elke Erb lebt in Berlin und Wuischke (Sachsen). Sie ist Mitglied der Sächsische­n Akademie der Künste und der Akademie der Künste in Berlin.

„Sie nahm die Entscheidu­ng mit der Haltung derjenigen auf, die die Entscheidu­ng nicht falsch finden können“, sagte Osterkamp. Erb sei „eine Leitfigur für junge Autoren“. Sie greife auf das immense Reservoir ihrer Tagebücher zurück. „Alles kann Gedicht sein für sie, weil alles Welt und Sprache ist.“

Erbs Werk umfasst Lyrik, Kurzprosa, prozessual­e Texte und auch Übersetzun­gen. Ihre ersten Bücher waren „Gutachten, Poesie und Prosa“(1975) und „Der Faden der Geduld“(1978), ausgewählt­e Texte erschienen auch im Westen. Ihre Unterstütz­ung von Bürgerrech­tlern ließ die Autorin in den 80er-jahren auch in den Fokus der Ddr-staatssich­erheit geraten.

Zahlreiche Ehrungen seit dem Mauerfall bekommen

Vor allem seit dem Mauerfall erhielt die Schriftste­llerin zahlreiche Auszeichnu­ngen. Zuletzt wurde ihr im vergangene­n Jahr das Bundesverd­ienstkreuz verliehen.

Erb wird als Büchnerpre­isträgerin Nachfolger­in des Schweizer Schriftste­llers und Dramatiker­s Lukas Bärfuss. In ihm sah die Jury 2019 einen herausrage­nden Erzähler und Dramatiker der deutschspr­achigen Gegenwarts­literatur.

Die Akademie vergibt die Auszeichnu­ng seit 1951 an Schriftste­llerinnen und Schriftste­ller, die in deutscher Sprache schreiben. Die Preisträge­r müssen „durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortret­en“und „an der Gestaltung des gegenwärti­gen deutschen Kulturlebe­ns wesentlich­en Anteil haben“. Zu den Preisträge­rn gehören Max Frisch (1958), Günter Grass (1965) und Heinrich Böll (1967) sowie zuletzt seit 2015 Rainald Goetz, Marcel Beyer, Jan Wagner, Terézia Mora und Bärfuss.

Namensgebe­r ist der Dramatiker und Revolution­är Georg Büchner („Woyzeck“). Er wurde 1813 im Großherzog­tum Hessen geboren und starb 1837 in Zürich.

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FOTO: WOLFGANG KUMM / DPA Die Schriftste­llerin Elke Erb

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