Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Rückzug der Maulwürfe
Obwohl er Gärtnern hilft, droht der kleine Wühler zu verschwinden
Vor der endgültigen Vertreibung des Maulwurfs warnt Naturschützer Ronald Bellstedt aus Gotha anlässlich der Wiedereröffnung der Ausstellung „Tiere des Jahres 2020“auf Schloss Friedenstein in Gotha. Die Schau ist wie das Schloss nach der Coronapause ab Dienstag, 14. Juli, wieder zu besichtigen. Eine Vitrine ist dem Maulwurf gewidmet, dem Wildtier des Jahres 2020. „Obwohl er auf der Roten Liste der geschützten Arten steht, wird sein Lebensraum in Thüringen immer kleiner. Einkaufszentren und Betriebe, die auf der sogenannten grünen Wiese gebaut werden, nehmen dem Maulwurf Lebensraum weg“, warnt Bellstedt, als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Friedenstein-stiftung auch Kurator der Ausstellung. In liebevoller und detailreicher Arbeit hat er die bedrohten Tiere in ihren Lebensräumen Szene gesetzt. Auch vom Maulwurf sind mehrere Präparate zu sehen. In der Natur bekommt man ihn dagegen kaum zu Gesicht. Zum einen, weil er unter der Erde lebt, zum anderen, weil er immer seltener wird. „In einigen Regionen Thüringens ist der Maulwurf so gut wie ausgestorben“, so Bellstedt. Dabei könne sich jeder Gärtner über die Hilfe des Wühlers freuen, lockert er doch die Erde auf, vertilgt Schädlinge und vertreibt Wühlmäuse, die als Pflanzenfresser vielen Wurzeln den Garaus machen. Der Maulwurf als Fleischfresser bevorzugt dagegen
Regenwürmer und auch Schnecken, die dem Gärtner das Leben schwer machen können. Zudem gilt der Maulwurf als Gradmesser für die Bodenqualität, denn sein Auftreten ist der Beweis für eine intakte Erd-kultur, für einen fruchtbaren Boden.
Gerade jetzt zur Paarungszeit machen sich Maulwürfe verstärkt bemerkbar. Bis zu 200 Meter lang sind die Röhren seines Tunnelsystems, dass sich der nahezu blinde Einzelgänger gräbt – seine winzigen, stecknadelkopfkleinen Augen sind im Fell versteckt und können lediglich Helligkeitsunterschiede wahrnehmen. Dafür hat der Maulwurf einen hervorragenden Geruchs- und Tastsinn. Bis zu sieben Meter pro Stunde buddelt sich der Maulwurf mit seinen Grabschaufeln durch die Erde.
Deshalb ist auch das Umsiedeln so schwierig, der Maulwurf mag spezielle Böden – er braucht für sein Tunnelsystem stabile Erde. Losen Sand und feste Steine mag er gar nicht. Daher hat Bellstedt kein Verständnis für Versuche, den Maulwurf zu verdrängen. „Er steht unter besonderem Schutz – und hilft dem Gärtner.“