Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Football-star bekommt Rekord-vertrag
Mahomes kassiert halbe Milliarde Dollar
Mit dem höchst dotierten Vertrag der Sportwelt stößt Football-superstar Patrick Mahomes ausgerechnet zu Corona-zeiten in gigantische Dimensionen vor. Ein Zehnjahres-deal mit der Aussicht auf mehr als einer halbe Milliarde Dollar machen den Quarterback der Kansas City Chiefs auch finanziell zum absoluten Schwergewicht der amerikanischen Footballliga NFL. Und doch offenbart der Mega-vertrag bei dem 24-Jährigen eine ähnliche Vorgehensweise wie von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks: Der Verzicht auf Geld für größere Chancen auf Erfolg. „Wir bleiben zusammen. Für eine lange Zeit“, hieß es.
Die Zahlen sind erst mal beeindruckend. Zusammen mit dem Gehalt für die beiden vergangenen Jahre bekommt Mahomes bis zur Saison 2031 477 Millionen Us-dollar, die durch Prämien auf bis zu 503 Millionen Us-dollar wachsen können. 140 Millionen Dollar sind ihm unter allen Umständen garantiert.
Wieso der Vergleich mit dem bescheidenen Basketballer Nowitzki dennoch nicht weit hergeholt ist? Weil Mahomes wegen seines Stellenwerts als Gesicht der Liga mehr hätte kriegen können. Im Us-sport sind Gehälter transparent. Also erfahren die Fans, dass Mahomes im ersten Jahr 47 Millionen Dollar weniger verdient, als etwa Russell Wilson von den Seattle Seahawks.
Natürlich verdient Mahomes wie Nowitzki sehr viel Geld. Aber der Vertrag ist für Kansas verbunden mit langfristiger Sicherheit auf der wichtigsten Position und Flexibilität für die Gehälter anderer Profis, die dem Team und dem Quarterback zu weiteren Titeln helfen sollen. Denn das ist es, was Mahomes will: Gewinnen.
Am Ende mundete der Bremer Entourage sogar das Bier mit Bügelverschluss aus schwäbischer Produktion. Einer nach dem anderen aus der grün-weißen Aufsichtsratsriege, vom Vorsitzenden Marco Bode über den Bauunternehmer Kurt Zech bis hin zum ehemaligen Volleyballpräsidenten Thomas Krohne, genehmigte sich auf der Haupttribüne im Heidenheimer Stadion an der Brenz einen tiefen Schluck aus brauner Pulle. Der SV Werder hatte auf der Schwäbischen Ostalb den Rettungsanker ausgeworfen, um sich mit dem 2:2 im Relegationsrückspiel beim 1. FC Heidenheim gerade noch vom Abgrund zu hangeln. Bald eilte der Geschäftsführerboss Klaus Filbry die Steintreppen hinunter, um seinen Cheftrainer innig zu umarmen.
Der aufgewühlte Florian Kohfeldt fasste die bewegenden Ereignisse prägnant zusammen: „Scheiß Saison, geiles Ende.“Er sei stolz, „dass ich durchgehalten habe“, bekannte der 37-Jährige, als er verpixelt auf der Videowand erschien, um die eingereichten Fragen zur virtuellen Pressekonferenz zu beantworten. Werders Führung scheint geneigt, ihm weiter zu vertrauen.
„Ich gehe davon aus, dass er Lust hat, den Weg weiterzugehen. Florian hat in einer ganz schwierigen Saison gezeigt, dass er solche Situationen meistern kann“, sagte Werders Geschäftsführer Frank Baumann. Kohfeldt erklärte, er wolle in Ruhe entscheiden, was das Beste für den Verein sei, denn: „Es kann kein ‚Weiter so‘ geben und es wird kein ‚Weiter so‘ geben.“
Ansonsten bat er um Nachsicht, dass er die von den Mitspielern in die Luft geworfene Legende Claudio Pizarro nicht mehr einwechseln konnte und warb um Verständnis, dass ihm bei aller Sehnsucht nach einer analytischen Einschätzung in erster Linie der Sinn nach Erholung stehe. Er werde sich, „egal was passiert, an irgendeinen Strand legen, wo mich keiner kennt und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.“Da wirkte einer ausgezehrt von der lange Zeit quälenden Ungewissheit, ob er derjenige sein werde, der den zweiten Abstieg nach 1980 zu verantworten hat.
Dabei liegen viele Gründe der Misere in Baumanns Bereich. Wie viel bei der Kaderplanung unter Werders Ehrenspielführer schiefgelaufen ist, zeigt sich jetzt auch: Beinahe grotesk, dass mit Klassenerhalt teure Kaufoptionen bei Leihspielern greifen, die zuletzt gar keine Rolle mehr spielten. Der dauerverletzte Ömer Toprak und der unstete Leonardo Bittencourt müssen für einen insgesamt zweistelligen Millionenbetrag fest verpflichtet werden, zudem verlängert sich das Leihgeschäft
mit dem völlig außer Tritt geratenen Davie Selke. Im Gegenzug verliert Werder seine wichtigste Stütze: Kevin Vogt kehrt nach Hoffenheim zurück. Wirbelwind Milot Rashica zieht es weg, womöglich zu RB Leipzig. Vielleicht müssen auch Torwart Jiri Pavlenka und andere Stammkräfte verkauft werden.
Viel spricht dafür, dass der vertraglich ohnehin bis 2023 gebundene Kohfeldt bleibt, wenn er Abstand gewonnen hat. Weil der Fußballlehrer eben auch Fan ist, konnte er jedoch nie eine Distanz zum Überlebenskampf aufbauen. Und so fiel erst in dieser Nacht, in der der Werder-tross noch per Charter über den Flughafen Nordholz/cuxhaven in die Heimat zurückkehrte, der ganze Ballast ab. Kohfeldt: „Wir waren so häufig abgestiegen, so häufig tot.“
Dass er mit neuen Schuhen beim Jubel über das erlösende 2:1 von Ludwig Augustinsson in der Nachspielzeit ausrutschte und schnell wieder aufstand, fügte sich ins Bild. Genauso, dass ein Ex-werderaner, der Fch-routinier Norman Theuerkauf – ein gebürtiger Nordhäuser und einst Jenaer Nachwuchsspieler – mit einem skurrilen Eigentor nach drei Minuten mithalf. Als Kohfeldt frisch geduscht zum Mannschaftsbus spazierte, schrie er noch ein lautes „Ja“über den Schlossberg, wo eine beträchtliche Zahl Menschen wartete. So weit war alles friedlich verlaufen, ehe gegen Mitternacht die Stimmung kippte. Fch-anhänger attackierten den Werder-bus, und fast zeitgleich kam es auch in Bremen zu Ausschreitungen mit von den Fans attackierten Polizeikräften, was nur beweist, dass selbst Geisterspiele ein Risiko sein können, wenn es um zu viel geht.
Am Ende spazierte Bremens Physiotherapeutin Laura Kersting, die zuletzt nicht nur die Muskeln von Fußballern behandelte, sondern an Spieltagen immer ihren Metallkoffer mit einem Gummihammer bearbeitete, eher still und leise mit dem Handy über den Rasen, um die frohe Botschaft vom Ligaverbleib zu übermitteln. Später wartete sie ausgelaugt am Gitterzaun auf die Spieler. Flasche Bier in der Hand. Abklatschen, Anstoßen, Erleichterung. Ende gut, aber nicht alles gut.