Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Talentierte Amazonen als Hoffnungsträger Interview der Woche
Der Vorsitzende des RFV Heiligenstadt/uder, Christian Böduel, über ein besonderes Reitturnier
Trotz der Coronaepidemie und den daraus resultierenden strengen Verhaltensregeln auch bei Sportveranstaltungen richtete der Reit- und Fahrverein (RFV) St. Martin Heiligenstadt/uder an den vergangenen zwei Wochenenden seine 5. Eichsfelder Pferdewoche mit Turnieren im Springreiten und in der Dressur erstmali in Thüringen aus. Mit dem engagierten 43-jährigen Vorsitzenden Christian Böduel, der auch noch als Trainer fungiert und dem Vorstand des Kreissportbundes Eichsfeld und des Thüringer Reit- und Fahrverbandes angehört, sprachen wir über seine Erfahrungen bei den Reitsport-veranstaltungen, über die Situation im Nachwuchsbereich und über seine ehrenamtliche Mehrfachbelastung im Sport.
Sie haben als erster Reitverein in der Coronakrise reitsportliche Turniere in Thüringen veranstaltet, wie fällt danach Ihr Fazit aus?
Dieses fällt insgesamt sehr positiv aus. Im Verlauf der beiden Turniere kristallisierte sich heraus, dass wir im Vorstand die richtige Entscheidung zum Wohle des Reitsports getroffen haben und im wahrsten Sinne des Wortes eine Vorreiterstelle für die Vereine einnehmen. Sämtliche Teilnehmer wie Reiter, Pfleger, Betreuer und Helfer haben sich strikt an den Hygieneplan gehalten und haben uns als Veranstalter damit das Leben leicht gemacht. Ich muss daher allen Aktiven sowie dem Organisationsteam ein großes Lob aussprechen.
Würden Sie mit den gemachten Erfahrungen und Rückschlüssen diesen Schritt noch einmal machen?
Auf jeden Fall würden wir es wieder so machen, auch nichts an den Abläufen verändern. Wir haben mit dem Parcourssprecher und den Informationen auf der elektronischen Anzeigetafel alles so gestaltet wie bei einem „normalen“Turnier mit zahlreichen Zuschauern. Alle Reiter aus nah und fern reisten nach den beiden Wochenenden zufrieden ab. Wir erhielten in den vergangenen Tagen noch zahlreiche Dankeschöns in den sozialen Medien, alle bedankten sich für die familiäre Atmosphäre.
Wie halten sich Ross und Reiter in der Coronazeit fit, können sie gemeinsam in der gewohnten Intensität trainieren?
Da es sich bei der Reiterei um einen Individualsport handelt, läuft das Training insgesamt normal weiter. Nach den Lockerungen in den vergangenen Wochen sowie der Rückkehr der Trainer wurde der Trainingsumfang wieder erhöht. Bei unseren beiden Turnieren konnte man gut beobachten, welche Reiter fit im Parcours und im Viereck ritten und welche noch Defizite hatten. Zwar gab es zuvor bereits einige reitsportliche Veranstaltungen in Niedersachsen, an den aber vornehmlich Profis starteten.
Wie sieht es momentan mit dem Nachwuchs im Springreiten und in der Dressur aus, speziell auch in Ihrem Verein?
In unserem RFV St. Martin Heiligenstadt/uder blicken wir auf eine gute Jugendarbeit zurück. In Pauline Linge, Anna Ziegenfuß und Katharina Jünemann verfügen wir über ein talentiertes Trio im Springreiten, das schon an Landes- und deutschen Meisterschaften teilgenommen hat. Den drei Amazonen traue ich es ohne Weiteres zu, auch im erwachsenen Reiterbereich Fuß zu fassen. Zurzeit verfügen wir erneut über einige vielversprechende Talente wie Annelie Bergener, Leticia Rott und Franziska Erben, die für die nahe Zukunft einiges erwarten lassen.
Sie sind ein viel beschäftigter Sportsmann als Vereinsvorsitzender, Trainer sowie Vorstandsmitglied im Kreissportbund und Thüringer Reit- und Fahrverband. Bleibt da neben dem Beruf noch viel Zeit für die Ehefrau und drei Kinder?
Da bleibt natürlich nicht mehr viel Zeit für die Familie und andere Hobbys. Wenn meine Frau Stefanie, die aus einer Reiterfamilie stammt, nicht so viel Verständnis und Nachsicht für mein ehrenamtliches Tun hätte, wären meine Aktivitäten in dem Umfang auf keinen Fall möglich. Ich werde von allen Seiten tatkräftig unterstützt. Für das Mitwirken im Kreissportbund und im Reitverband
wurde ich aufgrund meiner guten Vereinsarbeit angesprochen. In ihren Gremien arbeite ich zum Wohle des Sports mit.
Der RFV St. Martin Heiligenstadt/ Uder wird 2020 ganze 30 Jahre alt. Wird noch gefeiert und was ist vereinsmäßig für die nahe Zukunft geplant?
Wir stehen in der Planung für einen kleinen Festakt im Spätherbst. Allerdings steht momentan noch nicht fest, wie der aussehen könnte. Weiterhin diskutieren wir im Vereinsvorstand darüber, ob wir im September die Kreisjugendspiele auf unserer herrlichen Anlage nachholen. In knapp zwei Wochen starten Pauline Linge und Anna Ziegenfuß als Juniorinnen bis 18 Jahre sowie Katharina Jünemann als Junge Reiterin bis 21 Jahre bei den Landesmeisterschaften in Bad Liebenstein im Thüringer Wald.