Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Rot-rot-grünes Ultimatum

Die Koalition verlangt von der Union Unterschri­ften für die Neuwahl des Landtags

- Von Martin Debes

Erfurt. Vor der geplanten Selbstaufl­ösung des Thüringer Landtags erhöhen die rot-rot-grünen Koalitions­fraktionen den Druck auf die CDU. Ihre Forderung: Bereits der gemeinsame Antrag soll von mindestens 60 Abgeordnet­en unterzeich­net werden.

Alle vier Fraktionen müssten frühzeitig dokumentie­ren, dass die Zweidritte­l-Mehrheit für eine Neuwahl des Parlaments stehe, sagte Linke-Fraktionsc­hef Steffen Dittes. Die CDU sollte „während des gesamten Prozesses“deutlich machen, dass sie zu den getroffene­n Vereinbaru­ngen stehe. „Es ist unvorstell­bar, dass wir in eine Abstimmung hineingehe­n, in der wir uns wieder zum Spielball der AfD machen“, erklärte er.

Ähnlich argumentie­ren die Grünen: Ohne die 60 Unterschri­ften aus den Fraktionen von CDU, Linke, SPD und Grünen „gibt‘s keinen Auflösungs­antrag“, erklärte Fraktionsc­hefin Astrid Rothe-Beinlich ultimativ per Twitter. Rot-Rot-Grün werde alle 42 verfügbare­n Stimmen liefern. Die „spannende Frage“sei, ob 18 Stimmen aus der Fraktion kämen, die insgesamt 21 Abgeordnet­e zählt. Von AfD und FDP werde sich die Koalition jedenfalls „nicht abhängig“machen.

CDU-Fraktionsc­hef Mario Voigt wies die Forderung zurück. „RotRot-Grün sollte endlich lernen, dass man uns nicht zu irgendetwa­s zwingen kann“, sagte er. „Mit dieser linken Arroganz hat man schon genügend Schaden angerichte­t.“

Die CDU stehe zu der Vereinbaru­ng, gemeinsam mit Rot-Rot-Grün Neuwahlen einzuleite­n, erklärte Voigt. Dazu gehöre aber nicht, aus symbolpoli­tischen Gründen einen Antrag mit Zweidritte­l-Mehrheit einzubring­en, für den nur ein Drittel der Stimmen nötig sei. „Wir haben beim Haushalt und vielen anderen Abstimmung­en bewiesen, dass wir uns an das halten, was gegenseiti­g verabredet wurde“, sagte der Fraktionsc­hef.

„Ich vertraue Herrn Voigt zwar, wenn er sagt, dass die Fraktion steht“, sagte dazu SPD-Fraktionsc­hef Matthias Hey. „Wenn sie aber steht, dann kann sie auch in Gänze den Antrag mit unterschre­iben.“

Nach dem Skandal um die Wahl von Ministerpr­äsident Thomas

Kemmerich (FDP) mit Stimmen von AfD, Union und Liberalen im Februar 2020 hatten Rot-Rot-Grün und CDU einen sogenannte­n Stabilität­spakt geschlosse­n. Die Vereinbaru­ng sah nach der Wiederwahl von Regierungs­chef Bodo Ramelow (Linke) – bei der sich die CDU-Fraktion enthielt – eine parlamenta­rische Zusammenar­beit bis zur Neuwahl des Landtags vor.

Anfang dieses Jahres entschiede­n die vier Fraktionen, dass sich wegen der Pandemie der ursprüngli­ch für 25. April geplante Wahltermin nicht halten lasse. Die Landtagswa­hl soll nun mit der Bundestags­wahl am 26.

September stattfinde­n. Für die zuvor notwendige Selbstaufl­ösung des Landtags müssen mindestens 60 der 90 Abgeordnet­en stimmen. Der Antrag dafür ist von mindestens 30 Abgeordnet­en einzureich­en. Die Abstimmung soll am 19. Juli stattfinde­n. In der CDU-Fraktion gibt es bis zu sechs Abgeordnet­e, die Neuwahlen kritisch sehen, drei scheinen zu einem Nein entschloss­en. Damit dürfte die Entscheidu­ng sehr knapp ausfallen. Zuletzt hatten zwei ExCDU-Abgeordnet­e in einem Brief unter anderem vor einer Niederlage der Union bei Neuwahlen gewarnt und deshalb davon abgeraten.

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FOTO: SASCHA FROMM Die grüne Fraktionsv­orsitzende Astrid Rothe-Beinlich pocht darauf, dass 60 Abgeordnet­e von CDU, Linke, SPD und Grünen den Antrag zur Auflösung des Landtags unterschre­iben.

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