Atemlos durchs Gemüsebeet

Yasmina kommt keiner hinterher: Atemlos fegt die Elfjährige durch ihre Welt, auf der Jagd nach Obst, Gemüse und allem, woraus sie für wenig Geld wunderbare Gerichte zaubern kann. Kochen – nichts anderes will sie, seit sie eine Suppenkelle halten kann.

Sie lebt allein mit ihrem Vater und wenig Geld, bekommt Gemüse von Cyril und Marco, die sich in herzlicher Feindschaft verbunden sind. Der eine ist traditioneller Kleingärtner mit Giftspritze und Gartenzwerg, der andere Garten-Guerillero, der in Cyrils Beeten auch schonmal eine Samenbombe hochgehen lässt, um ihn von Pflanzenschutzmitteln abzubringen.

Was Yasmina mit den Kaninchen anstellt, um sie davon abzubringen, Möhren zu fressen (egal, ob gespritzt oder nicht), lässt die beiden verblüfft zurück – und die Leserin lachend und immer wieder die Doppelseite genießend, die sich Wauter Mannaert gönnt für ein unter Drogen gesetztes Kaninchen mit wirbelnden Pfoten, Köpfen und Gesichtsausdrücken, die nur allzugut nachvollziehen lassen, was sie ausgelöst hat.

Der belgische Comic-Künstler braucht wenige Worte und Sprechblasen, bietet aber eine Detail- und Ideenfülle, die ihresgleichen sucht. Er setzt Farben und Panelformen effektvoll ein; die Sequenzen können sich über zwei Seiten ziehen oder aus einer ganzseitigen Zeichnung bestehen – zum Beispiel, um das Ausmaß der Gefahr zu zeigen, droht, als die Gärten von Cyril und Marco plattgemacht werden. Denn ein Konzern wird dort gentechnisch veränderte Kartoffeln anbauen, die Menschen zu willenlosen Wesen machen. Weil damit ihnen allen die Lebensgrundlage genommen würde, begeben sich Yasmina, ihr Vater und die beiden Gärtner auf die unmöglich scheinende Mission, Konzern und Kartoffeln aufzuhalten.

Spannend und pfiffig setzt Mannaert sein Plädoyer gegen Gentechnik und Fast Food in Szene – zum Nachmachen, denn Yasminas Rezepte gibt es dazu. Natürlich nicht als simple Anleitungen, sondern als kleine Kunstwerke.

Leseprobe:

heuteschongelesen

Wauter Mannaert (Text/Illu.), Olav Korth (Lettering), Katrin Herzberg (Übers.): Yasmina und die Kartoffelkrise. Reprodukt, 160 Seiten, 20 Euro, ab 8 Jahre