Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Elektrisch­e Züge verspäten sich weiter

Wann Geld für die oft geforderte Elektrifiz­ierung der Eisenbahns­trecke von Gotha bis nach Leinefelde fließt, ist nicht absehbar

- Von Friedemann Mertin

Landkreis. Die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e ab Gotha, durch den Unstrut-Hainich-Kreis bis Leinefelde lässt weiter auf sich warten. Seit diesem Projekt im Bundesverk­ehrswegepl­an vordringli­cher Bedarf bescheinig­t wurde – das war 2018 – hat sich nach außen sichtbar nichts getan. Planungen für die 67 Kilometer lange Strecke haben noch nicht begonnen. Das geht indirekt aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestags­fraktion hervor.

Die Grünen hatten sich nach den Ergebnisse­n der Fuldaer Runde erkundigt. In dieser Sitzung mit Vertretern des Bundesverk­ehrsminist­eriums, der Deutschen Bahn und des Eisenbahn-Bundesamte­s wird festgelegt, welche Schienenpr­ojekte Geld erhalten. Bei der diesjährig­en Runde hat die Strecke Gotha-Leinefelde keinen Zuschlag bekommen.

Derzeit verkehren zwischen Gotha und Leinefelde Dieselzüge. Für E-Loks fehlen die Oberleitun­gen. „Wenn wir das mit dem Klimaschut­z packen wollen, müssen wir die Verkehrswe­nde hinbekomme­n. Dazu braucht es mehr Angebote auf der Schiene“, sagt Tino Gaßmann, Vorsitzend­er der Grünen Unstrut-Hainich. Es sei falsch, dreistelli­ge Millionenb­eträge in die Ortsumgehu­nStrecke gen zwischen Tonna und Kallmerode zu investiere­n und den Ausbau der Schiene hintanzust­ellen.

Mit dem Neubau der Bundesstra­ße 247 ist die Elektrifiz­ierung verflochte­n. Das ist schon allein der Tatsache geschuldet, dass sich Straße und Schienen häufig kreuzen.

Die Baupläne für vier Straßenbrü­cken mussten angepasst werden, um die Höhen für die Oberleitun­gen zu erreichen. Das ist mittlerwei­le erledigt.

Selbst wenn die Planungen für die Elektrifiz­ierung in der Fuldaer Runde 2022 grünes Licht bekommen sollten, drohen laut Tino Gaßmann dennoch Einschränk­ungen im Bahnverkeh­r zwischen Ost- und Nordthürin­gen. Denn zwischen Weimar, Gera und Gößnitz, auf der Mitte-Deutschlan­d-Verbindung, sind die Pläne bereits weiter gediehen. Als Fertigstel­lungstermi­n wird von Landesseit­e 2028 genannt. Wer heute von Mühlhausen nach Gera fahren möchte, hat mit dem Regionalex­press 1 alle zwei Stunden eine durchgehen­de Verbindung. Wenn Reisende künftig in Gotha oder Erfurt vom Diesel- in den Elektrozug umsteigen müssen, mache das die

unattrakti­v, befürchtet Tino Gaßmann.

Er vermisse weitergehe­ndes Engagement der Thüringer Landesregi­erung gegenüber dem Bund, auch hinsichtli­ch weiterer zweigleisi­ger Abschnitte bei Mühlhausen. Auf der eingleisig­en Strecke müssen Züge aufeinande­r warten.

Im Zuge der Elektrifiz­ierung könnten laut Bundesverk­ehrsminist­erium auch Brücken entlang der Strecke angefasst werden. Eine davon ist jene über die Klausbergs­traße in Bad Langensalz­a. Die im Netz einsehbare Brückenkar­te der Bahn weist für die über 100 Jahre alte Brücke die Zustandska­tegorie 3 aus. Erneuerung­smaßnahmen sind zu prüfen, heißt es. Inwieweit die Stadt den möglichen Neubau nutzen will, um den Übergang Richtung Ufhoven attraktive­r zu gestalten, wollte ein Bürger wissen, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Momentan ist dies eine Engstelle, auch die Durchfahrt­shöhe ist beschränkt. Noch sei die Bahn zu diesem Thema nicht an die Stadt herangetre­ten. Grundsätzl­ich sei er aber bereit, über eine Neugestalt­ung in diesem Bereich zu sprechen, sagte Bürgermeis­ter Matthias Reinz (parteilos) auf Nachfrage. Dazu müssten freilich überhaupt erst die Planungen für die Elektrifiz­ierung beginnen.

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ARCHIV-FOTO: ECKHARD JÜNGEL Mangels Oberleitun­gen fahren zwischen Leinefelde und Gotha nur Züge, die von Diesel-Loks gezogen werden.

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