Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Duell der Trainer-Aufsteiger
DFB-Pokal Im Finale treffen Leipzigs Nagelsmann und Dortmunds Terzic aufeinander
Berlin. Das Finale von Berlin wird zum Duell der neuen Trainergeneration. Niemals in der Geschichte des seit 1952 als DFB-Pokal durchgeführten Wettbewerbs standen sich zwei so junge Fußballlehrer in einem Endspiel gegenüber. Sowohl für den Leipziger Julian Nagelsmann (33) als auch für den Dortmunder Edin Terzic (38) bietet sich an diesem Donnerstag die Chance auf den ersten Titelgewinn im ProfiFußball. Nagelsmann hofft auf einen unvergesslichen Moment – mit großen Gefühlen und Tränen des Glücks: „Ich wurde mal U-19Meister, da habe ich am Spielfeldrand geweint. Von daher kann ich mir gar nicht ausmalen, wie emotional es wird, sollten wir mal einen Titel holen.“
Für Nagelsmann käme die erste wichtige Trophäe seiner Vita vor seinem Wechsel im Sommer zu den unersättlichen Titeljägern aus München gerade recht. Mit einem Sieg über die Borussia würde seine forsche Ankündigung beim Amtsantritt im Juli 2019 doch noch kurz vor dem Abschied aus Leipzig wahr werden: „Es ist ein Ziel, etwas Blechernes zu holen oder Gold oder Silber. Ich liebe es, eigene Fußstapfen zu hinterlassen.“
Wie groß diese Fußstapfen werden, hängt stark vom Ausgang der Partie in Berlin ab. Ein Erfolg verhilft dem erst vor zwölf Jahren gegründeten Club zum ersten großen Titel – und Nagelsmann zu einem Ehrenplatz in der Vereinshistorie. Zudem könnte der einstige Hoffenheimer Coach all jene Fans ein wenig besänftigen, die ihm seinen Wechsel zum FC Bayern trotz der hohen Rekordablöse übel nehmen.
Doch die bisherige Bilanz gegen den Revierclub verheißt wenig Gutes. Nur eins seiner elf BundesligaDuelle mit dem BVB ging zu Gunsten von Nagelsmann aus. Noch fünf Tage vor dem Showdown in Berlin unterlag sein Team in der Bundesliga 2:3 in Dortmund. Nagelsmann sehnt ein Ende dieses Fluchs herbei: „Es wird Zeit, dass wir mal ein Spiel gewinnen. Am Donnerstag haben wir die nächste Chance dazu. Da müssen wir es hinkriegen.“
Von einer Vita wie Nagelsmann, der binnen fünf Jahren vom Hoffenheimer Bundesliga-Novizen zum Cheftrainer des Branchenführers aufsteigt, kann Terzic derzeit nur träumen. Und doch hat sich der in Dortmund vom Favre-Assistenten zum Chef beförderte Deutsch-Kroate binnen nur fünf Monaten ein beachtliches Standing in der Fachwelt erworben. Mit viel Akribie und Leidenschaft trug er maßgeblich dazu bei, dass die für mangelnde Mentalität bekannte Dortmunder Borussia neuerdings als verschworene Einheit auftritt. Nach zuletzt fünf Bundesliga-Siegen in Serie rangiert der
BVB wieder auf einem ChampionsLeague-Platz.
Sein öffentliches Bekenntnis, BVB-Fan zu sein, ist keine taktische Koketterie, sondern Ausdruck echter Liebe. Mit leuchtenden Augen denkt er zurück an die vielen Reisen mit dem BVB zum Finale in die Hauptstadt. „Ich hatte das große Glück, mehrfach in Berlin dabei zu sein. Ich bin mit dem Auto hingefahren, mit dem Flieger hingeflogen, mit dem Sonderzug und mit dem Mitarbeiterzug hingefahren. Diesmal fahre ich zum ersten Mal mit dem Mannschaftsbus“, sagte Terzic. Die Frage, was ihm der erste Titel als Chefcoach bedeuten würde, ist ihm eher unangenehm: „Es geht nicht darum, dass ich, sondern dass wir den Pokal gewinnen – für die Fans, für den Verein, für die Mitarbeiter.“
Ein Sieg am Donnerstag würde die Spekulationen über seine Zukunft weiter anheizen. Längst wird Terzic bei mehreren BundesligaClubs gehandelt. Dass er sich in der kommenden Saison wieder mit seiner einstigen Rolle als Assistent begnügt und dem aus Mönchengladbach kommenden künftigen BVBCheftrainer Marco Rose zuarbeitet, erscheint unwahrscheinlich.
RB Leipzig – Borussia Dortmund, Donnerstag, 20.45 Uhr, ARD und Sky