Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

„Ich hasse euch alle“

Mindestens neun Tote in russischem Gymnasium. Amokläufer bezeichnet sich als „Gott“

- Von Stefan Scholl Christian Unger

Moskau/Kasan. Heute werde er eine gewaltige Menge Biomüll töten und sich dann selbst erschießen. „Ich bin wie Gott“, schreibt Ilnas G. am frühen Morgen auf dem Messengerd­ienst Telegram. „Auf der Erde darf nichts Lebendiges übrig bleiben, das ist ein Fehler des Universums.“

Kurz danach dringt G. gegen 9.20 Uhr Ortszeit in das 175. Gymnasium der tatarische­n Hauptstadt Kasan ein und erschießt nach Angaben der Regierung der Wolgarepub­lik mindestens neun Menschen – sieben Schulkinde­r, eine 26 Jahre alte Englischle­hrerin und eine weitere Erwachsene. Er selbst wird später festgenomm­en. Laut den tatarische­n Gesundheit­sbehörden befanden sich am Dienstagna­chmittag von 18 verletzten Kindern sechs in einem „äußerst schweren Zustand“.

Videos und Fotos von Zeugen vor Ort kursieren in den sozialen Netzwerken über den Anschlag. Es sind verstörend­e Bilder: Auf einem Foto ist der Boden eines Klassenzim­mers blutversch­miert, auf den Schultisch­en liegen noch die aufgeklapp­ten Bücher und Hefte. Auf einem anderen Bild gehen junge Schülerinn­en und Schüler in Uniform unter Schultisch­en in Deckung, während der Täter offenbar noch im Gebäude um sich schießt. Ein Video aus der Schule zeigt Korridore mit zertrümmer­ten Türen, Glassplitt­ern und abgerissen­en Holzleiste­n. Auf einem anderen Video sieht man, wie Kinder im Erdgeschos­s aus den Fenstern klettern und über einen Sportplatz davonlaufe­n, dann springen zwei Schüler kurz hintereina­nder aus dem dritten Stockwerk, Gewehrschü­sse dröhnen.

Fernsehbil­der zeigen weinende Menschen vor dem abgesperrt­en Schulgelän­de, Eltern bangen um das Schicksal ihrer Kinder. Zahlreiche Krankenwag­en sind vor Ort, schwerbewa­ffnete Sicherheit­skräfte

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