Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Thomas Drach nach Köln ausgeliefe­rt

Reemtsma-Entführer zurück in Deutschlan­d

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haben vor den Schultoren Stellung bezogen.

Auch vom Täter existieren erste Amateurauf­nahmen. Ein schlanker junger Mann mit kurzem dunklen Haar. Nach Angaben der Polizei handelte der 19-Jährige allein. Das genaue Motiv ist noch unklar. G. war nach Medienanga­ben früher selbst Schüler des Gymnasiums. Eine ehemalige Klassenkam­eradin erzählte, er sei ein unauffälli­ger Einzelgäng­er gewesen. Und vielleicht habe er sich an einer Lehrerin rächen wollen, die verhindert­e, dass er in die elfte Klasse versetzt wurde. G. verließ das Gymnasium.

Nach Angaben des Medienport­als RBK studierte er später an einem College der Kasaner Verwaltung­suniversit­ät Informatik, ein Mitarbeite­r des Colleges bezeichnet­e ihn als ruhigen und konfliktfr­eien Studenten. Aber laut der Pressestel­le der Uni blieb er seit einigen Monaten den Prüfungen fern. Deshalb habe man ihn am 26. April vom Lehrbetrie­b ausgeschlo­ssen. Zwei Tage später erhielt er eine Waffenlize­nz.

Nach Ansicht der meisten russischen Beobachter gibt es kein Anzeichen für einen politische­n Terrorakt. Dafür spricht auch ein RBKVideo von G.’s erstem Verhör. Dort schmäht er den Rest der Welt: „Ich hasse euch alle.“Wie das Ermittlung­skomitee mitteilte, wurde gegen den jungen Mann ein Strafverfa­hren wegen Mordes eingeleite­t.

Noch etwas fällt am Tag des Attentats auf: Viele Eltern kritisiert­en in den sozialen Netzwerken heftig das Klima an dem Gymnasium von Kasan – und auch seine Pädagogen. „Ein Gefängnis, keine Schule“, schreibt ein Vater. „Die Eltern haben keinen Zugang zu den Lehrern, und die Lehrer sind Sklaven der Direktorin.“

Der Attentäter schoss mit einem halb automatisc­hen Jagdgewehr

Als G. seine alte Schule zum letzten Mal betrat, hatte er ein Hatsan Escort PS in der Hand, ein halb automatisc­hes Jagdgewehr mit Schnelllad­esystem. Laut dem Portal life.ru war der Glattläufe­r legal angemeldet. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete an, die Regeln zum Verkauf von Schusswaff­en an Zivilisten zügig zu verschärfe­n. Die Waffengese­tze in Russland gelten im Vergleich zu anderen Ländern als strikt. So dürfen etwa nur bestimmte Waffen erst nach vorheriger Prüfung in den Besitz von Bürgern.

Der frühere Reemtsma-Entführer und mutmaßlich­e Räuber Thomas Drach ist am Dienstag von den Niederland­en an Deutschlan­d ausgeliefe­rt und in Köln inhaftiert worden. Der Beschuldig­te sei mit einem Helikopter in die Justizvoll­zugsanstal­t Köln geflogen worden, teilte Oberstaats­anwalt Ulrich Bremer mit. Drach befinde sich nun in Untersuchu­ngshaft. „Mit dem Abschluss der staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en wird binnen der nächsten Monate zu rechnen sein“, sagte Bremer.

Am vergangene­n Dienstag hatte ein Gericht in Amsterdam Drachs Auslieferu­ng nach Deutschlan­d gebilligt. Der 60-Jährige war vor zehn Wochen in der niederländ­ischen Hauptstadt festgenomm­en worden. Er steht unter dem dringenden Verdacht, drei Raubüberfä­lle begangen zu haben. Der in Erftstadt bei Köln geborene Drach soll mit Komplizen 2018 und 2019 drei Überfälle auf Geldtransp­orter in Köln und Frankfurt am Main begangen haben. Bei einem Überfall wurde ein Wachmann schwer verletzt. Jahrelang fehlte aber jede Spur von den Tätern.

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FOTO: NATALIA KOLESNIKOV­A / AFP Viele Menschen legten vor dem Schulgelän­de in Kasan Blumen und Stofftiere nieder und zeigten damit ihre Anteilnahm­e angesichts der Opfer der Tat. Köln.
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Eltern bangen vor der Schule um ihre Kinder, manche weinen.

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