Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Tom Cruise gibt seine Golden Globes zurück
Hollywoods Preis-Jury gerät in die Kritik. Vorwurf: Dem Verband gehören keine Schwarzen an
Washington. Hollywoods Verband der Auslandspresse, der alljährlich die Golden Globes verleiht, gerät unter Druck: 78 Jahre nach Gründung der für die Verleihung der nach Oscar und Emmy wichtigsten Film- und Fernsehpreise in Amerika geht es der Vereinigung an den Kragen.
Die kaum 90 Mitglieder starke Hollywood Foreign Press Association, kurz HFPA, sieht sich massiver Kritik ausgesetzt: Aus Protest gegen rassistische Personalpolitik – es gibt keinen einzigen Schwarzen in dem einer Geheimloge ähnelnden Club – und wegen diverser Mauscheleivorwürfe hat Großschauspieler
Tom Cruise drei Globes, die er für „Geboren am 4. Juli“(1990), „Jerry Maguire – Spiel des Lebens“(1997) und „Magnolia“(2000) gewonnen hatte, nach Medienberichten zurückgegeben. Und der TV-Sender NBC, der sich seit 1996 die jährlich zuletzt von 20 Millionen Menschen verfolgte Übertragung zweistellige Millionensummen kosten ließ, schaltet im nächsten Jahr ab. Frühestens 2023 will man wieder einsteigen. Wenn bis dahin „echte Reformen“in Kraft getreten sind.
Außerdem haben die Streamingdienste Netflix und Amazon die Zusammenarbeit mit der 1943 gegründeten Vereinigung auf Eis gelegt.
Stars wie Scarlett Johansson rufen dazu auf, der HFPA fernzubleiben. Manche Mitglieder hätten ihr bei Pressekonferenzen Fragen gestellt, die an „sexuelle Belästigung grenzten“.
Die mächtige Bugwelle gegen die HFPA geht auf eine Recherche der „Los Angeles Times“zurück. Darin erscheint die Organisation, die sich privilegierten Zugang zu Stars und Sternchen gesichert hat, als schmarotzerhaft und korrupt. Mit der Filmbranche bestehe ein beinahe inzüchtiges Beziehungsgeflecht.
Die HFPA hat sich erste Reformen verordnet, die Kritikern „nicht tiefgreifend genug“sind. So soll laut Präsident Ali Sar bis 2023 die Mitgliedschaft nahezu verdoppelt werden, vorzugsweise durch Afroamerikaner.