Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Ein Leben für kranke Tiere

Gnadenhof Heile Seele hat Zelte in Weilrode aufgeschla­gen. Das ganze Gelände muss noch ausgebaut werden

- Von Sebastian Grimm

Weilrode. Mit einem Stupser ans Schienbein macht Ziegenbock Pacco auf sich aufmerksam. „Er ist der Star auf unserem Hof“, sagt Ann Christin Pabst. Sie und viele Gleichgesi­nnte, unter ihnen Ute Tzscheetzs­ch, geben auf dem Lebenshof Heile Seele kranken und traumatisi­erten Tieren ein Zuhause.

Ein Zuhause, bis die Tiere von selbst sterben. „Unser Tag besteht aus Füttern und Medikament­engabe für die kranken Tiere“, erzählt Ann Christin Pabst und erhält den nächsten Stupser von Pacco. Nach den Streichele­inheiten auf den Armen von „Frauchen“zeigt sich der Ziegenbock zufrieden und geht auf dem Gelände auf eine Entdeckung­stour, denn er hat mit sechs Monaten noch viel zu entdecken.

Derweil schaut Ute Tzscheetzs­ch nach den Minischwei­nen, die wie weitere rund 150 Tiere bereits auf dem Hof einen Platz gefunden haben. „Emma ist mit ihren 16 Jahren die älteste, aber noch sehr mobil“, sagt Tzscheetzs­ch, die wie die weiteren zehn Helfer genau weiß, was sie auf dem Hof zu erledigen hat, wenn sie aus Herzberg angereist ist. „Jeder kennt seine Aufgaben. Es ist alles genau eingeteilt“, so Ann Christin Pabst.

Wollershau­sen war bis November des vergangene­n Jahres die Heimat des Vereins Tierschutz­hof Heile Seele, dessen Vorsitzend­e Ann Christin Pabst ist. Dort war man aber nur Mieter, und der Platz reichte nicht mehr aus. „Zum Glück konnte ich den alten Gasthof in Weilrode kaufen“, erzählt die Vereinsvor­sitzende. Gebäude und Gelände seien optimal, um den Tieren ihren Lebensaben­d zu verschöner­n.

Im Dezember stand der Umzug an – längst ist nicht alles fertig. „Wir sind gerade dabei, alles winterfest zu machen und Unterständ­e zu bauen“, beschreibt Pabst die kurzfristi­gen Ziele. Wenn alles fertig ist, hofft sie, dass auch viele Menschen auf dem Hof ein- und ausgehen. Nicht nur einfach, um Tiere zu streicheln, sondern um vom Alltag zu entschleun­igen. All dies können die

Tiere leisten, ist sich die Tierschütz­erin sicher, die zudem froh ist, dass bereits Menschen aus Weilrode auf den Hof kommen und helfen. In

Wollershau­sen seien es nur drei gewesen, doch mit dem Umzug hat sich alles verbessert. „Wir sind jetzt zehn Helfer. Während des Lockdowns waren es noch mehr. Jetzt gehen die Leute wieder arbeiten, haben nicht mehr so viel Zeit“, berichtet Ute Tzscheetzs­ch, die wie Ann Christin Pabst auf weitere Unterstütz­ung hofft. Sei es als Helfer auf dem Hof oder als Unterstütz­er mit Sach- und Geldspende­n. Denn es braucht Futter für die Tiere.

Klagen wollen die beiden Tierschütz­erinnen aber nicht, denn sie erhalten von Landwirten aus Bartolfeld­e und Wollershau­sen Heu und Stroh. Die Mühle in Scharzfeld liefert jeden Monat Futter im Wert von 1300 Euro. Doch die Futterkost­en belaufen sich auf rund 3000 Euro im Monat, so dass jede Hilfe willkommen ist.

Und die Zahl der Tiere nimmt zu. Erst in dieser Woche stand ein großer Karton vor der Hofeinfahr­t. Als Ann Christin Pabst, die auf dem Hof mit Helfer Markus wohnt, öffnete, blickten ihr fünf junge Hähne entgegen, die nun mit den Kaninchen, Meerschwei­nchen, Tauben, Hühnern, Kälbern und vielen anderen Tieren auf dem Hof leben werden. „Wir sind kein Streichelz­oo“, sagt die Vereinsvor­sitzende bewusst, denn es komme immer wieder vor, dass Eltern mit ihren Kindern vor der Tür stehen und ihnen die Tiere zeigen wollen.

„Wir sind gern bereit Führungen zu machen, zu zeigen, wie die Tiere leben, und dass sie eine Seele wie wir Menschen haben. Wir müssen wieder einen besseren Bezug zu den Tieren bekommen. Es sind Lebewesen“, sagt Ann Christin Pabst.

Wer den Tierschutz­hof unterstütz­en möchte, kann per Mail an tierschutz­hof_heile_seele@gmx.de zu Ann Christin Pabst Kontakt aufnehmen

-APOTHEKEN

Samstag GROßBODUNG­EN

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Der kleine Ziegenbock Pacco holt sich jeden tag seine Streichele­inheiten bei Ann Christin Pabst ab.
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Kaninchen und Meerschwei­nchen haben in einem großen Gehege ihren Platz auf dem Hof.

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