Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Ein Leben für kranke Tiere
Gnadenhof Heile Seele hat Zelte in Weilrode aufgeschlagen. Das ganze Gelände muss noch ausgebaut werden
Weilrode. Mit einem Stupser ans Schienbein macht Ziegenbock Pacco auf sich aufmerksam. „Er ist der Star auf unserem Hof“, sagt Ann Christin Pabst. Sie und viele Gleichgesinnte, unter ihnen Ute Tzscheetzsch, geben auf dem Lebenshof Heile Seele kranken und traumatisierten Tieren ein Zuhause.
Ein Zuhause, bis die Tiere von selbst sterben. „Unser Tag besteht aus Füttern und Medikamentengabe für die kranken Tiere“, erzählt Ann Christin Pabst und erhält den nächsten Stupser von Pacco. Nach den Streicheleinheiten auf den Armen von „Frauchen“zeigt sich der Ziegenbock zufrieden und geht auf dem Gelände auf eine Entdeckungstour, denn er hat mit sechs Monaten noch viel zu entdecken.
Derweil schaut Ute Tzscheetzsch nach den Minischweinen, die wie weitere rund 150 Tiere bereits auf dem Hof einen Platz gefunden haben. „Emma ist mit ihren 16 Jahren die älteste, aber noch sehr mobil“, sagt Tzscheetzsch, die wie die weiteren zehn Helfer genau weiß, was sie auf dem Hof zu erledigen hat, wenn sie aus Herzberg angereist ist. „Jeder kennt seine Aufgaben. Es ist alles genau eingeteilt“, so Ann Christin Pabst.
Wollershausen war bis November des vergangenen Jahres die Heimat des Vereins Tierschutzhof Heile Seele, dessen Vorsitzende Ann Christin Pabst ist. Dort war man aber nur Mieter, und der Platz reichte nicht mehr aus. „Zum Glück konnte ich den alten Gasthof in Weilrode kaufen“, erzählt die Vereinsvorsitzende. Gebäude und Gelände seien optimal, um den Tieren ihren Lebensabend zu verschönern.
Im Dezember stand der Umzug an – längst ist nicht alles fertig. „Wir sind gerade dabei, alles winterfest zu machen und Unterstände zu bauen“, beschreibt Pabst die kurzfristigen Ziele. Wenn alles fertig ist, hofft sie, dass auch viele Menschen auf dem Hof ein- und ausgehen. Nicht nur einfach, um Tiere zu streicheln, sondern um vom Alltag zu entschleunigen. All dies können die
Tiere leisten, ist sich die Tierschützerin sicher, die zudem froh ist, dass bereits Menschen aus Weilrode auf den Hof kommen und helfen. In
Wollershausen seien es nur drei gewesen, doch mit dem Umzug hat sich alles verbessert. „Wir sind jetzt zehn Helfer. Während des Lockdowns waren es noch mehr. Jetzt gehen die Leute wieder arbeiten, haben nicht mehr so viel Zeit“, berichtet Ute Tzscheetzsch, die wie Ann Christin Pabst auf weitere Unterstützung hofft. Sei es als Helfer auf dem Hof oder als Unterstützer mit Sach- und Geldspenden. Denn es braucht Futter für die Tiere.
Klagen wollen die beiden Tierschützerinnen aber nicht, denn sie erhalten von Landwirten aus Bartolfelde und Wollershausen Heu und Stroh. Die Mühle in Scharzfeld liefert jeden Monat Futter im Wert von 1300 Euro. Doch die Futterkosten belaufen sich auf rund 3000 Euro im Monat, so dass jede Hilfe willkommen ist.
Und die Zahl der Tiere nimmt zu. Erst in dieser Woche stand ein großer Karton vor der Hofeinfahrt. Als Ann Christin Pabst, die auf dem Hof mit Helfer Markus wohnt, öffnete, blickten ihr fünf junge Hähne entgegen, die nun mit den Kaninchen, Meerschweinchen, Tauben, Hühnern, Kälbern und vielen anderen Tieren auf dem Hof leben werden. „Wir sind kein Streichelzoo“, sagt die Vereinsvorsitzende bewusst, denn es komme immer wieder vor, dass Eltern mit ihren Kindern vor der Tür stehen und ihnen die Tiere zeigen wollen.
„Wir sind gern bereit Führungen zu machen, zu zeigen, wie die Tiere leben, und dass sie eine Seele wie wir Menschen haben. Wir müssen wieder einen besseren Bezug zu den Tieren bekommen. Es sind Lebewesen“, sagt Ann Christin Pabst.
Wer den Tierschutzhof unterstützen möchte, kann per Mail an tierschutzhof_heile_seele@gmx.de zu Ann Christin Pabst Kontakt aufnehmen
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