Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
AfD-Abgeordneter wortlos auf der Anklagebank
Torsten Czuppon (55) wird „falsche Verdächtigung“vorgeworfen. Zeugen erinnern sich an Details
Sömmerda. In der AfD-Fraktion des Thüringer Landtages fehlt ein Abgeordneter als die Parlamentsdebatten am Mittwoch beginnen. Torsten Czuppon hat einen Termin. Der Abgeordnete der AfD muss zum Gericht, tauscht die Abgeordnetenbank gegen die Anklagebank.
Die Staatsanwaltschaft wirft Czuppon „falsche Verdächtigung“vor. Das geht auf eine Anzeige zurück, die er selbst 2019 gegen einen Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald und gegen einen Mitarbeiter der „Mobilen Beratung Mobit“stellte. Ihnen wirft er Verleumdung vor, weil sie behauptet hätten, Czuppon trug bei einem Seminar in im Jahr 2017 ein Shirt der in rechtsextremen Kreisen bekannten und vor allem beliebten Marke „Thor Steinar“. Denn das wurde von der Thüringer Polizei zum Anlass für ein Disziplinarverfahren gegen den 55-Jährigen genommen, der vor seiner Wahl zum Abgeordneten im Jahr 2019 seinen Dienst bei der Bereitschaftspolizei versah. In seiner Funktion als Polizeibeamter nahm er auch an dem Seminar in Buchenwald teil.
Verhandelt wird nun darüber, ob der Abgeordnete die Anzeige nur erstattet hat, um zu verschleiern, dass er dieses Shirt getragen und damit zwei Personen unrechtmäßig einer Verleumdung verdächtigt hat.
Czuppon gibt sich am Mittwoch genauso wortlos, wie schon in der Vergangenheit, als eine Anfrage unserer Redaktion zu dem Thema unbeantwortet geblieben ist. Auf der Anklagebank sitzt er im blauen Anzug mit hellblauer Krawatte, dokumentiert seine Zugehörigkeit zur vom Verfassungsschutz in Thüringen beobachteten AfD mit einem Parteianstecker am Revers. Der Abgeordnete lässt seinen Anwalt reBuchenwald den, der vor allem versucht, die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu erschüttern mit Fragen wie „Wissen Sie noch, wie das Wetter war?“, „Was hatten Sie an?“, „Wie sind Sie zur Veranstaltung gekommen?“
Der Verteidiger hat nur mäßigen Erfolg. Die Zeugen erinnern noch an erstaunlich viele Details des Buchenwaldseminars vor vier Jahren. Und eben auch – abgesehen von einem Zeugen, der sich nicht zu erinnern vermag – übereinstimmend, dass der Polizist jenes Shirt trug, das im Nachgang der Modemarke der extremen Rechten zugeordnet werden konnte, und anderen Seminarteilnehmern mit rechten Äußerungen negativ aufgefallen war.
Der Prozess wird fortgesetzt.